Ringsum die Aeste wie im Schlaf Streckt schwarz und wüst der weite Tann, Ein Riesenheer in Zaubermacht Für tausend Jahr und Eine Nacht. Schwer war ihr Traum, da überall Wie Schweiß sich aus den Poren stiehlt, Man rauschen hört der Tropfen Fall, Wenn nur ein Lüftchen, kaum gefühlt, Um die beladnen Nadeln spielt. Stickdunkel rings; war nicht so breit Der Weg, mein Fant kam nimmer weit. Doch nun er lustig trabt voran; Zuweilen einer Lichtung Rund Die kargen Schimmer läßt heran, Vom goldbestreuten Himmelsgrund Ein Stamm auch, nadellos und hohl, Durchblitzen läßt ein Sternlein wohl. Viel nutzt es nicht, und manchen Streich Vorlieb muß unser Ritter nehmen Von manchem derben Tannenzweig, Und brauchte deß sich nicht zu schämen; Die Ehre blieb, nur Wasser floß, Daß es entlang den Koller goß; Und ohne manchen guten Fluch, Der ächt und kräftig mußte seyn, Mein Tilly kam nicht aus dem Hain, Er war erhitzt und grimm genug. Denn sah er einmal einen Schein, So war es wohl der Funke blos, Der öfters ihm vom Auge schoß
Ringsum die Aeſte wie im Schlaf Streckt ſchwarz und wüſt der weite Tann, Ein Rieſenheer in Zaubermacht Für tauſend Jahr und Eine Nacht. Schwer war ihr Traum, da überall Wie Schweiß ſich aus den Poren ſtiehlt, Man rauſchen hört der Tropfen Fall, Wenn nur ein Lüftchen, kaum gefühlt, Um die beladnen Nadeln ſpielt. Stickdunkel rings; war nicht ſo breit Der Weg, mein Fant kam nimmer weit. Doch nun er luſtig trabt voran; Zuweilen einer Lichtung Rund Die kargen Schimmer läßt heran, Vom goldbeſtreuten Himmelsgrund Ein Stamm auch, nadellos und hohl, Durchblitzen läßt ein Sternlein wohl. Viel nutzt es nicht, und manchen Streich Vorlieb muß unſer Ritter nehmen Von manchem derben Tannenzweig, Und brauchte deß ſich nicht zu ſchämen; Die Ehre blieb, nur Waſſer floß, Daß es entlang den Koller goß; Und ohne manchen guten Fluch, Der ächt und kräftig mußte ſeyn, Mein Tilly kam nicht aus dem Hain, Er war erhitzt und grimm genug. Denn ſah er einmal einen Schein, So war es wohl der Funke blos, Der öfters ihm vom Auge ſchoß
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Ringsum die Aeſte wie im Schlaf
Streckt ſchwarz und wüſt der weite Tann,
Ein Rieſenheer in Zaubermacht
Für tauſend Jahr und Eine Nacht.
Schwer war ihr Traum, da überall
Wie Schweiß ſich aus den Poren ſtiehlt,
Man rauſchen hört der Tropfen Fall,
Wenn nur ein Lüftchen, kaum gefühlt,
Um die beladnen Nadeln ſpielt.
Stickdunkel rings; war nicht ſo breit
Der Weg, mein Fant kam nimmer weit.
Doch nun er luſtig trabt voran;
Zuweilen einer Lichtung Rund
Die kargen Schimmer läßt heran,
Vom goldbeſtreuten Himmelsgrund
Ein Stamm auch, nadellos und hohl,
Durchblitzen läßt ein Sternlein wohl.
Viel nutzt es nicht, und manchen Streich
Vorlieb muß unſer Ritter nehmen
Von manchem derben Tannenzweig,
Und brauchte deß ſich nicht zu ſchämen;
Die Ehre blieb, nur Waſſer floß,
Daß es entlang den Koller goß;
Und ohne manchen guten Fluch,
Der ächt und kräftig mußte ſeyn,
Mein Tilly kam nicht aus dem Hain,
Er war erhitzt und grimm genug.
Denn ſah er einmal einen Schein,
So war es wohl der Funke blos,
Der öfters ihm vom Auge ſchoß
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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 538. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/552>, abgerufen am 22.11.2024.
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