einzelnen Städte mitschickte, in deren Mauern aufnahmen; den Phaseliten, die ihm nach Griechischer Weise einen goldnen Kranz zum Ehrengeschenk gesendet hatten, versprach er, auf einige Zeit ihre Stadt zu besuchen; sie war ihm werth als die Vaterstadt des ihm befreundeten Theodektes, der, gleich ausgezeichnet durch seine Schön- heit 45) und durch sein poetisches Talent 46), ein Liebling ihres gemeinschaftlichen Lehrers Aristoteles 47), eben jetzt zu Athen ge- storben war, nachdem er kurz zuvor noch eine Lobrede auf Alexan- der herausgegeben hatte 48).
Die Stadt Phaselis, Dorisch ihrem Ursprunge nach, und mächtig genug, einen Freistaat für sich zu bilden, lag außerordent- lich günstig an der Pamphylischen Meerbucht und den drei Häfen, de- nen die Stadt ihren Reichthum dankte; gegen Westen erheben sich steile, terrassenförmige Berge, bis zur Höhe von siebentausend Fuß 49), die sich halbkreisförmig um die Pamphylische Meerbucht herum bis Perge hinziehen, dem Ufer des Meeres so nah, daß der Weg an mehreren Stellen nur dann nicht von der Brandung be- deckt wird, wenn Nordwind das Wasser von der Küste zurücktreibt; will man diesen Weg vermeiden, so muß man den bei weitem beschwerlicheren und längeren durch die Berge einschlagen, der gerade damals durch einen Pisidischen Stamm, der sich beim Eingang des Gebirges ein Bergschloß gebaut hatte, und von da aus die Phase- liten heimsuchte, gesperrt wurde. Alexander griff in Verbindung mit den Phaseliten dies Raubnest an, und zerstörte es. Freuden- mahle feierten diese glückliche Befreiung der oft geängstigten Stadt und die Siege des Macedonischen Königs; es mochte seit Cimons Siegen am Eurymedon das erste Mal sein, daß die Stadt ein Hel- lenisches Heer in ihren Mauern sah; auch Alexander scheint in die- sen Tagen sehr heiter gewesen zu sein, man sah ihn nach einem
45)Eustathius ad Dionys. perieg. 835.
46) Man vergleiche die Fragmente bei Stobäus, und namentlich die artigen Räthsel, e Theodektou tekhne nennt sie Antiphanes bei Athen. IV. 134. C.
47)Athen. XIII. 566. E.; Plut.
48)cf. Toup emend. in Suid. I. 223. Ein Beweis seines Ruhmes sind die, natürlich erdichteten, An- gaben bei Aristeas ep. ad fratr. und Josephus.
49) s. Beaufort in Nouvelles annales des voyages t. V. p. 37.
einzelnen Städte mitſchickte, in deren Mauern aufnahmen; den Phaſeliten, die ihm nach Griechiſcher Weiſe einen goldnen Kranz zum Ehrengeſchenk geſendet hatten, verſprach er, auf einige Zeit ihre Stadt zu beſuchen; ſie war ihm werth als die Vaterſtadt des ihm befreundeten Theodektes, der, gleich ausgezeichnet durch ſeine Schön- heit 45) und durch ſein poetiſches Talent 46), ein Liebling ihres gemeinſchaftlichen Lehrers Ariſtoteles 47), eben jetzt zu Athen ge- ſtorben war, nachdem er kurz zuvor noch eine Lobrede auf Alexan- der herausgegeben hatte 48).
Die Stadt Phaſelis, Doriſch ihrem Urſprunge nach, und mächtig genug, einen Freiſtaat für ſich zu bilden, lag außerordent- lich günſtig an der Pamphyliſchen Meerbucht und den drei Häfen, de- nen die Stadt ihren Reichthum dankte; gegen Weſten erheben ſich ſteile, terraſſenförmige Berge, bis zur Höhe von ſiebentauſend Fuß 49), die ſich halbkreisförmig um die Pamphyliſche Meerbucht herum bis Perge hinziehen, dem Ufer des Meeres ſo nah, daß der Weg an mehreren Stellen nur dann nicht von der Brandung be- deckt wird, wenn Nordwind das Waſſer von der Küſte zurücktreibt; will man dieſen Weg vermeiden, ſo muß man den bei weitem beſchwerlicheren und längeren durch die Berge einſchlagen, der gerade damals durch einen Piſidiſchen Stamm, der ſich beim Eingang des Gebirges ein Bergſchloß gebaut hatte, und von da aus die Phaſe- liten heimſuchte, geſperrt wurde. Alexander griff in Verbindung mit den Phaſeliten dies Raubneſt an, und zerſtörte es. Freuden- mahle feierten dieſe glückliche Befreiung der oft geängſtigten Stadt und die Siege des Macedoniſchen Königs; es mochte ſeit Cimons Siegen am Eurymedon das erſte Mal ſein, daß die Stadt ein Hel- leniſches Heer in ihren Mauern ſah; auch Alexander ſcheint in die- ſen Tagen ſehr heiter geweſen zu ſein, man ſah ihn nach einem
45)Eustathius ad Dionys. perieg. 835.
46) Man vergleiche die Fragmente bei Stobäus, und namentlich die artigen Räthſel, ἡ Θεοδέκτου τέχνη nennt ſie Antiphanes bei Athen. IV. 134. C.
47)Athen. XIII. 566. E.; Plut.
48)cf. Toup emend. in Suid. I. 223. Ein Beweis ſeines Ruhmes ſind die, natürlich erdichteten, An- gaben bei Aristeas ep. ad fratr. und Josephus.
49) ſ. Beaufort in Nouvelles annales des voyages t. V. p. 37.
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Phaſeliten, die ihm nach Griechiſcher Weiſe einen goldnen Kranz
zum Ehrengeſchenk geſendet hatten, verſprach er, auf einige Zeit ihre
Stadt zu beſuchen; ſie war ihm werth als die Vaterſtadt des ihm
befreundeten Theodektes, der, gleich ausgezeichnet durch ſeine Schön-
heit 45) und durch ſein poetiſches Talent 46), ein Liebling ihres
gemeinſchaftlichen Lehrers Ariſtoteles 47), eben jetzt zu Athen ge-
ſtorben war, nachdem er kurz zuvor noch eine Lobrede auf Alexan-
der herausgegeben hatte 48).
Die Stadt Phaſelis, Doriſch ihrem Urſprunge nach, und
mächtig genug, einen Freiſtaat für ſich zu bilden, lag außerordent-
lich günſtig an der Pamphyliſchen Meerbucht und den drei Häfen, de-
nen die Stadt ihren Reichthum dankte; gegen Weſten erheben ſich
ſteile, terraſſenförmige Berge, bis zur Höhe von ſiebentauſend
Fuß 49), die ſich halbkreisförmig um die Pamphyliſche Meerbucht
herum bis Perge hinziehen, dem Ufer des Meeres ſo nah, daß der
Weg an mehreren Stellen nur dann nicht von der Brandung be-
deckt wird, wenn Nordwind das Waſſer von der Küſte zurücktreibt;
will man dieſen Weg vermeiden, ſo muß man den bei weitem
beſchwerlicheren und längeren durch die Berge einſchlagen, der gerade
damals durch einen Piſidiſchen Stamm, der ſich beim Eingang des
Gebirges ein Bergſchloß gebaut hatte, und von da aus die Phaſe-
liten heimſuchte, geſperrt wurde. Alexander griff in Verbindung
mit den Phaſeliten dies Raubneſt an, und zerſtörte es. Freuden-
mahle feierten dieſe glückliche Befreiung der oft geängſtigten Stadt
und die Siege des Macedoniſchen Königs; es mochte ſeit Cimons
Siegen am Eurymedon das erſte Mal ſein, daß die Stadt ein Hel-
leniſches Heer in ihren Mauern ſah; auch Alexander ſcheint in die-
ſen Tagen ſehr heiter geweſen zu ſein, man ſah ihn nach einem
45) Eustathius ad Dionys. perieg. 835.
46) Man vergleiche
die Fragmente bei Stobäus, und namentlich die artigen Räthſel,
ἡ Θεοδέκτου τέχνη nennt ſie Antiphanes bei Athen. IV. 134. C.
47) Athen. XIII. 566. E.; Plut.
48) cf. Toup emend. in Suid. I.
223. Ein Beweis ſeines Ruhmes ſind die, natürlich erdichteten, An-
gaben bei Aristeas ep. ad fratr. und Josephus.
49) ſ. Beaufort
in Nouvelles annales des voyages t. V. p. 37.
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Droysen, Johann Gustav: Geschichte Alexanders des Großen. Hamburg, [1833], S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droysen_alexander_1833/151>, abgerufen am 16.02.2025.
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