Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

Bild:
<< vorherige Seite

"Die Reiter die seynd lobenswerth,
"Ob sie die besten wären.
"Der Graf von Mansfeld wird geehrt,
"Sein Lob das thut sich mehren;
"Im Felde er der Beste war,
"Adelich thät sich stellen,
"Die Landesknecht' auch ganz und gar
"Ihre Spieß' thäten fällen."
Was hält ihn auf? Er hebt die Hand
An's Auge, starrend über Land,
Dann wieder längs der Blätterwand.
"Und der gesungen dieses Lied
"Wohl auf der grünen Haide,
"Dabei ist er gewesen mit;
"In dem Kampf und Streite
"Ward' ihm geschlagen manche Wund';
"Der Püffe that er warten,
"Als er uff der Mauern stund
"Hinter der Münche Garten.
"Wer da!" -- Und Todtenstille drauf.
"Wer da!" -- Am Zweige steigt der Lauf.
Noch einmal "Wer da!" und es knallt,
Tiefdröhnend Antwort gibt der Wald.
Ha, Wächterruf! Und den Soldaten
Gedehnten Halses Tilly sieht
Hinstarren in das Haideblüth;
Dann ruhig die Muskete laden,
Und langsam wieder schreiten an.
Der Rauch verfliegt, im Haidekraut
Man formlos eine Masse schaut.

„Die Reiter die ſeynd lobenswerth,
„Ob ſie die beſten wären.
„Der Graf von Mansfeld wird geehrt,
„Sein Lob das thut ſich mehren;
„Im Felde er der Beſte war,
„Adelich thät ſich ſtellen,
„Die Landesknecht' auch ganz und gar
„Ihre Spieß' thäten fällen.“
Was hält ihn auf? Er hebt die Hand
An's Auge, ſtarrend über Land,
Dann wieder längs der Blätterwand.
„Und der geſungen dieſes Lied
„Wohl auf der grünen Haide,
„Dabei iſt er geweſen mit;
„In dem Kampf und Streite
„Ward' ihm geſchlagen manche Wund';
„Der Püffe that er warten,
„Als er uff der Mauern ſtund
„Hinter der Münche Garten.
„Wer da!“ — Und Todtenſtille drauf.
„Wer da!“ — Am Zweige ſteigt der Lauf.
Noch einmal „Wer da!“ und es knallt,
Tiefdröhnend Antwort gibt der Wald.
Ha, Wächterruf! Und den Soldaten
Gedehnten Halſes Tilly ſieht
Hinſtarren in das Haideblüth;
Dann ruhig die Muskete laden,
Und langſam wieder ſchreiten an.
Der Rauch verfliegt, im Haidekraut
Man formlos eine Maſſe ſchaut.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <lg n="7">
                <pb facs="#f0557" n="543"/>
                <l>&#x201E;Die Reiter die &#x017F;eynd lobenswerth,</l><lb/>
                <l>&#x201E;Ob &#x017F;ie die be&#x017F;ten wären.</l><lb/>
                <l>&#x201E;Der Graf von Mansfeld wird geehrt,</l><lb/>
                <l>&#x201E;Sein Lob das thut &#x017F;ich mehren;</l><lb/>
                <l>&#x201E;Im Felde er der Be&#x017F;te war,</l><lb/>
                <l>&#x201E;Adelich thät &#x017F;ich &#x017F;tellen,</l><lb/>
                <l>&#x201E;Die Landesknecht' auch ganz und gar</l><lb/>
                <l>&#x201E;Ihre Spieß' thäten fällen.&#x201C;</l><lb/>
                <l>Was hält ihn auf? Er hebt die Hand</l><lb/>
                <l>An's Auge, &#x017F;tarrend über Land,</l><lb/>
                <l>Dann wieder längs der Blätterwand.</l><lb/>
                <l>&#x201E;Und der ge&#x017F;ungen die&#x017F;es Lied</l><lb/>
                <l>&#x201E;Wohl auf der grünen Haide,</l><lb/>
                <l>&#x201E;Dabei i&#x017F;t er gewe&#x017F;en mit;</l><lb/>
                <l>&#x201E;In dem Kampf und Streite</l><lb/>
                <l>&#x201E;Ward' ihm ge&#x017F;chlagen manche Wund';</l><lb/>
                <l>&#x201E;Der Püffe that er warten,</l><lb/>
                <l>&#x201E;Als er uff der Mauern &#x017F;tund</l><lb/>
                <l>&#x201E;Hinter der Münche Garten.</l><lb/>
                <l>&#x201E;Wer da!&#x201C; &#x2014; Und Todten&#x017F;tille drauf.</l><lb/>
                <l>&#x201E;Wer da!&#x201C; &#x2014; Am Zweige &#x017F;teigt der Lauf.</l><lb/>
                <l>Noch einmal &#x201E;Wer da!&#x201C; und es knallt,</l><lb/>
                <l>Tiefdröhnend Antwort gibt der Wald.</l><lb/>
                <l>Ha, Wächterruf! Und den Soldaten</l><lb/>
                <l>Gedehnten Hal&#x017F;es Tilly &#x017F;ieht</l><lb/>
                <l>Hin&#x017F;tarren in das Haideblüth;</l><lb/>
                <l>Dann ruhig die Muskete laden,</l><lb/>
                <l>Und lang&#x017F;am wieder &#x017F;chreiten an.</l><lb/>
                <l>Der Rauch verfliegt, im Haidekraut</l><lb/>
                <l>Man formlos eine Ma&#x017F;&#x017F;e &#x017F;chaut.</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[543/0557] „Die Reiter die ſeynd lobenswerth, „Ob ſie die beſten wären. „Der Graf von Mansfeld wird geehrt, „Sein Lob das thut ſich mehren; „Im Felde er der Beſte war, „Adelich thät ſich ſtellen, „Die Landesknecht' auch ganz und gar „Ihre Spieß' thäten fällen.“ Was hält ihn auf? Er hebt die Hand An's Auge, ſtarrend über Land, Dann wieder längs der Blätterwand. „Und der geſungen dieſes Lied „Wohl auf der grünen Haide, „Dabei iſt er geweſen mit; „In dem Kampf und Streite „Ward' ihm geſchlagen manche Wund'; „Der Püffe that er warten, „Als er uff der Mauern ſtund „Hinter der Münche Garten. „Wer da!“ — Und Todtenſtille drauf. „Wer da!“ — Am Zweige ſteigt der Lauf. Noch einmal „Wer da!“ und es knallt, Tiefdröhnend Antwort gibt der Wald. Ha, Wächterruf! Und den Soldaten Gedehnten Halſes Tilly ſieht Hinſtarren in das Haideblüth; Dann ruhig die Muskete laden, Und langſam wieder ſchreiten an. Der Rauch verfliegt, im Haidekraut Man formlos eine Maſſe ſchaut.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/557
Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 543. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/557>, abgerufen am 28.11.2024.