Da raschelt' es im Laub, Und rieselte vom Hange, Zertretnen Pilzes Staub Flog über meine Wange. Und neben mir ein Knabe stand, Ein blondes Kind mit Taubenblicken, Das eines blinden Greises Hand Schien brünstig an den Mund zu drücken.
Von linder Thränen Lauf Sein Auge glänzte trübe, "Steh auf", sprach es, "steh auf! Ich bin die Kindesliebe, Verbannt, zum wüsten Wald verbannt, In's öde Dickicht ausgesetzet, Wo an des sumpfgen Weihers Rand Der Storch die kranken Eltern ätzet!"
Dann faltete es hoch Die hagern Händchen beide, Und sachte abwärts bog Es des Geröhres Schneide. Ich sah wie blutge Striemen leis An seinen Aermchen niederflossen, Wie tappend ihm gefolgt der Greis, Bis sich des Rohres Wand geschlossen.
Ich ballte meine Hand, Versuchte mich zu schwingen, Doch fester, fester wand Der Taumel seine Schlingen.
Da raſchelt' es im Laub, Und rieſelte vom Hange, Zertretnen Pilzes Staub Flog über meine Wange. Und neben mir ein Knabe ſtand, Ein blondes Kind mit Taubenblicken, Das eines blinden Greiſes Hand Schien brünſtig an den Mund zu drücken.
Von linder Thränen Lauf Sein Auge glänzte trübe, „Steh auf“, ſprach es, „ſteh auf! Ich bin die Kindesliebe, Verbannt, zum wüſten Wald verbannt, In's öde Dickicht ausgeſetzet, Wo an des ſumpfgen Weihers Rand Der Storch die kranken Eltern ätzet!“
Dann faltete es hoch Die hagern Händchen beide, Und ſachte abwärts bog Es des Geröhres Schneide. Ich ſah wie blutge Striemen leis An ſeinen Aermchen niederfloſſen, Wie tappend ihm gefolgt der Greis, Bis ſich des Rohres Wand geſchloſſen.
Ich ballte meine Hand, Verſuchte mich zu ſchwingen, Doch feſter, feſter wand Der Taumel ſeine Schlingen.
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Da raſchelt' es im Laub,
Und rieſelte vom Hange,
Zertretnen Pilzes Staub
Flog über meine Wange.
Und neben mir ein Knabe ſtand,
Ein blondes Kind mit Taubenblicken,
Das eines blinden Greiſes Hand
Schien brünſtig an den Mund zu drücken.
Von linder Thränen Lauf
Sein Auge glänzte trübe,
„Steh auf“, ſprach es, „ſteh auf!
Ich bin die Kindesliebe,
Verbannt, zum wüſten Wald verbannt,
In's öde Dickicht ausgeſetzet,
Wo an des ſumpfgen Weihers Rand
Der Storch die kranken Eltern ätzet!“
Dann faltete es hoch
Die hagern Händchen beide,
Und ſachte abwärts bog
Es des Geröhres Schneide.
Ich ſah wie blutge Striemen leis
An ſeinen Aermchen niederfloſſen,
Wie tappend ihm gefolgt der Greis,
Bis ſich des Rohres Wand geſchloſſen.
Ich ballte meine Hand,
Verſuchte mich zu ſchwingen,
Doch feſter, feſter wand
Der Taumel ſeine Schlingen.
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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/26>, abgerufen am 07.10.2024.
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