Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860.Vergessen, daß mein Abend kam, Mein Licht verzittert Funk' an Funken, Daß Zeit mir längst die Flagge nahm Und meine Segel längst gesunken; Doch können sie nicht jugendlich Und frisch sich neben deinen breiten, Philippa, lieben kann ich dich Und segnend deine Fahrt begleiten. An *** Auf hohem Felsen lieg' ich hier, Der Krankheit Nebel über mir, Und unter mir der tiefe See Mit seiner nächt'gen Klage Weh, Mit seinem Jubel, seiner Lust, Wenn buntgeschmückte Wimpel fliegen, Mit seinem Dräu'n aus hohler Brust, Wenn Sturm und Welle sich bekriegen. Vergeſſen, daß mein Abend kam, Mein Licht verzittert Funk’ an Funken, Daß Zeit mir längſt die Flagge nahm Und meine Segel längſt geſunken; Doch können ſie nicht jugendlich Und friſch ſich neben deinen breiten, Philippa, lieben kann ich dich Und ſegnend deine Fahrt begleiten. An *** Auf hohem Felſen lieg’ ich hier, Der Krankheit Nebel über mir, Und unter mir der tiefe See Mit ſeiner nächt’gen Klage Weh, Mit ſeinem Jubel, ſeiner Luſt, Wenn buntgeſchmückte Wimpel fliegen, Mit ſeinem Dräu’n aus hohler Bruſt, Wenn Sturm und Welle ſich bekriegen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0122" n="106"/> <lg n="3"> <l>Vergeſſen, daß mein Abend kam,</l><lb/> <l>Mein Licht verzittert Funk’ an Funken,</l><lb/> <l>Daß Zeit mir längſt die Flagge nahm</l><lb/> <l>Und meine Segel längſt geſunken;</l><lb/> <l>Doch können ſie nicht jugendlich</l><lb/> <l>Und friſch ſich neben deinen breiten,</l><lb/> <l>Philippa, lieben kann ich dich</l><lb/> <l>Und ſegnend deine Fahrt begleiten.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">An ***</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">A</hi>uf hohem Felſen lieg’ ich hier,</l><lb/> <l>Der Krankheit Nebel über mir,</l><lb/> <l>Und unter mir der tiefe See</l><lb/> <l>Mit ſeiner nächt’gen Klage Weh,</l><lb/> <l>Mit ſeinem Jubel, ſeiner Luſt,</l><lb/> <l>Wenn buntgeſchmückte Wimpel fliegen,</l><lb/> <l>Mit ſeinem Dräu’n aus hohler Bruſt,</l><lb/> <l>Wenn Sturm und Welle ſich bekriegen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [106/0122]
Vergeſſen, daß mein Abend kam,
Mein Licht verzittert Funk’ an Funken,
Daß Zeit mir längſt die Flagge nahm
Und meine Segel längſt geſunken;
Doch können ſie nicht jugendlich
Und friſch ſich neben deinen breiten,
Philippa, lieben kann ich dich
Und ſegnend deine Fahrt begleiten.
An ***
Auf hohem Felſen lieg’ ich hier,
Der Krankheit Nebel über mir,
Und unter mir der tiefe See
Mit ſeiner nächt’gen Klage Weh,
Mit ſeinem Jubel, ſeiner Luſt,
Wenn buntgeſchmückte Wimpel fliegen,
Mit ſeinem Dräu’n aus hohler Bruſt,
Wenn Sturm und Welle ſich bekriegen.
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