Das möcht in treue Hut ich bergen; Und wieder, wenn er höhnend spielt, Wie von gespanntem Bogen zielt, Wenn leis' es durch die Züge wühlt, Dann möcht ich fliehen wie vor Schergen.
Es ist gewiß, du bist nicht Ich, Ein fremdes Daseyn, dem ich mich Wie Moses nahe, unbeschuhet, Voll Kräfte die mir nicht bewust, Voll fremden Leides, fremder Lust; Gnade mir Gott, wenn in der Brust Mir schlummernd deine Seele ruhet!
Und dennoch fühl ich, wie verwandt, Zu deinen Schauern mich gebannt, Und Liebe muß der Furcht sich einen. Ja, trätest aus Kristalles Rund, Phantom, du lebend auf den Grund, Nur leise zittern würd ich, und Mich dünkt -- ich würde um dich weinen!
Das möcht in treue Hut ich bergen; Und wieder, wenn er höhnend ſpielt, Wie von geſpanntem Bogen zielt, Wenn leiſ' es durch die Züge wühlt, Dann möcht ich fliehen wie vor Schergen.
Es iſt gewiß, du biſt nicht Ich, Ein fremdes Daſeyn, dem ich mich Wie Moſes nahe, unbeſchuhet, Voll Kräfte die mir nicht bewuſt, Voll fremden Leides, fremder Luſt; Gnade mir Gott, wenn in der Bruſt Mir ſchlummernd deine Seele ruhet!
Und dennoch fühl ich, wie verwandt, Zu deinen Schauern mich gebannt, Und Liebe muß der Furcht ſich einen. Ja, träteſt aus Kriſtalles Rund, Phantom, du lebend auf den Grund, Nur leiſe zittern würd ich, und Mich dünkt — ich würde um dich weinen!
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Das möcht in treue Hut ich bergen;
Und wieder, wenn er höhnend ſpielt,
Wie von geſpanntem Bogen zielt,
Wenn leiſ' es durch die Züge wühlt,
Dann möcht ich fliehen wie vor Schergen.
Es iſt gewiß, du biſt nicht Ich,
Ein fremdes Daſeyn, dem ich mich
Wie Moſes nahe, unbeſchuhet,
Voll Kräfte die mir nicht bewuſt,
Voll fremden Leides, fremder Luſt;
Gnade mir Gott, wenn in der Bruſt
Mir ſchlummernd deine Seele ruhet!
Und dennoch fühl ich, wie verwandt,
Zu deinen Schauern mich gebannt,
Und Liebe muß der Furcht ſich einen.
Ja, träteſt aus Kriſtalles Rund,
Phantom, du lebend auf den Grund,
Nur leiſe zittern würd ich, und
Mich dünkt — ich würde um dich weinen!
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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/214>, abgerufen am 25.11.2024.
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