Um manchen Baum und das Gebüsch entlang; Dann endlich gehn sie, schleifen etwas nach, Das dicht vor mir im Strauch verborgen lag. Dem Himmel Dank! mir ward die Seele wach; Es war gewiß, sie wußten nichts von mir. Was sie gesucht, nie hab' ich dran gedacht; Vielleicht ein Raub hier ins Versteck gebracht. Ich dacht' und wünschte Eins, den Jüngling hier Der mich geleitet, und er war mir nah; Kaum sind die Andern fort, so steht er da.
"Zu Pferd'! zu Pferd'! es ist die höchste Zeit!" An mir gewiß nicht lag's, ich war bereit, Saß auf; und über Stock und Stein wir traben Wie solche, die den Feind im Nacken haben; Nie macht' ich gleichen Ritt. So Nebel fliehn, Wenn Stürme über braune Haiden ziehn, So Schwalben, wenn die Wolke murrt und droht; Am Sattel mich zu halten that wohl Noth, Da wahrlich schlimmer als zuvor der Weg, Wenn ich so nennen soll, wo weder Steg, Noch Haag uns Hemmung schien: dies Wege waren, Die heute wohl und nimmermehr befahren. Bald rechts, bald links; bald offen schien das Land, Bald peitschten Zweige mir Gesicht und Hand. Den Führer nur verrieth des Hufes Ton; Zuweilen doch, wenn stutzt das Roß im Trab, Macht Sätze gleich dem Hirsch, und wenn's bergab Sich kunstreich stemmend gleitet auf den Eisen, Ist ihm ein kurzer Warnungsruf entflohn.
Um manchen Baum und das Gebüſch entlang; Dann endlich gehn ſie, ſchleifen etwas nach, Das dicht vor mir im Strauch verborgen lag. Dem Himmel Dank! mir ward die Seele wach; Es war gewiß, ſie wußten nichts von mir. Was ſie geſucht, nie hab' ich dran gedacht; Vielleicht ein Raub hier ins Verſteck gebracht. Ich dacht' und wünſchte Eins, den Jüngling hier Der mich geleitet, und er war mir nah; Kaum ſind die Andern fort, ſo ſteht er da.
„Zu Pferd'! zu Pferd'! es iſt die höchſte Zeit!“ An mir gewiß nicht lag's, ich war bereit, Saß auf; und über Stock und Stein wir traben Wie ſolche, die den Feind im Nacken haben; Nie macht' ich gleichen Ritt. So Nebel fliehn, Wenn Stürme über braune Haiden ziehn, So Schwalben, wenn die Wolke murrt und droht; Am Sattel mich zu halten that wohl Noth, Da wahrlich ſchlimmer als zuvor der Weg, Wenn ich ſo nennen ſoll, wo weder Steg, Noch Haag uns Hemmung ſchien: dies Wege waren, Die heute wohl und nimmermehr befahren. Bald rechts, bald links; bald offen ſchien das Land, Bald peitſchten Zweige mir Geſicht und Hand. Den Führer nur verrieth des Hufes Ton; Zuweilen doch, wenn ſtutzt das Roß im Trab, Macht Sätze gleich dem Hirſch, und wenn's bergab Sich kunſtreich ſtemmend gleitet auf den Eiſen, Iſt ihm ein kurzer Warnungsruf entflohn.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="20"><pbfacs="#f0492"n="478"/><l>Um manchen Baum und das Gebüſch entlang;</l><lb/><l>Dann endlich gehn ſie, ſchleifen etwas nach,</l><lb/><l>Das dicht vor mir im Strauch verborgen lag.</l><lb/><l>Dem Himmel Dank! mir ward die Seele wach;</l><lb/><l>Es war gewiß, ſie wußten nichts von mir.</l><lb/><l>Was ſie geſucht, nie hab' ich dran gedacht;</l><lb/><l>Vielleicht ein Raub hier ins Verſteck gebracht.</l><lb/><l>Ich dacht' und wünſchte Eins, den Jüngling hier</l><lb/><l>Der mich geleitet, und er war mir nah;</l><lb/><l>Kaum ſind die Andern fort, ſo ſteht er da.</l><lb/></lg><lgn="21"><l>„Zu Pferd'! zu Pferd'! es iſt die höchſte Zeit!“</l><lb/><l>An mir gewiß nicht lag's, ich war bereit,</l><lb/><l>Saß auf; und über Stock und Stein wir traben</l><lb/><l>Wie ſolche, die den Feind im Nacken haben;</l><lb/><l>Nie macht' ich gleichen Ritt. So Nebel fliehn,</l><lb/><l>Wenn Stürme über braune Haiden ziehn,</l><lb/><l>So Schwalben, wenn die Wolke murrt und droht;</l><lb/><l>Am Sattel mich zu halten that wohl Noth,</l><lb/><l>Da wahrlich ſchlimmer als zuvor der Weg,</l><lb/><l>Wenn ich ſo nennen ſoll, wo weder Steg,</l><lb/><l>Noch Haag uns Hemmung ſchien: dies Wege waren,</l><lb/><l>Die heute wohl und nimmermehr befahren.</l><lb/><l>Bald rechts, bald links; bald offen ſchien das Land,</l><lb/><l>Bald peitſchten Zweige mir Geſicht und Hand.</l><lb/><l>Den Führer nur verrieth des Hufes Ton;</l><lb/><l>Zuweilen doch, wenn ſtutzt das Roß im Trab,</l><lb/><l>Macht Sätze gleich dem Hirſch, und wenn's bergab</l><lb/><l>Sich kunſtreich ſtemmend gleitet auf den Eiſen,</l><lb/><l>Iſt ihm ein kurzer Warnungsruf entflohn.</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[478/0492]
Um manchen Baum und das Gebüſch entlang;
Dann endlich gehn ſie, ſchleifen etwas nach,
Das dicht vor mir im Strauch verborgen lag.
Dem Himmel Dank! mir ward die Seele wach;
Es war gewiß, ſie wußten nichts von mir.
Was ſie geſucht, nie hab' ich dran gedacht;
Vielleicht ein Raub hier ins Verſteck gebracht.
Ich dacht' und wünſchte Eins, den Jüngling hier
Der mich geleitet, und er war mir nah;
Kaum ſind die Andern fort, ſo ſteht er da.
„Zu Pferd'! zu Pferd'! es iſt die höchſte Zeit!“
An mir gewiß nicht lag's, ich war bereit,
Saß auf; und über Stock und Stein wir traben
Wie ſolche, die den Feind im Nacken haben;
Nie macht' ich gleichen Ritt. So Nebel fliehn,
Wenn Stürme über braune Haiden ziehn,
So Schwalben, wenn die Wolke murrt und droht;
Am Sattel mich zu halten that wohl Noth,
Da wahrlich ſchlimmer als zuvor der Weg,
Wenn ich ſo nennen ſoll, wo weder Steg,
Noch Haag uns Hemmung ſchien: dies Wege waren,
Die heute wohl und nimmermehr befahren.
Bald rechts, bald links; bald offen ſchien das Land,
Bald peitſchten Zweige mir Geſicht und Hand.
Den Führer nur verrieth des Hufes Ton;
Zuweilen doch, wenn ſtutzt das Roß im Trab,
Macht Sätze gleich dem Hirſch, und wenn's bergab
Sich kunſtreich ſtemmend gleitet auf den Eiſen,
Iſt ihm ein kurzer Warnungsruf entflohn.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/492>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.