Nahmst in der Nacht die Zelte mir Und nahmst mir die Kameele." O Sonne, birg die Stralen!
"Wie einen Leichnam ließest mich, Wie Mumien, verdorrte, Wie ein verschmachtetes Kameel, Wie ein Gethier der Wüste! Und gab dir doch das reiche Gut, Die zwanzigtausend Kori." O Sonne, birg die Stralen!
"So fluch' ich denn zu sieben Mal, Und tausend Mal verfluch' ich: Daß dich verschlingen mag das Meer, Dein brennend Haus dich tödten! Daß breche dein Gebein der Leu, Dein Blut der Tiger lecke! Der Beduine plündre dich, Preis gebe dich der Wüste, Daß in dem Sande du versiechst, Verschmachtend -- hülflos -- irrend!" O Sonne, birg die Stralen!
Nahmſt in der Nacht die Zelte mir Und nahmſt mir die Kameele.“ O Sonne, birg die Stralen!
„Wie einen Leichnam ließeſt mich, Wie Mumien, verdorrte, Wie ein verſchmachtetes Kameel, Wie ein Gethier der Wüſte! Und gab dir doch das reiche Gut, Die zwanzigtauſend Kori.“ O Sonne, birg die Stralen!
„So fluch' ich denn zu ſieben Mal, Und tauſend Mal verfluch' ich: Daß dich verſchlingen mag das Meer, Dein brennend Haus dich tödten! Daß breche dein Gebein der Leu, Dein Blut der Tiger lecke! Der Beduine plündre dich, Preis gebe dich der Wüſte, Daß in dem Sande du verſiechſt, Verſchmachtend — hülflos — irrend!“ O Sonne, birg die Stralen!
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="4"><pbfacs="#f0370"n="356"/><l>Nahmſt in der Nacht die Zelte mir</l><lb/><l>Und nahmſt mir die Kameele.“</l><lb/><l>O Sonne, birg die Stralen!</l><lb/></lg><lgn="5"><l>„Wie einen Leichnam ließeſt mich,</l><lb/><l>Wie Mumien, verdorrte,</l><lb/><l>Wie ein verſchmachtetes Kameel,</l><lb/><l>Wie ein Gethier der Wüſte!</l><lb/><l>Und gab dir doch das reiche Gut,</l><lb/><l>Die zwanzigtauſend Kori.“</l><lb/><l>O Sonne, birg die Stralen!</l><lb/></lg><lgn="6"><l>„So fluch' ich denn zu ſieben Mal,</l><lb/><l>Und tauſend Mal verfluch' ich:</l><lb/><l>Daß dich verſchlingen mag das Meer,</l><lb/><l>Dein brennend Haus dich tödten!</l><lb/><l>Daß breche dein Gebein der Leu,</l><lb/><l>Dein Blut der Tiger lecke!</l><lb/><l>Der Beduine plündre dich,</l><lb/><l>Preis gebe dich der Wüſte,</l><lb/><l>Daß in dem Sande du verſiechſt,</l><lb/><l>Verſchmachtend — hülflos — irrend!“</l><lb/><l>O Sonne, birg die Stralen!</l><lb/></lg></lg><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></div></body></text></TEI>
[356/0370]
Nahmſt in der Nacht die Zelte mir
Und nahmſt mir die Kameele.“
O Sonne, birg die Stralen!
„Wie einen Leichnam ließeſt mich,
Wie Mumien, verdorrte,
Wie ein verſchmachtetes Kameel,
Wie ein Gethier der Wüſte!
Und gab dir doch das reiche Gut,
Die zwanzigtauſend Kori.“
O Sonne, birg die Stralen!
„So fluch' ich denn zu ſieben Mal,
Und tauſend Mal verfluch' ich:
Daß dich verſchlingen mag das Meer,
Dein brennend Haus dich tödten!
Daß breche dein Gebein der Leu,
Dein Blut der Tiger lecke!
Der Beduine plündre dich,
Preis gebe dich der Wüſte,
Daß in dem Sande du verſiechſt,
Verſchmachtend — hülflos — irrend!“
O Sonne, birg die Stralen!
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/370>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.