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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833].

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ist, dann wird die Ruhe des schweigenden Anfangs wieder sein und
die Geschichte hinwegeilen in eine neue Welt.

Beginn und Ende dieses Kampfes der Jahrhunderte hat die
Veste der alten Welt in ihrer geographischen Bildung präformirt;
es scheidet sich Asien und Europa im Griechischen Meere, es vereint
sich in den weiten Steppen der Wolga. --


In Asien selbst schließen mächtige Bergwälle die Länder In-
diens, Chinas, des Buddhaismus; in sich versunken haben sie in
den großen Kämpfen der Geschichte nie fördernd und selten leidend
Antheil genommen; von ihnen westwärts erst wohnen die Völker
des geschichtlichen Kampfes. Er ist in dem Stromthale Mesopota-
miens zum ersten Male erwacht; aber die Völker von Babylon und
Assyrien wies der Lauf ihrer Ströme dem Südmeere zu, ihre
Züge gen Westen haben sie mit frühem Untergange gebüßt. Auch
an den Küsten regte sich das Leben der Völker; aber Aegypten war
für immer der Erde verfallen, Israel ein verstoßener Liebling Got-
tes, der Phönicier ein Fremdling in seiner Heimath. Dann zog
Medien gen Westen, und die Turanier bedrehten es im Rücken;
es drang siegend nach Süden vor, um in der Ueppigkeit des Thal-
landes zu verkommen. Erst das Geschlecht der Perser war beru-
fen, diese Völker alle zu beherrschen und von der hohen Burg Iran
hinab seine Waffen und seine Ketten bis in das Abendland zu tra-
gen; ihr Reich lehnte sich an den Westabhang des großen Gebirgs-
walles, der Asien theilt, es knechtete die Tiefländer nordwärts und
südwärts, die Völker von Baktrien und Syrien, es bezwang die
Länder des Taurus und Libanon, des Halys und Nilstromes, die
Brücken nach Europa und Afrika; aber das Meer und die Wüste
ward seine Grenze; hier brach seine Kraft an der todten Gluthitze
Lybiens, dort an der lebendigen Kraft der Europäischen Freiheit; die
Riesenmasse des Reiches, nur durch die mechanische Bewegung wei-
ter Eroberungszüge zusammengehalten, begann sich zu lösen und zu
verwesen; das Herz des Reiches war die Todtenstadt Persepolis.

Der traurigen Einförmigkeit des Asiatischen Festlandes gegen-
über steht die schöne Gliederung des Europäischen Erdkörpers; eine
reichere, raschere Entwickelung des geistigen Lebens vorgestaltend, in-

1 *

iſt, dann wird die Ruhe des ſchweigenden Anfangs wieder ſein und
die Geſchichte hinwegeilen in eine neue Welt.

Beginn und Ende dieſes Kampfes der Jahrhunderte hat die
Veſte der alten Welt in ihrer geographiſchen Bildung präformirt;
es ſcheidet ſich Aſien und Europa im Griechiſchen Meere, es vereint
ſich in den weiten Steppen der Wolga. —


In Aſien ſelbſt ſchließen mächtige Bergwälle die Länder In-
diens, Chinas, des Buddhaismus; in ſich verſunken haben ſie in
den großen Kämpfen der Geſchichte nie fördernd und ſelten leidend
Antheil genommen; von ihnen weſtwärts erſt wohnen die Völker
des geſchichtlichen Kampfes. Er iſt in dem Stromthale Meſopota-
miens zum erſten Male erwacht; aber die Völker von Babylon und
Aſſyrien wies der Lauf ihrer Ströme dem Südmeere zu, ihre
Züge gen Weſten haben ſie mit frühem Untergange gebüßt. Auch
an den Küſten regte ſich das Leben der Völker; aber Aegypten war
für immer der Erde verfallen, Israel ein verſtoßener Liebling Got-
tes, der Phönicier ein Fremdling in ſeiner Heimath. Dann zog
Medien gen Weſten, und die Turanier bedrehten es im Rücken;
es drang ſiegend nach Süden vor, um in der Ueppigkeit des Thal-
landes zu verkommen. Erſt das Geſchlecht der Perſer war beru-
fen, dieſe Völker alle zu beherrſchen und von der hohen Burg Iran
hinab ſeine Waffen und ſeine Ketten bis in das Abendland zu tra-
gen; ihr Reich lehnte ſich an den Weſtabhang des großen Gebirgs-
walles, der Aſien theilt, es knechtete die Tiefländer nordwärts und
ſüdwärts, die Völker von Baktrien und Syrien, es bezwang die
Länder des Taurus und Libanon, des Halys und Nilſtromes, die
Brücken nach Europa und Afrika; aber das Meer und die Wüſte
ward ſeine Grenze; hier brach ſeine Kraft an der todten Gluthitze
Lybiens, dort an der lebendigen Kraft der Europäiſchen Freiheit; die
Rieſenmaſſe des Reiches, nur durch die mechaniſche Bewegung wei-
ter Eroberungszüge zuſammengehalten, begann ſich zu löſen und zu
verweſen; das Herz des Reiches war die Todtenſtadt Perſepolis.

Der traurigen Einförmigkeit des Aſiatiſchen Feſtlandes gegen-
über ſteht die ſchöne Gliederung des Europäiſchen Erdkörpers; eine
reichere, raſchere Entwickelung des geiſtigen Lebens vorgeſtaltend, in-

1 *
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[3/0017] iſt, dann wird die Ruhe des ſchweigenden Anfangs wieder ſein und die Geſchichte hinwegeilen in eine neue Welt. Beginn und Ende dieſes Kampfes der Jahrhunderte hat die Veſte der alten Welt in ihrer geographiſchen Bildung präformirt; es ſcheidet ſich Aſien und Europa im Griechiſchen Meere, es vereint ſich in den weiten Steppen der Wolga. — In Aſien ſelbſt ſchließen mächtige Bergwälle die Länder In- diens, Chinas, des Buddhaismus; in ſich verſunken haben ſie in den großen Kämpfen der Geſchichte nie fördernd und ſelten leidend Antheil genommen; von ihnen weſtwärts erſt wohnen die Völker des geſchichtlichen Kampfes. Er iſt in dem Stromthale Meſopota- miens zum erſten Male erwacht; aber die Völker von Babylon und Aſſyrien wies der Lauf ihrer Ströme dem Südmeere zu, ihre Züge gen Weſten haben ſie mit frühem Untergange gebüßt. Auch an den Küſten regte ſich das Leben der Völker; aber Aegypten war für immer der Erde verfallen, Israel ein verſtoßener Liebling Got- tes, der Phönicier ein Fremdling in ſeiner Heimath. Dann zog Medien gen Weſten, und die Turanier bedrehten es im Rücken; es drang ſiegend nach Süden vor, um in der Ueppigkeit des Thal- landes zu verkommen. Erſt das Geſchlecht der Perſer war beru- fen, dieſe Völker alle zu beherrſchen und von der hohen Burg Iran hinab ſeine Waffen und ſeine Ketten bis in das Abendland zu tra- gen; ihr Reich lehnte ſich an den Weſtabhang des großen Gebirgs- walles, der Aſien theilt, es knechtete die Tiefländer nordwärts und ſüdwärts, die Völker von Baktrien und Syrien, es bezwang die Länder des Taurus und Libanon, des Halys und Nilſtromes, die Brücken nach Europa und Afrika; aber das Meer und die Wüſte ward ſeine Grenze; hier brach ſeine Kraft an der todten Gluthitze Lybiens, dort an der lebendigen Kraft der Europäiſchen Freiheit; die Rieſenmaſſe des Reiches, nur durch die mechaniſche Bewegung wei- ter Eroberungszüge zuſammengehalten, begann ſich zu löſen und zu verweſen; das Herz des Reiches war die Todtenſtadt Perſepolis. Der traurigen Einförmigkeit des Aſiatiſchen Feſtlandes gegen- über ſteht die ſchöne Gliederung des Europäiſchen Erdkörpers; eine reichere, raſchere Entwickelung des geiſtigen Lebens vorgeſtaltend, in- 1 *

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Zitationshilfe: Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/17>, abgerufen am 23.11.2024.