sepolis und Pasargadä zu erreichen; die Jahreszeit war nichts we- niger als günstig, denn es mußte schon tiefer Schnee in den Ber- gen liegen, es mußten die kurzen Tage, die langen und kalten Nächte den an sich schon beschwerlichen Weg noch schwieriger ma- chen; es kam dazu, daß man Widerstand von Seiten der Uxier und noch mehr von Seiten des Ariobarzanes, der sich nach der Schlacht von Gaugamela mit vielen Tausenden nach Persien geworfen hatte, erwarten konnte. Dennoch eilte Alexander gen Persien, so- wohl um sich des Landes, der Schätze von Persepolis und Pasar- gadä und des Weges ins Innere Irans zu versichern, als auch wohl besonders, damit nicht durch längeres Zögern dem Perserkönige Zeit zu ausgedehnten Rüstungen gelassen würde, und er sich etwa von Medien hierher wendete, um die Heimath des Persischen Kö- nigthumes und die hohe Pforte der Achämeniden hinter den so schwierigen Persischen Pässen zu vertheidigen. -- So zog Alexan- der mit seinem Heere über die Ebene Susianas; in wenigen Tagen überschritt er den Pasitigris und betrat das Gebiet der thalländischen Uxier, die, schon dem Perserkönige unterworfen und unter der Herrschaft des Susianischen Satrapen, sich ohne Weite- res ergaben. Die Berguxier dagegen sandten Abgeordnete an Ale- xander mit der Botschaft: nicht anders würden sie ihm den Durch- zug nach Persis gestatten, als wenn sie die Geschenke, die die Per- serkönige gegeben hätten, auch von ihm erhielten. Je wichtiger die freie Passage nach dem oberen Lande war, desto weniger konnte Alexander sie in den Händen eines so trotzigen Bergvolkes lassen; er ließ ihnen sagen, sie möchten nur in die Engpässe kommen, und sich dort ihr Theil holen.
Mit der Leibschaar und den anderen Hypaspisten, mit noch etwa achttausend Mann meist leichter Truppen wandte er sich, von Susianern geführt, bei Nachtzeit auf einen anderen sehr schwierigen Gebirgspfad, der von den Uxiern unbesetzt geblieben war; mit Ta-
Diodor (XIX. 21.) bezeichnet diesen großen Weg von Susa gen Perse- polis sehr anschaulich: er sei bis zu der Klimax (den Persischen Päs- sen) Hohlweg und mühsam, dann frei in einer luftigen Bergebene, vom Pasitigris bis Persepolis habe das Heer vierundzwanzig Tage gebraucht (es sind gegen funfzig Meilen).
ſepolis und Paſargadä zu erreichen; die Jahreszeit war nichts we- niger als günſtig, denn es mußte ſchon tiefer Schnee in den Ber- gen liegen, es mußten die kurzen Tage, die langen und kalten Nächte den an ſich ſchon beſchwerlichen Weg noch ſchwieriger ma- chen; es kam dazu, daß man Widerſtand von Seiten der Uxier und noch mehr von Seiten des Ariobarzanes, der ſich nach der Schlacht von Gaugamela mit vielen Tauſenden nach Perſien geworfen hatte, erwarten konnte. Dennoch eilte Alexander gen Perſien, ſo- wohl um ſich des Landes, der Schätze von Perſepolis und Paſar- gadä und des Weges ins Innere Irans zu verſichern, als auch wohl beſonders, damit nicht durch längeres Zögern dem Perſerkönige Zeit zu ausgedehnten Rüſtungen gelaſſen würde, und er ſich etwa von Medien hierher wendete, um die Heimath des Perſiſchen Kö- nigthumes und die hohe Pforte der Achämeniden hinter den ſo ſchwierigen Perſiſchen Päſſen zu vertheidigen. — So zog Alexan- der mit ſeinem Heere über die Ebene Suſianas; in wenigen Tagen überſchritt er den Paſitigris und betrat das Gebiet der thalländiſchen Uxier, die, ſchon dem Perſerkönige unterworfen und unter der Herrſchaft des Suſianiſchen Satrapen, ſich ohne Weite- res ergaben. Die Berguxier dagegen ſandten Abgeordnete an Ale- xander mit der Botſchaft: nicht anders würden ſie ihm den Durch- zug nach Perſis geſtatten, als wenn ſie die Geſchenke, die die Per- ſerkönige gegeben hätten, auch von ihm erhielten. Je wichtiger die freie Paſſage nach dem oberen Lande war, deſto weniger konnte Alexander ſie in den Händen eines ſo trotzigen Bergvolkes laſſen; er ließ ihnen ſagen, ſie möchten nur in die Engpäſſe kommen, und ſich dort ihr Theil holen.
Mit der Leibſchaar und den anderen Hypaspiſten, mit noch etwa achttauſend Mann meiſt leichter Truppen wandte er ſich, von Suſianern geführt, bei Nachtzeit auf einen anderen ſehr ſchwierigen Gebirgspfad, der von den Uxiern unbeſetzt geblieben war; mit Ta-
Diodor (XIX. 21.) bezeichnet dieſen großen Weg von Suſa gen Perſe- polis ſehr anſchaulich: er ſei bis zu der Klimax (den Perſiſchen Päſ- ſen) Hohlweg und mühſam, dann frei in einer luftigen Bergebene, vom Paſitigris bis Perſepolis habe das Heer vierundzwanzig Tage gebraucht (es ſind gegen funfzig Meilen).
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ſepolis und Paſargadä zu erreichen; die Jahreszeit war nichts we-
niger als günſtig, denn es mußte ſchon tiefer Schnee in den Ber-
gen liegen, es mußten die kurzen Tage, die langen und kalten
Nächte den an ſich ſchon beſchwerlichen Weg noch ſchwieriger ma-
chen; es kam dazu, daß man Widerſtand von Seiten der Uxier
und noch mehr von Seiten des Ariobarzanes, der ſich nach der
Schlacht von Gaugamela mit vielen Tauſenden nach Perſien geworfen
hatte, erwarten konnte. Dennoch eilte Alexander gen Perſien, ſo-
wohl um ſich des Landes, der Schätze von Perſepolis und Paſar-
gadä und des Weges ins Innere Irans zu verſichern, als auch
wohl beſonders, damit nicht durch längeres Zögern dem Perſerkönige
Zeit zu ausgedehnten Rüſtungen gelaſſen würde, und er ſich etwa
von Medien hierher wendete, um die Heimath des Perſiſchen Kö-
nigthumes und die hohe Pforte der Achämeniden hinter den ſo
ſchwierigen Perſiſchen Päſſen zu vertheidigen. — So zog Alexan-
der mit ſeinem Heere über die Ebene Suſianas; in wenigen
Tagen überſchritt er den Paſitigris und betrat das Gebiet der
thalländiſchen Uxier, die, ſchon dem Perſerkönige unterworfen und
unter der Herrſchaft des Suſianiſchen Satrapen, ſich ohne Weite-
res ergaben. Die Berguxier dagegen ſandten Abgeordnete an Ale-
xander mit der Botſchaft: nicht anders würden ſie ihm den Durch-
zug nach Perſis geſtatten, als wenn ſie die Geſchenke, die die Per-
ſerkönige gegeben hätten, auch von ihm erhielten. Je wichtiger
die freie Paſſage nach dem oberen Lande war, deſto weniger konnte
Alexander ſie in den Händen eines ſo trotzigen Bergvolkes laſſen;
er ließ ihnen ſagen, ſie möchten nur in die Engpäſſe kommen, und
ſich dort ihr Theil holen.
Mit der Leibſchaar und den anderen Hypaspiſten, mit noch etwa
achttauſend Mann meiſt leichter Truppen wandte er ſich, von
Suſianern geführt, bei Nachtzeit auf einen anderen ſehr ſchwierigen
Gebirgspfad, der von den Uxiern unbeſetzt geblieben war; mit Ta-
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46) Diodor (XIX. 21.) bezeichnet dieſen großen Weg von Suſa gen Perſe-
polis ſehr anſchaulich: er ſei bis zu der Klimax (den Perſiſchen Päſ-
ſen) Hohlweg und mühſam, dann frei in einer luftigen Bergebene,
vom Paſitigris bis Perſepolis habe das Heer vierundzwanzig Tage
gebraucht (es ſind gegen funfzig Meilen).
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/256>, abgerufen am 22.11.2024.
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