Am Paradiesesbaum Die Blätter zart aus Knochen, Eins hat er schon zerbrochen, Jedoch man sieht es kaum.
Und als er just in Schatten Die alte Klingel stellt -- Es kömmt ihm wohl zu statten -- Da rauscht es draußen, gelt! Fidel schlägt an in Hast, Die Jungfer ist geflüchtet, Und stattlich aufgerichtet Begrüßt der Pfarr' den Gast.
Wie dem so wohl gefallen Die Aussicht und das Haus, Wie der entzückt von allen, Nicht Worte drücken's aus! Ich sag' es ungenirt, Sie kamen aus den Gleisen, Sich Ehre zu erweisen, Der Gast und auch der Wirth.
Und bei dem Mittagessen, Das man vortrefflich fand, Da ward auch nicht vergessen Der Lehr- und Ehrenstand. Ich habe viel gehört, Doch nichts davon getragen, Nur dieses mag ich sagen, Sie sprachen sehr gelehrt.
Am Paradieſesbaum Die Blätter zart aus Knochen, Eins hat er ſchon zerbrochen, Jedoch man ſieht es kaum.
Und als er juſt in Schatten Die alte Klingel ſtellt — Es kömmt ihm wohl zu ſtatten — Da rauſcht es draußen, gelt! Fidel ſchlägt an in Haſt, Die Jungfer iſt geflüchtet, Und ſtattlich aufgerichtet Begrüßt der Pfarr' den Gaſt.
Wie dem ſo wohl gefallen Die Ausſicht und das Haus, Wie der entzückt von allen, Nicht Worte drücken's aus! Ich ſag' es ungenirt, Sie kamen aus den Gleiſen, Sich Ehre zu erweiſen, Der Gaſt und auch der Wirth.
Und bei dem Mittageſſen, Das man vortrefflich fand, Da ward auch nicht vergeſſen Der Lehr- und Ehrenſtand. Ich habe viel gehört, Doch nichts davon getragen, Nur dieſes mag ich ſagen, Sie ſprachen ſehr gelehrt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><lgn="5"><pbfacs="#f0256"n="242"/><l>Am Paradieſesbaum</l><lb/><l>Die Blätter zart aus Knochen,</l><lb/><l>Eins hat er ſchon zerbrochen,</l><lb/><l>Jedoch man ſieht es kaum.</l><lb/></lg><lgn="6"><l>Und als er juſt in Schatten</l><lb/><l>Die alte Klingel ſtellt —</l><lb/><l>Es kömmt ihm wohl zu ſtatten —</l><lb/><l>Da rauſcht es draußen, gelt!</l><lb/><l>Fidel ſchlägt an in Haſt,</l><lb/><l>Die Jungfer iſt geflüchtet,</l><lb/><l>Und ſtattlich aufgerichtet</l><lb/><l>Begrüßt der Pfarr' den Gaſt.</l><lb/></lg><lgn="7"><l>Wie dem ſo wohl gefallen</l><lb/><l>Die Ausſicht und das Haus,</l><lb/><l>Wie der entzückt von allen,</l><lb/><l>Nicht Worte drücken's aus!</l><lb/><l>Ich ſag' es ungenirt,</l><lb/><l>Sie kamen aus den Gleiſen,</l><lb/><l>Sich Ehre zu erweiſen,</l><lb/><l>Der Gaſt und auch der Wirth.</l><lb/></lg><lgn="8"><l>Und bei dem Mittageſſen,</l><lb/><l>Das man vortrefflich fand,</l><lb/><l>Da ward auch nicht vergeſſen</l><lb/><l>Der Lehr- und Ehrenſtand.</l><lb/><l>Ich habe viel gehört,</l><lb/><l>Doch nichts davon getragen,</l><lb/><l>Nur dieſes mag ich ſagen,</l><lb/><l>Sie ſprachen ſehr gelehrt.</l><lb/></lg></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[242/0256]
Am Paradieſesbaum
Die Blätter zart aus Knochen,
Eins hat er ſchon zerbrochen,
Jedoch man ſieht es kaum.
Und als er juſt in Schatten
Die alte Klingel ſtellt —
Es kömmt ihm wohl zu ſtatten —
Da rauſcht es draußen, gelt!
Fidel ſchlägt an in Haſt,
Die Jungfer iſt geflüchtet,
Und ſtattlich aufgerichtet
Begrüßt der Pfarr' den Gaſt.
Wie dem ſo wohl gefallen
Die Ausſicht und das Haus,
Wie der entzückt von allen,
Nicht Worte drücken's aus!
Ich ſag' es ungenirt,
Sie kamen aus den Gleiſen,
Sich Ehre zu erweiſen,
Der Gaſt und auch der Wirth.
Und bei dem Mittageſſen,
Das man vortrefflich fand,
Da ward auch nicht vergeſſen
Der Lehr- und Ehrenſtand.
Ich habe viel gehört,
Doch nichts davon getragen,
Nur dieſes mag ich ſagen,
Sie ſprachen ſehr gelehrt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/256>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.