ren konnte, das Uebrige aber zu möglichst ausgedehnten Werbungen für die große Armee bestimmt wurde.
Während des etwa dreißigtägigen Aufenthaltes in Babylon war Susa, die Stadt der Persischen Hoflager und der königlichen Schätze, auf gütlichem Wege gewonnen worden. Denn schon von Arbela aus hatte Alexander den Macedonier Philoxenus, wie es scheint an der Spitze eines leichten Corps, vorausgesandt, um sich der Stadt und der königlichen Schätze zu versichern; er erhielt jetzt von ihm den Bericht, daß sich Susa freiwillig ergeben hätte, daß die Schätze gerettet seien, daß sich der Satrap Abulites der Gnade Alexanders unterwerfe 35. Alexander langte zwanzig Tage nach seinem Aufbruch von Babylon in Susa an 36); er nahm sofort die ungeheueren Schätze in Besitz, die in der hohen Burg der Stadt, dem Kissischen Memnonium der Griechischen Dichter, seit den ersten Perserkönigen aufgehäuft lagen 37); allein des Goldes und Silbers waren funfzigtausend Talente 38), dazu noch die aufgehäuften Vorräthe von Purpur, Rauchwerk, edlen Gesteinen, der ganze überreiche Hausrath des üppigsten aller Höfe, auch mehrfache Beute aus Griechenland von Xerxes Zeit her, na- mentlich die Erzbilder der Tyrannenmörder Harmodius und Aristo- giton, die Alexander den Athenern als Geschenk zurücksandte.
Während das Heer noch in Susa und an den Ufern des Choaspes verweilte, kam Amyntas, der General der vierten Pha- lanx, welcher vor einem Jahre von Gaza aus auf Werbung nach
35 Nach Diod. XVII. 65. erzählten einige Schriftsteller, Abulites habe von Darius den Befehl erhalten, sich und die Schätze von Susa den Macedoniern hinzugeben, um Alexander aufzuhalten, damit er selbst Zeit zur Flucht und zu neuen Rüstungen gewönne; eine sonder- bare Kriegslist; cf. Curt. V. 2. 8.
36) Nach Klitarch bei Cur- tius und Diodor läßt Alexander seine Truppen in der Ebene von Sitacene auf dem Wege nach Susa rasten, um ihnen Zeit zu geben, sich von der Ausschweifung und Trunkenheit, der in Babylon das Heer fast erlegen, zu erholen. Es war nur nicht viel Zeit übrig, wenn die große Armee einen Weg von sechszig Meilen in zwanzig Tagen machen wollte.
37)Strabo XV. p. 317. 329.
38)Ar- rian. III. 16. 12. Curt. V. 2. 11; andere Zahlen bei Plut. 36. Strab. p. 322.
ren konnte, das Uebrige aber zu möglichſt ausgedehnten Werbungen für die große Armee beſtimmt wurde.
Während des etwa dreißigtägigen Aufenthaltes in Babylon war Suſa, die Stadt der Perſiſchen Hoflager und der königlichen Schätze, auf gütlichem Wege gewonnen worden. Denn ſchon von Arbela aus hatte Alexander den Macedonier Philoxenus, wie es ſcheint an der Spitze eines leichten Corps, vorausgeſandt, um ſich der Stadt und der königlichen Schätze zu verſichern; er erhielt jetzt von ihm den Bericht, daß ſich Suſa freiwillig ergeben hätte, daß die Schätze gerettet ſeien, daß ſich der Satrap Abulites der Gnade Alexanders unterwerfe 35. Alexander langte zwanzig Tage nach ſeinem Aufbruch von Babylon in Suſa an 36); er nahm ſofort die ungeheueren Schätze in Beſitz, die in der hohen Burg der Stadt, dem Kiſſiſchen Memnonium der Griechiſchen Dichter, ſeit den erſten Perſerkönigen aufgehäuft lagen 37); allein des Goldes und Silbers waren funfzigtauſend Talente 38), dazu noch die aufgehäuften Vorräthe von Purpur, Rauchwerk, edlen Geſteinen, der ganze überreiche Hausrath des üppigſten aller Höfe, auch mehrfache Beute aus Griechenland von Xerxes Zeit her, na- mentlich die Erzbilder der Tyrannenmörder Harmodius und Ariſto- giton, die Alexander den Athenern als Geſchenk zurückſandte.
Während das Heer noch in Suſa und an den Ufern des Choaspes verweilte, kam Amyntas, der General der vierten Pha- lanx, welcher vor einem Jahre von Gaza aus auf Werbung nach
35 Nach Diod. XVII. 65. erzählten einige Schriftſteller, Abulites habe von Darius den Befehl erhalten, ſich und die Schätze von Suſa den Macedoniern hinzugeben, um Alexander aufzuhalten, damit er ſelbſt Zeit zur Flucht und zu neuen Rüſtungen gewönne; eine ſonder- bare Kriegsliſt; cf. Curt. V. 2. 8.
36) Nach Klitarch bei Cur- tius und Diodor läßt Alexander ſeine Truppen in der Ebene von Sitacene auf dem Wege nach Suſa raſten, um ihnen Zeit zu geben, ſich von der Ausſchweifung und Trunkenheit, der in Babylon das Heer faſt erlegen, zu erholen. Es war nur nicht viel Zeit übrig, wenn die große Armee einen Weg von ſechszig Meilen in zwanzig Tagen machen wollte.
37)Strabo XV. p. 317. 329.
38)Ar- rian. III. 16. 12. Curt. V. 2. 11; andere Zahlen bei Plut. 36. Strab. p. 322.
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[238/0252]
ren konnte, das Uebrige aber zu möglichſt ausgedehnten Werbungen
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Während des etwa dreißigtägigen Aufenthaltes in Babylon
war Suſa, die Stadt der Perſiſchen Hoflager und der königlichen
Schätze, auf gütlichem Wege gewonnen worden. Denn ſchon
von Arbela aus hatte Alexander den Macedonier Philoxenus,
wie es ſcheint an der Spitze eines leichten Corps, vorausgeſandt,
um ſich der Stadt und der königlichen Schätze zu verſichern; er
erhielt jetzt von ihm den Bericht, daß ſich Suſa freiwillig ergeben
hätte, daß die Schätze gerettet ſeien, daß ſich der Satrap Abulites
der Gnade Alexanders unterwerfe 35. Alexander langte zwanzig
Tage nach ſeinem Aufbruch von Babylon in Suſa an 36); er
nahm ſofort die ungeheueren Schätze in Beſitz, die in der hohen
Burg der Stadt, dem Kiſſiſchen Memnonium der Griechiſchen
Dichter, ſeit den erſten Perſerkönigen aufgehäuft lagen 37); allein
des Goldes und Silbers waren funfzigtauſend Talente 38), dazu
noch die aufgehäuften Vorräthe von Purpur, Rauchwerk, edlen
Geſteinen, der ganze überreiche Hausrath des üppigſten aller Höfe,
auch mehrfache Beute aus Griechenland von Xerxes Zeit her, na-
mentlich die Erzbilder der Tyrannenmörder Harmodius und Ariſto-
giton, die Alexander den Athenern als Geſchenk zurückſandte.
Während das Heer noch in Suſa und an den Ufern des
Choaspes verweilte, kam Amyntas, der General der vierten Pha-
lanx, welcher vor einem Jahre von Gaza aus auf Werbung nach
35 Nach Diod. XVII. 65. erzählten einige Schriftſteller, Abulites
habe von Darius den Befehl erhalten, ſich und die Schätze von Suſa
den Macedoniern hinzugeben, um Alexander aufzuhalten, damit er
ſelbſt Zeit zur Flucht und zu neuen Rüſtungen gewönne; eine ſonder-
bare Kriegsliſt; cf. Curt. V. 2. 8.
36) Nach Klitarch bei Cur-
tius und Diodor läßt Alexander ſeine Truppen in der Ebene von
Sitacene auf dem Wege nach Suſa raſten, um ihnen Zeit zu geben,
ſich von der Ausſchweifung und Trunkenheit, der in Babylon das
Heer faſt erlegen, zu erholen. Es war nur nicht viel Zeit übrig,
wenn die große Armee einen Weg von ſechszig Meilen in zwanzig
Tagen machen wollte.
37) Strabo XV. p. 317. 329.
38) Ar-
rian. III. 16. 12. Curt. V. 2. 11; andere Zahlen bei Plut. 36.
Strab. p. 322.
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/252>, abgerufen am 16.02.2025.
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