Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].Sofort beschloß Alexander den Bau der Stadt beginnen zu 52) Cf. intpp. ad Curt. IV. 8. 53) Es ist nicht der Mühe werth,
die vielen zum Theil abgeschmackten Sagen über die Gründung Ale- xandrias hier zu wiederholen. Das politische Verhältniß der neuen Stadt, obschon von keinem der Geschichtschreiber Alexanders genauer bezeichnet, ergiebt sich ziemlich deutlich; sie war durchaus Griechische Koloniestadt, und nur die Griechischen Einwohner galten als Alexan- driner (Polyb. XXXIV. 14.). Die früheren Bewohner von Rakotis dagegen und die Kaufleute aus Kanobus, die in die Stadt aufgenom- men wurden (Aristot. Oecon. III. 33.), so wie die sonstigen Aegypter und Libyer in der Stadt, mögen in dem Verhältniß von Metöken in ihr gewohnt haben; cf. Plin. ep. X. 5. Ueber die Privilegien der Juden, die sich hier ansiedelten, s. Niebuhr über den Armenischen Eusebius p. 61. (Abhandl. d. Berl. Akadem. 1821). Sofort beſchloß Alexander den Bau der Stadt beginnen zu 52) Cf. intpp. ad Curt. IV. 8. 53) Es iſt nicht der Mühe werth,
die vielen zum Theil abgeſchmackten Sagen über die Gründung Ale- xandrias hier zu wiederholen. Das politiſche Verhältniß der neuen Stadt, obſchon von keinem der Geſchichtſchreiber Alexanders genauer bezeichnet, ergiebt ſich ziemlich deutlich; ſie war durchaus Griechiſche Kolonieſtadt, und nur die Griechiſchen Einwohner galten als Alexan- driner (Polyb. XXXIV. 14.). Die früheren Bewohner von Rakotis dagegen und die Kaufleute aus Kanobus, die in die Stadt aufgenom- men wurden (Aristot. Oecon. III. 33.), ſo wie die ſonſtigen Aegypter und Libyer in der Stadt, mögen in dem Verhältniß von Metöken in ihr gewohnt haben; cf. Plin. ep. X. 5. Ueber die Privilegien der Juden, die ſich hier anſiedelten, ſ. Niebuhr über den Armeniſchen Euſebius p. 61. (Abhandl. d. Berl. Akadem. 1821). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0218" n="204"/> <p>Sofort beſchloß Alexander den Bau der Stadt beginnen zu<lb/> laſſen; er ſelbſt, ſo wird erzählt, wollte den Plan der Stadt, die<lb/> Straßen und Märkte, die Lage der Tempel für die Griechiſchen<lb/> Götter und für die Aegyptiſche Iſis ſeinem Baumeiſter Dinokrates<lb/> bezeichnen; da eben nichts Anderes zur Hand war, ließ er ſeine<lb/> Macedonier ihr Mehl als Grundriß der neuen Stadt ausſtreuen,<lb/> worauf unzählige Vögel von allen Seiten herangeflogen kamen und<lb/> von dem Mehle zu freſſen begannen, ein Zeichen, das der weiſe<lb/> Ariſtander erfreulich genug auf den künftigen Wohlſtand und aus-<lb/> gebreiteten Handel der Stadt deutete <note place="foot" n="52)"><hi rendition="#aq">Cf. intpp. ad Curt. IV.</hi> 8.</note>. Es iſt bekannt, auf<lb/> wie außerordentliche Weiſe dieſes Zeichen und Alexanders Wün-<lb/> ſche erfüllt worden ſind; in Kurzem ſollte die Bevölkerung der<lb/> Stadt ins Ungeheuere wachſen, ihr Handel Indien und Europa ver-<lb/> binden, ſie ſollte der Mittelpunkt für das Helleniſtiſche Leben der<lb/> nächſten Jahrhunderte, die Heimath der aus dem Orient und Oc-<lb/> cident zuſammenſtrömenden Weltbildung und Weltliteratur, das herr-<lb/> lichſte und dauerndſte Denkmal des großen Alexander werden <note place="foot" n="53)">Es iſt nicht der Mühe werth,<lb/> die vielen zum Theil abgeſchmackten Sagen über die Gründung Ale-<lb/> xandrias hier zu wiederholen. Das politiſche Verhältniß der neuen<lb/> Stadt, obſchon von keinem der Geſchichtſchreiber Alexanders genauer<lb/> bezeichnet, ergiebt ſich ziemlich deutlich; ſie war durchaus Griechiſche<lb/> Kolonieſtadt, und nur die Griechiſchen Einwohner galten als Alexan-<lb/> driner (<hi rendition="#aq">Polyb. XXXIV.</hi> 14.). Die früheren Bewohner von Rakotis<lb/> dagegen und die Kaufleute aus Kanobus, die in die Stadt aufgenom-<lb/> men wurden (<hi rendition="#aq">Aristot. Oecon. III.</hi> 33.), ſo wie die ſonſtigen Aegypter<lb/> und Libyer in der Stadt, mögen in dem Verhältniß von Metöken<lb/> in ihr gewohnt haben; <hi rendition="#aq">cf. Plin. ep. X.</hi> 5. Ueber die Privilegien der<lb/> Juden, die ſich hier anſiedelten, ſ. Niebuhr über den Armeniſchen<lb/> Euſebius <hi rendition="#aq">p.</hi> 61. (Abhandl. d. Berl. Akadem. 1821).</note>.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [204/0218]
Sofort beſchloß Alexander den Bau der Stadt beginnen zu
laſſen; er ſelbſt, ſo wird erzählt, wollte den Plan der Stadt, die
Straßen und Märkte, die Lage der Tempel für die Griechiſchen
Götter und für die Aegyptiſche Iſis ſeinem Baumeiſter Dinokrates
bezeichnen; da eben nichts Anderes zur Hand war, ließ er ſeine
Macedonier ihr Mehl als Grundriß der neuen Stadt ausſtreuen,
worauf unzählige Vögel von allen Seiten herangeflogen kamen und
von dem Mehle zu freſſen begannen, ein Zeichen, das der weiſe
Ariſtander erfreulich genug auf den künftigen Wohlſtand und aus-
gebreiteten Handel der Stadt deutete 52). Es iſt bekannt, auf
wie außerordentliche Weiſe dieſes Zeichen und Alexanders Wün-
ſche erfüllt worden ſind; in Kurzem ſollte die Bevölkerung der
Stadt ins Ungeheuere wachſen, ihr Handel Indien und Europa ver-
binden, ſie ſollte der Mittelpunkt für das Helleniſtiſche Leben der
nächſten Jahrhunderte, die Heimath der aus dem Orient und Oc-
cident zuſammenſtrömenden Weltbildung und Weltliteratur, das herr-
lichſte und dauerndſte Denkmal des großen Alexander werden 53).
52) Cf. intpp. ad Curt. IV. 8.
53) Es iſt nicht der Mühe werth,
die vielen zum Theil abgeſchmackten Sagen über die Gründung Ale-
xandrias hier zu wiederholen. Das politiſche Verhältniß der neuen
Stadt, obſchon von keinem der Geſchichtſchreiber Alexanders genauer
bezeichnet, ergiebt ſich ziemlich deutlich; ſie war durchaus Griechiſche
Kolonieſtadt, und nur die Griechiſchen Einwohner galten als Alexan-
driner (Polyb. XXXIV. 14.). Die früheren Bewohner von Rakotis
dagegen und die Kaufleute aus Kanobus, die in die Stadt aufgenom-
men wurden (Aristot. Oecon. III. 33.), ſo wie die ſonſtigen Aegypter
und Libyer in der Stadt, mögen in dem Verhältniß von Metöken
in ihr gewohnt haben; cf. Plin. ep. X. 5. Ueber die Privilegien der
Juden, die ſich hier anſiedelten, ſ. Niebuhr über den Armeniſchen
Euſebius p. 61. (Abhandl. d. Berl. Akadem. 1821).
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