Die Grenze. -- Münsterisches Stillleben. -- Patriarcha- lisches Wesen. -- Brautwerbung und Hochzeitsgebräuche. -- Frömmigkeit und harmloser Aberglaube. -- Die Vor- geschichte. -- Duldender Muth und Herzensgüte.
Selten mögen wenige Meilen einen so raschen Uebergang hervorbringen, als jene, welche die Grenz- striche Paderborns und seines frommen Nachbar- landes, des Bisthums Münster, bilden. -- Noch vor einer Stunde, hinter dem nächsten Hügel, haben kleine schwarzbraune Schlingel, die, im halben Na- turzustande, ihre paar mageren Ziegen weniger hüteten, als bei ihnen diebswegen Wache standen, auf deine Frage nach dem Wege dich zuerst durch verstelltes Mißverstehen und Witzeleien gehöhnt, und dir dann unfehlbar einen Pfad angegeben, wo du wie eine Unke im Sumpfe, oder wie Abrahams Widder in den Dornen gesteckt hast, -- d. h. wenn du nicht mit Geld klimperst, denn in diesem Falle haben nicht einer, sondern sämmtliche Buben ihre
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Die Grenze. — Münſteriſches Stillleben. — Patriarcha- liſches Weſen. — Brautwerbung und Hochzeitsgebräuche. — Frömmigkeit und harmloſer Aberglaube. — Die Vor- geſchichte. — Duldender Muth und Herzensgüte.
Selten mögen wenige Meilen einen ſo raſchen Uebergang hervorbringen, als jene, welche die Grenz- ſtriche Paderborns und ſeines frommen Nachbar- landes, des Bisthums Münſter, bilden. — Noch vor einer Stunde, hinter dem nächſten Hügel, haben kleine ſchwarzbraune Schlingel, die, im halben Na- turzuſtande, ihre paar mageren Ziegen weniger hüteten, als bei ihnen diebswegen Wache ſtanden, auf deine Frage nach dem Wege dich zuerſt durch verſtelltes Mißverſtehen und Witzeleien gehöhnt, und dir dann unfehlbar einen Pfad angegeben, wo du wie eine Unke im Sumpfe, oder wie Abrahams Widder in den Dornen geſteckt haſt, — d. h. wenn du nicht mit Geld klimperſt, denn in dieſem Falle haben nicht einer, ſondern ſämmtliche Buben ihre
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3.
Die Grenze. — Münſteriſches Stillleben. — Patriarcha-
liſches Weſen. — Brautwerbung und Hochzeitsgebräuche. —
Frömmigkeit und harmloſer Aberglaube. — Die Vor-
geſchichte. — Duldender Muth und Herzensgüte.
Selten mögen wenige Meilen einen ſo raſchen
Uebergang hervorbringen, als jene, welche die Grenz-
ſtriche Paderborns und ſeines frommen Nachbar-
landes, des Bisthums Münſter, bilden. — Noch
vor einer Stunde, hinter dem nächſten Hügel, haben
kleine ſchwarzbraune Schlingel, die, im halben Na-
turzuſtande, ihre paar mageren Ziegen weniger
hüteten, als bei ihnen diebswegen Wache ſtanden,
auf deine Frage nach dem Wege dich zuerſt durch
verſtelltes Mißverſtehen und Witzeleien gehöhnt, und
dir dann unfehlbar einen Pfad angegeben, wo du
wie eine Unke im Sumpfe, oder wie Abrahams
Widder in den Dornen geſteckt haſt, — d. h. wenn
du nicht mit Geld klimperſt, denn in dieſem Falle
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Letzten Gaben" (1860), postum von Levin Schü… [mehr]
Die "Letzten Gaben" (1860), postum von Levin Schücking aus dem Nachlass Annette von Droste-Hülshoffs herausgegeben, enthalten mehrere Texte, die zum Teil zu Lebzeiten der Autorin bereits andernorts veröffentlicht worden waren. Beispielsweise erschien Droste-Hülshoffs Novelle "Die Judenbuche" zuerst 1842 im "Morgenblatt für gebildete Leser"; die "Westfälischen Schilderungen" erschienen 1845 in den "Historisch-politischen Blättern für das katholische Deutschland". Einzelne Gedichte sind in Journalen und Jahrbüchern erschienen, andere wurden aus dem Nachlass erstmals in der hier digitalisierten Edition von Levin Schücking veröffentlicht (z.B. die Gedichte "Der Nachtwanderer", "Doppeltgänger" und "Halt fest!"). In den meisten Fällen handelt es sich somit nicht um Erstveröffentlichungen der Texte, wohl aber um die erste Publikation in Buchform, weshalb die Nachlassedition für das DTA herangezogen wurde.
Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860, S. [271]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_letzte_1860/287>, abgerufen am 25.11.2024.
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