artigkeit des letzteren; -- unabsehbare Getreidefelder, sich über Thal und Höhen ziehend, welche die Frucht- barkeit des Bodens bezeugen, aber das Auge er- müden, -- Quellen und kleine Flüsse, die recht munter laufen, aber gänzlich ohne Geräusch und die phantastischen Sprünge der Bergwässer, -- steinigter Grund, der, wo man nur den Spaten einstößt, treffliches Baumaterial liefert, aber nirgends eine Klippenwand vorstreckt, außer der künstlichen des Steinbruchs, -- niedere Berge von gewöhnlicher Form, unter denen nur die bewaldeten auf einige Anmuth Anspruch machen können, bilden zusammen ein wenig hervorstechendes Ganze. Selbst der classische Teutoburger Wald, das einzige, zwar nicht durch Höhe, aber durch seine Ausdehnung und mitunter malerischen Formen imposante Waldgebirge, ist in neueren Zeiten so durchlichtet und nach der Schnur beforstet worden, daß wir nur mit Hülfe der rothen (eisenhaltigen) Erde, die fortwährend unter unsern Tritten knistert, sowie der unzähligen fliegenden Leuchtwürmchen, die hier in Sommernächten an jeden Zweig ihr Laternchen hängen, und eine rege Phantasie von "Stein, Gras und Grein" träumen können. Doch fehlt es dem Lande nicht an ein- zelnen Punkten, wo das Zusammentreffen vieler kleiner Schönheiten wirklich reizende Partieen her- vorbringt, an hübschen grünen Thalschluchten,
artigkeit des letzteren; — unabſehbare Getreidefelder, ſich über Thal und Höhen ziehend, welche die Frucht- barkeit des Bodens bezeugen, aber das Auge er- müden, — Quellen und kleine Flüſſe, die recht munter laufen, aber gänzlich ohne Geräuſch und die phantaſtiſchen Sprünge der Bergwäſſer, — ſteinigter Grund, der, wo man nur den Spaten einſtößt, treffliches Baumaterial liefert, aber nirgends eine Klippenwand vorſtreckt, außer der künſtlichen des Steinbruchs, — niedere Berge von gewöhnlicher Form, unter denen nur die bewaldeten auf einige Anmuth Anſpruch machen können, bilden zuſammen ein wenig hervorſtechendes Ganze. Selbſt der claſſiſche Teutoburger Wald, das einzige, zwar nicht durch Höhe, aber durch ſeine Ausdehnung und mitunter maleriſchen Formen impoſante Waldgebirge, iſt in neueren Zeiten ſo durchlichtet und nach der Schnur beforſtet worden, daß wir nur mit Hülfe der rothen (eiſenhaltigen) Erde, die fortwährend unter unſern Tritten kniſtert, ſowie der unzähligen fliegenden Leuchtwürmchen, die hier in Sommernächten an jeden Zweig ihr Laternchen hängen, und eine rege Phantaſie von „Stein, Gras und Grein“ träumen können. Doch fehlt es dem Lande nicht an ein- zelnen Punkten, wo das Zuſammentreffen vieler kleiner Schönheiten wirklich reizende Partieen her- vorbringt, an hübſchen grünen Thalſchluchten,
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artigkeit des letzteren; — unabſehbare Getreidefelder,
ſich über Thal und Höhen ziehend, welche die Frucht-
barkeit des Bodens bezeugen, aber das Auge er-
müden, — Quellen und kleine Flüſſe, die recht
munter laufen, aber gänzlich ohne Geräuſch und die
phantaſtiſchen Sprünge der Bergwäſſer, — ſteinigter
Grund, der, wo man nur den Spaten einſtößt,
treffliches Baumaterial liefert, aber nirgends eine
Klippenwand vorſtreckt, außer der künſtlichen des
Steinbruchs, — niedere Berge von gewöhnlicher
Form, unter denen nur die bewaldeten auf einige
Anmuth Anſpruch machen können, bilden zuſammen
ein wenig hervorſtechendes Ganze. Selbſt der claſſiſche
Teutoburger Wald, das einzige, zwar nicht durch
Höhe, aber durch ſeine Ausdehnung und mitunter
maleriſchen Formen impoſante Waldgebirge, iſt in
neueren Zeiten ſo durchlichtet und nach der Schnur
beforſtet worden, daß wir nur mit Hülfe der rothen
(eiſenhaltigen) Erde, die fortwährend unter unſern
Tritten kniſtert, ſowie der unzähligen fliegenden
Leuchtwürmchen, die hier in Sommernächten an
jeden Zweig ihr Laternchen hängen, und eine rege
Phantaſie von „Stein, Gras und Grein“ träumen
können. Doch fehlt es dem Lande nicht an ein-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Letzten Gaben" (1860), postum von Levin Schü… [mehr]
Die "Letzten Gaben" (1860), postum von Levin Schücking aus dem Nachlass Annette von Droste-Hülshoffs herausgegeben, enthalten mehrere Texte, die zum Teil zu Lebzeiten der Autorin bereits andernorts veröffentlicht worden waren. Beispielsweise erschien Droste-Hülshoffs Novelle "Die Judenbuche" zuerst 1842 im "Morgenblatt für gebildete Leser"; die "Westfälischen Schilderungen" erschienen 1845 in den "Historisch-politischen Blättern für das katholische Deutschland". Einzelne Gedichte sind in Journalen und Jahrbüchern erschienen, andere wurden aus dem Nachlass erstmals in der hier digitalisierten Edition von Levin Schücking veröffentlicht (z.B. die Gedichte "Der Nachtwanderer", "Doppeltgänger" und "Halt fest!"). In den meisten Fällen handelt es sich somit nicht um Erstveröffentlichungen der Texte, wohl aber um die erste Publikation in Buchform, weshalb die Nachlassedition für das DTA herangezogen wurde.
Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_letzte_1860/255>, abgerufen am 24.11.2024.
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