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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

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Gesell, wir müssen uns vereinen,
So mag die Sonne wieder scheinen.
Mein Heer, ein wenig bunt und klein,
Allein geächtet: also mein."
Und schallend schlug der Mansfeld ein.

Seit diesem Tage war es ganz
Als lösche jener trübe Glanz,
Der zwischen Braunschweigs hohen Brauen
Ließ seiner Brust Geheimniß schauen,
Der Liebe nicht, nein, jene Schrift,
Die Mischung kündend, draus bestand
Sein seltsam Wesen: Frost und Brand,
Heilkräftig Gold, Oxides Gift.
Das war nun hin, dafür entstand
Ein zuckend Fältchen an der Stelle,
Schwach im Gefechte, tief beim Brand,
Wie eingeätzt, wenn Mönches Zelle
In schwarzen Wolken qualmt empor.
Schlimm war er, dennoch schwer zu sagen,
Wie viel von seiner Thaten Last
Muß argen Heeres Willkühr tragen;
Er hatte sich so tief gefaßt
In Stolz und Schlauheit, daß es schien,
Kein Hälmchen falle ohne ihn.
So meint gehorsam sich der Knecht,
Wenn was geschehn zumeist ist recht;
Und anders nicht zu lenken war
Ein Heer wie dieses, das ist klar.
Nicht soll man zweifeln, daß zu Zeiten

Geſell, wir müſſen uns vereinen,
So mag die Sonne wieder ſcheinen.
Mein Heer, ein wenig bunt und klein,
Allein geächtet: alſo mein.“
Und ſchallend ſchlug der Mansfeld ein.

Seit dieſem Tage war es ganz
Als löſche jener trübe Glanz,
Der zwiſchen Braunſchweigs hohen Brauen
Ließ ſeiner Bruſt Geheimniß ſchauen,
Der Liebe nicht, nein, jene Schrift,
Die Miſchung kündend, draus beſtand
Sein ſeltſam Weſen: Froſt und Brand,
Heilkräftig Gold, Oxides Gift.
Das war nun hin, dafür entſtand
Ein zuckend Fältchen an der Stelle,
Schwach im Gefechte, tief beim Brand,
Wie eingeätzt, wenn Mönches Zelle
In ſchwarzen Wolken qualmt empor.
Schlimm war er, dennoch ſchwer zu ſagen,
Wie viel von ſeiner Thaten Laſt
Muß argen Heeres Willkühr tragen;
Er hatte ſich ſo tief gefaßt
In Stolz und Schlauheit, daß es ſchien,
Kein Hälmchen falle ohne ihn.
So meint gehorſam ſich der Knecht,
Wenn was geſchehn zumeiſt iſt recht;
Und anders nicht zu lenken war
Ein Heer wie dieſes, das iſt klar.
Nicht ſoll man zweifeln, daß zu Zeiten
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[504/0518] Geſell, wir müſſen uns vereinen, So mag die Sonne wieder ſcheinen. Mein Heer, ein wenig bunt und klein, Allein geächtet: alſo mein.“ Und ſchallend ſchlug der Mansfeld ein. Seit dieſem Tage war es ganz Als löſche jener trübe Glanz, Der zwiſchen Braunſchweigs hohen Brauen Ließ ſeiner Bruſt Geheimniß ſchauen, Der Liebe nicht, nein, jene Schrift, Die Miſchung kündend, draus beſtand Sein ſeltſam Weſen: Froſt und Brand, Heilkräftig Gold, Oxides Gift. Das war nun hin, dafür entſtand Ein zuckend Fältchen an der Stelle, Schwach im Gefechte, tief beim Brand, Wie eingeätzt, wenn Mönches Zelle In ſchwarzen Wolken qualmt empor. Schlimm war er, dennoch ſchwer zu ſagen, Wie viel von ſeiner Thaten Laſt Muß argen Heeres Willkühr tragen; Er hatte ſich ſo tief gefaßt In Stolz und Schlauheit, daß es ſchien, Kein Hälmchen falle ohne ihn. So meint gehorſam ſich der Knecht, Wenn was geſchehn zumeiſt iſt recht; Und anders nicht zu lenken war Ein Heer wie dieſes, das iſt klar. Nicht ſoll man zweifeln, daß zu Zeiten

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/518>, abgerufen am 22.11.2024.