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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].

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schieden, und zugleich der Zug nach Aegypten sicher und des Erfol-
ges gewiß; und sei erst Aegypten unterworfen, so brauche man we-
gen der Angelegenheiten in Griechenland nicht weiter besorgt zu
sein; den Zug nach Babylon könne man, über die heimischen
Dinge beruhigt, mit desto größeren Erwartungen beginnen, da dann
die Perser zugleich vom Meere und von den Ländern diesseits des
Euphrat abgeschnitten seien 32). -- Die Versammlung überzeugte
sich leicht von der Nothwendigkeit, die stolze Seestadt zu unterwer-
fen; aber ohne Flotte sie anzugreifen, geschweige denn sie zu er-
obern, schien unmöglich. Alexander wollte; kühne Pläne
durch kühnere Mittel zu verwirklichen gewohnt, beschloß er die
Inselstadt dem Festlande wiederzugeben, um dann erst die ei-
gentliche Belagerung zu beginnen; ein Unternehmen, für dessen
Größe und Schwierigkeit in der That des Königs Traum vom
Herakles, an dessen Hand er in die Thore der Stadt hineinzugehen
glaubte, bedeutsam genug war.

Neutyrus, auf einer Insel von einer halben Meile Umfang
erbauet, war vom festen Lande durch eine Meerenge von etwa tau-
send Schritt Breite getrennt, die in der Nähe der Insel etwa
noch drei Faden Fahrwasser hatte, in der Nähe des Strandes da-
gegen seicht und schlammig war. Alexander beschloß an dieser Stelle
einen Damm durch das Meer zu legen; das Material dazu liefer-
ten die Gebäude 33) des von den Einwohnern verlassenen Alt-
tyrus und die Cedern des waldigen Libanon; Pfähle ließen sich
leicht in den weichen Meeresgrund eintreiben, und der Schlamm
diente dazu, die eingelassenen Werkstücke mit einander zu verbinden.
Mit dem größten Eifer wurde gearbeitet, der König selbst war häu-

32) Arrian. II. 17. Die Rede scheint nicht fingirt zu sein. --
33) Curtius und Diodor haben wohl nicht Unrecht, wenn sie von
Alexander Alttyrus, das noch existirte (Scylax p. 42. ed. Hudson),
für den Zweck des Dammbaues zerstört werden lassen; die Bevölke-
rung hatte sich nach der Inselstadt geflüchtet, und gehörte mit zu den
xenois bei Arrian. II. 24. 9. Was sonst von den beiden oben genann-
ten Schriftstellern bei der Belagerung der Inselstadt erzählt wird, ist
nur so weit glaubwürdig, als es durch Arrian bestätigt wird. Die
Entfernung der Insel vom Festlande giebt Scylax auf vier Stadien,
Plinius auf siebenhundert Passus an.

ſchieden, und zugleich der Zug nach Aegypten ſicher und des Erfol-
ges gewiß; und ſei erſt Aegypten unterworfen, ſo brauche man we-
gen der Angelegenheiten in Griechenland nicht weiter beſorgt zu
ſein; den Zug nach Babylon könne man, über die heimiſchen
Dinge beruhigt, mit deſto größeren Erwartungen beginnen, da dann
die Perſer zugleich vom Meere und von den Ländern dieſſeits des
Euphrat abgeſchnitten ſeien 32). — Die Verſammlung überzeugte
ſich leicht von der Nothwendigkeit, die ſtolze Seeſtadt zu unterwer-
fen; aber ohne Flotte ſie anzugreifen, geſchweige denn ſie zu er-
obern, ſchien unmöglich. Alexander wollte; kühne Pläne
durch kühnere Mittel zu verwirklichen gewohnt, beſchloß er die
Inſelſtadt dem Feſtlande wiederzugeben, um dann erſt die ei-
gentliche Belagerung zu beginnen; ein Unternehmen, für deſſen
Größe und Schwierigkeit in der That des Königs Traum vom
Herakles, an deſſen Hand er in die Thore der Stadt hineinzugehen
glaubte, bedeutſam genug war.

Neutyrus, auf einer Inſel von einer halben Meile Umfang
erbauet, war vom feſten Lande durch eine Meerenge von etwa tau-
ſend Schritt Breite getrennt, die in der Nähe der Inſel etwa
noch drei Faden Fahrwaſſer hatte, in der Nähe des Strandes da-
gegen ſeicht und ſchlammig war. Alexander beſchloß an dieſer Stelle
einen Damm durch das Meer zu legen; das Material dazu liefer-
ten die Gebäude 33) des von den Einwohnern verlaſſenen Alt-
tyrus und die Cedern des waldigen Libanon; Pfähle ließen ſich
leicht in den weichen Meeresgrund eintreiben, und der Schlamm
diente dazu, die eingelaſſenen Werkſtücke mit einander zu verbinden.
Mit dem größten Eifer wurde gearbeitet, der König ſelbſt war häu-

32) Arrian. II. 17. Die Rede ſcheint nicht fingirt zu ſein. —
33) Curtius und Diodor haben wohl nicht Unrecht, wenn ſie von
Alexander Alttyrus, das noch exiſtirte (Scylax p. 42. ed. Hudson),
für den Zweck des Dammbaues zerſtört werden laſſen; die Bevölke-
rung hatte ſich nach der Inſelſtadt geflüchtet, und gehörte mit zu den
ξένοις bei Arrian. II. 24. 9. Was ſonſt von den beiden oben genann-
ten Schriftſtellern bei der Belagerung der Inſelſtadt erzählt wird, iſt
nur ſo weit glaubwürdig, als es durch Arrian beſtätigt wird. Die
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Plinius auf ſiebenhundert Paſſus an.
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[184/0198] ſchieden, und zugleich der Zug nach Aegypten ſicher und des Erfol- ges gewiß; und ſei erſt Aegypten unterworfen, ſo brauche man we- gen der Angelegenheiten in Griechenland nicht weiter beſorgt zu ſein; den Zug nach Babylon könne man, über die heimiſchen Dinge beruhigt, mit deſto größeren Erwartungen beginnen, da dann die Perſer zugleich vom Meere und von den Ländern dieſſeits des Euphrat abgeſchnitten ſeien 32). — Die Verſammlung überzeugte ſich leicht von der Nothwendigkeit, die ſtolze Seeſtadt zu unterwer- fen; aber ohne Flotte ſie anzugreifen, geſchweige denn ſie zu er- obern, ſchien unmöglich. Alexander wollte; kühne Pläne durch kühnere Mittel zu verwirklichen gewohnt, beſchloß er die Inſelſtadt dem Feſtlande wiederzugeben, um dann erſt die ei- gentliche Belagerung zu beginnen; ein Unternehmen, für deſſen Größe und Schwierigkeit in der That des Königs Traum vom Herakles, an deſſen Hand er in die Thore der Stadt hineinzugehen glaubte, bedeutſam genug war. Neutyrus, auf einer Inſel von einer halben Meile Umfang erbauet, war vom feſten Lande durch eine Meerenge von etwa tau- ſend Schritt Breite getrennt, die in der Nähe der Inſel etwa noch drei Faden Fahrwaſſer hatte, in der Nähe des Strandes da- gegen ſeicht und ſchlammig war. Alexander beſchloß an dieſer Stelle einen Damm durch das Meer zu legen; das Material dazu liefer- ten die Gebäude 33) des von den Einwohnern verlaſſenen Alt- tyrus und die Cedern des waldigen Libanon; Pfähle ließen ſich leicht in den weichen Meeresgrund eintreiben, und der Schlamm diente dazu, die eingelaſſenen Werkſtücke mit einander zu verbinden. Mit dem größten Eifer wurde gearbeitet, der König ſelbſt war häu- 32) Arrian. II. 17. Die Rede ſcheint nicht fingirt zu ſein. — 33) Curtius und Diodor haben wohl nicht Unrecht, wenn ſie von Alexander Alttyrus, das noch exiſtirte (Scylax p. 42. ed. Hudson), für den Zweck des Dammbaues zerſtört werden laſſen; die Bevölke- rung hatte ſich nach der Inſelſtadt geflüchtet, und gehörte mit zu den ξένοις bei Arrian. II. 24. 9. Was ſonſt von den beiden oben genann- ten Schriftſtellern bei der Belagerung der Inſelſtadt erzählt wird, iſt nur ſo weit glaubwürdig, als es durch Arrian beſtätigt wird. Die Entfernung der Inſel vom Feſtlande giebt Scylax auf vier Stadien, Plinius auf ſiebenhundert Paſſus an.

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Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/198>, abgerufen am 22.11.2024.