Nie schien er sich so hager, Nie fühlt' er sich so alt, Als seit er heut begraben Den langen Moriz Raben, Den Förster dort vom Wald.
Am gleichen Tag geboren, Getauft am gleichen Tag! Das ist ein seltsam Wesen, Und läßt uns deutlich lesen, Was wohl die Zeit vermag!
Der Nacht geheimes Funkeln, Und daß sich eben muß, Wie Mondesstrahlen steigen, Der frische Hügel zeigen, Das Kreuz an seinem Fuß:
Das macht ihn ganz beklommen, Den sehr betagten Mann, Er sieht den Flieder schwanken, Und längs des Hügels wanken Die Schatten ab und an.
Wie oft sprach nicht der Todte Nach seiner Weise kühn: "Herr Pfarr', wir alten Knaben, Wir müssen sachte traben, Die Kirchhofsblumen blühn."
Nie ſchien er ſich ſo hager, Nie fühlt' er ſich ſo alt, Als ſeit er heut begraben Den langen Moriz Raben, Den Förſter dort vom Wald.
Am gleichen Tag geboren, Getauft am gleichen Tag! Das iſt ein ſeltſam Weſen, Und läßt uns deutlich leſen, Was wohl die Zeit vermag!
Der Nacht geheimes Funkeln, Und daß ſich eben muß, Wie Mondesſtrahlen ſteigen, Der friſche Hügel zeigen, Das Kreuz an ſeinem Fuß:
Das macht ihn ganz beklommen, Den ſehr betagten Mann, Er ſieht den Flieder ſchwanken, Und längs des Hügels wanken Die Schatten ab und an.
Wie oft ſprach nicht der Todte Nach ſeiner Weiſe kühn: „Herr Pfarr', wir alten Knaben, Wir müſſen ſachte traben, Die Kirchhofsblumen blühn.“
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Nie ſchien er ſich ſo hager,
Nie fühlt' er ſich ſo alt,
Als ſeit er heut begraben
Den langen Moriz Raben,
Den Förſter dort vom Wald.
Am gleichen Tag geboren,
Getauft am gleichen Tag!
Das iſt ein ſeltſam Weſen,
Und läßt uns deutlich leſen,
Was wohl die Zeit vermag!
Der Nacht geheimes Funkeln,
Und daß ſich eben muß,
Wie Mondesſtrahlen ſteigen,
Der friſche Hügel zeigen,
Das Kreuz an ſeinem Fuß:
Das macht ihn ganz beklommen,
Den ſehr betagten Mann,
Er ſieht den Flieder ſchwanken,
Und längs des Hügels wanken
Die Schatten ab und an.
Wie oft ſprach nicht der Todte
Nach ſeiner Weiſe kühn:
„Herr Pfarr', wir alten Knaben,
Wir müſſen ſachte traben,
Die Kirchhofsblumen blühn.“
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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/263>, abgerufen am 25.11.2024.
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