Den Regen läßt man draußen stehn, Champagnerflaschen sind gebracht. Die Leuchter hatten wenig Werth, Es gieng wie beim Studentenfest: Sobald die Flasche ist geleert, Wird eine Kerze drauf gepreßt.
Je mehr es fehlt, so mehr man lacht, Der Wein ist heiß, die Kost gewählt, Manch' derbes Späßchen wird gemacht, Und mancher feine Streich erzählt. Zuletzt von Wein und Reden glüh, Rückt seinen Stuhl der Herr vom Haus: "Ich lud Euch zu 'ner Landparthie, Es ward 'ne Wasserfahrt daraus."
"Doch da die allerschönste Fracht Am Ende nach dem Hafen schifft, So, meine Herren, gute Nacht! Und nehmt vorlieb, wie es sich trifft." Da lachend nach den Flaschen greift Ein Jeder. -- Thüren auf und zu. -- Und Waller, noch im Gehen, streift Aus seinem Frack den Ivanhoe.
Er war tief in die Nacht hinein, Und draußen heulte noch der Sturm, Schnob zischend an dem Fensterstein Und drillt den Glockenstrang am Thurm.
Den Regen läßt man draußen ſtehn, Champagnerflaſchen ſind gebracht. Die Leuchter hatten wenig Werth, Es gieng wie beim Studentenfeſt: Sobald die Flaſche iſt geleert, Wird eine Kerze drauf gepreßt.
Je mehr es fehlt, ſo mehr man lacht, Der Wein iſt heiß, die Koſt gewählt, Manch' derbes Späßchen wird gemacht, Und mancher feine Streich erzählt. Zuletzt von Wein und Reden glüh, Rückt ſeinen Stuhl der Herr vom Haus: „Ich lud Euch zu 'ner Landparthie, Es ward 'ne Waſſerfahrt daraus.“
„Doch da die allerſchönſte Fracht Am Ende nach dem Hafen ſchifft, So, meine Herren, gute Nacht! Und nehmt vorlieb, wie es ſich trifft.“ Da lachend nach den Flaſchen greift Ein Jeder. — Thüren auf und zu. — Und Waller, noch im Gehen, ſtreift Aus ſeinem Frack den Ivanhoe.
Er war tief in die Nacht hinein, Und draußen heulte noch der Sturm, Schnob ziſchend an dem Fenſterſtein Und drillt den Glockenſtrang am Thurm.
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Den Regen läßt man draußen ſtehn,
Champagnerflaſchen ſind gebracht.
Die Leuchter hatten wenig Werth,
Es gieng wie beim Studentenfeſt:
Sobald die Flaſche iſt geleert,
Wird eine Kerze drauf gepreßt.
Je mehr es fehlt, ſo mehr man lacht,
Der Wein iſt heiß, die Koſt gewählt,
Manch' derbes Späßchen wird gemacht,
Und mancher feine Streich erzählt.
Zuletzt von Wein und Reden glüh,
Rückt ſeinen Stuhl der Herr vom Haus:
„Ich lud Euch zu 'ner Landparthie,
Es ward 'ne Waſſerfahrt daraus.“
„Doch da die allerſchönſte Fracht
Am Ende nach dem Hafen ſchifft,
So, meine Herren, gute Nacht!
Und nehmt vorlieb, wie es ſich trifft.“
Da lachend nach den Flaſchen greift
Ein Jeder. — Thüren auf und zu. —
Und Waller, noch im Gehen, ſtreift
Aus ſeinem Frack den Ivanhoe.
Er war tief in die Nacht hinein,
Und draußen heulte noch der Sturm,
Schnob ziſchend an dem Fenſterſtein
Und drillt den Glockenſtrang am Thurm.
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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/315>, abgerufen am 22.11.2024.
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