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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

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Man hörte keines Athems Hauch,
Und Mancher schlöss' die Augen gar,
Doch reißt sie offen die Gefahr.
Nur langsam -- flach den Fuß gesetzt --
Des Vormanns Stange Jeder fasse --
Und seyd auf einen Ruck bereitet,
Wenn Einer schwankt, wenn Einer gleitet;
Nur immer langsam -- Schritt vor Schritt. --
Ha! auf den Grund der Erste tritt
Und zieht mit seiner festen Hand
Die ganze Kette an den Strand.
Und Jeder, wie er fühlt das Land,
Den Athem stößt mit voller Kraft
Aus der befreiten Kehle Haft.
Dem Himmel Dank! das war ein Wagen!
Hat Niemand es zu künden Lust?
Doch war sich Keiner in der Brust
Nur Eines sichern Schritts bewußt,
Und Keinem blieb, so kühn er sey,
Das Auge klar, Bewußtseyn frei,
Als sie, wo drunten Wogen spühlten,
Der Sohle leises Gleiten fühlten,
Und in der Hand verklommen, zitternd
Die Stange hin und her sich schütternd.
Ja, Gottes Huld hat sie getragen,
Des Herrn, so sprach: "Ich bin dein Reich,"
Und: "Meinen Engel send' ich euch."

Erst späterhin und fern vom Stege
Löst mählig sich der Zungen Band,

Man hörte keines Athems Hauch,
Und Mancher ſchlöſſ' die Augen gar,
Doch reißt ſie offen die Gefahr.
Nur langſam — flach den Fuß geſetzt —
Des Vormanns Stange Jeder faſſe —
Und ſeyd auf einen Ruck bereitet,
Wenn Einer ſchwankt, wenn Einer gleitet;
Nur immer langſam — Schritt vor Schritt. —
Ha! auf den Grund der Erſte tritt
Und zieht mit ſeiner feſten Hand
Die ganze Kette an den Strand.
Und Jeder, wie er fühlt das Land,
Den Athem ſtößt mit voller Kraft
Aus der befreiten Kehle Haft.
Dem Himmel Dank! das war ein Wagen!
Hat Niemand es zu künden Luſt?
Doch war ſich Keiner in der Bruſt
Nur Eines ſichern Schritts bewußt,
Und Keinem blieb, ſo kühn er ſey,
Das Auge klar, Bewußtſeyn frei,
Als ſie, wo drunten Wogen ſpühlten,
Der Sohle leiſes Gleiten fühlten,
Und in der Hand verklommen, zitternd
Die Stange hin und her ſich ſchütternd.
Ja, Gottes Huld hat ſie getragen,
Des Herrn, ſo ſprach: „Ich bin dein Reich,“
Und: „Meinen Engel ſend' ich euch.“

Erſt ſpäterhin und fern vom Stege
Löst mählig ſich der Zungen Band,
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[445/0459] Man hörte keines Athems Hauch, Und Mancher ſchlöſſ' die Augen gar, Doch reißt ſie offen die Gefahr. Nur langſam — flach den Fuß geſetzt — Des Vormanns Stange Jeder faſſe — Und ſeyd auf einen Ruck bereitet, Wenn Einer ſchwankt, wenn Einer gleitet; Nur immer langſam — Schritt vor Schritt. — Ha! auf den Grund der Erſte tritt Und zieht mit ſeiner feſten Hand Die ganze Kette an den Strand. Und Jeder, wie er fühlt das Land, Den Athem ſtößt mit voller Kraft Aus der befreiten Kehle Haft. Dem Himmel Dank! das war ein Wagen! Hat Niemand es zu künden Luſt? Doch war ſich Keiner in der Bruſt Nur Eines ſichern Schritts bewußt, Und Keinem blieb, ſo kühn er ſey, Das Auge klar, Bewußtſeyn frei, Als ſie, wo drunten Wogen ſpühlten, Der Sohle leiſes Gleiten fühlten, Und in der Hand verklommen, zitternd Die Stange hin und her ſich ſchütternd. Ja, Gottes Huld hat ſie getragen, Des Herrn, ſo ſprach: „Ich bin dein Reich,“ Und: „Meinen Engel ſend' ich euch.“ Erſt ſpäterhin und fern vom Stege Löst mählig ſich der Zungen Band,

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/459>, abgerufen am 25.11.2024.