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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

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Die beiden zogen schweigend Schach.
Graf Fürstenberg, bedacht und kalt,
Erwitte's hagere Gestalt,
Und Obrist Lindler noch dabei.
Am Tische standen diese drei
Und sahen mit gespannten Blicken
Der Karte längs die Feder rücken,
Die, flüchtig deutend Moor und Wall,
Graf Anholt führt, der Feldmarschall.
Im Saale war es still genug:
Man hörte wie der Regen schlug,
Wie Ströme von den Dächern rinnen,
Die Fahnen kreischen auf den Zinnen,
Und -- Schach dem König! a la Reine!
Spricht Tilly plötzlich: "Wenn er doch
"Entwischt. Fürwahr, es kann gescheh'n!
"Allein bis Prag bleibt immer noch
"Ein Stückchen Weg, und Gabor2 mag
"Sein harren bis zum jüngsten Tag."
Nach einer kleinen Pause schnell:
"Verdammt hartnäckiger Gesell!"
Drauf Albrecht: "Daß er heute gar
"Vor seiner abgehetzten Schaar
"Das Feldspiel ließ so lustig rühren,
"Als gelt' es sie zum Tanz zu führen:
"Ein furchtlos übermüth'ger Gast,
"Und mir gefallen könnt' er fast.
"Bei Höchst3, als er im Kahne floh,
"Und an der Brücke Groß und Klein
"Wie Lachse zappelten im Rhein,

Die beiden zogen ſchweigend Schach.
Graf Fürſtenberg, bedacht und kalt,
Erwitte's hagere Geſtalt,
Und Obriſt Lindler noch dabei.
Am Tiſche ſtanden dieſe drei
Und ſahen mit geſpannten Blicken
Der Karte längs die Feder rücken,
Die, flüchtig deutend Moor und Wall,
Graf Anholt führt, der Feldmarſchall.
Im Saale war es ſtill genug:
Man hörte wie der Regen ſchlug,
Wie Ströme von den Dächern rinnen,
Die Fahnen kreiſchen auf den Zinnen,
Und — Schach dem König! à la Reine!
Spricht Tilly plötzlich: „Wenn er doch
„Entwiſcht. Fürwahr, es kann geſcheh'n!
„Allein bis Prag bleibt immer noch
„Ein Stückchen Weg, und Gabor2 mag
„Sein harren bis zum jüngſten Tag.“
Nach einer kleinen Pauſe ſchnell:
„Verdammt hartnäckiger Geſell!“
Drauf Albrecht: „Daß er heute gar
„Vor ſeiner abgehetzten Schaar
„Das Feldſpiel ließ ſo luſtig rühren,
„Als gelt' es ſie zum Tanz zu führen:
„Ein furchtlos übermüth'ger Gaſt,
„Und mir gefallen könnt' er faſt.
„Bei Höchſt3, als er im Kahne floh,
„Und an der Brücke Groß und Klein
„Wie Lachſe zappelten im Rhein,

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[532/0546] Die beiden zogen ſchweigend Schach. Graf Fürſtenberg, bedacht und kalt, Erwitte's hagere Geſtalt, Und Obriſt Lindler noch dabei. Am Tiſche ſtanden dieſe drei Und ſahen mit geſpannten Blicken Der Karte längs die Feder rücken, Die, flüchtig deutend Moor und Wall, Graf Anholt führt, der Feldmarſchall. Im Saale war es ſtill genug: Man hörte wie der Regen ſchlug, Wie Ströme von den Dächern rinnen, Die Fahnen kreiſchen auf den Zinnen, Und — Schach dem König! à la Reine! Spricht Tilly plötzlich: „Wenn er doch „Entwiſcht. Fürwahr, es kann geſcheh'n! „Allein bis Prag bleibt immer noch „Ein Stückchen Weg, und Gabor2 mag „Sein harren bis zum jüngſten Tag.“ Nach einer kleinen Pauſe ſchnell: „Verdammt hartnäckiger Geſell!“ Drauf Albrecht: „Daß er heute gar „Vor ſeiner abgehetzten Schaar „Das Feldſpiel ließ ſo luſtig rühren, „Als gelt' es ſie zum Tanz zu führen: „Ein furchtlos übermüth'ger Gaſt, „Und mir gefallen könnt' er faſt. „Bei Höchſt3, als er im Kahne floh, „Und an der Brücke Groß und Klein „Wie Lachſe zappelten im Rhein,

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 532. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/546>, abgerufen am 25.11.2024.