Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846.Das Unvermeidliche. Der dritte Sohn des Polizeidirektors hatte während Eines Tages kam Heinrich, so hieß der junge W., Das Unvermeidliche. Der dritte Sohn des Polizeidirektors hatte waͤhrend Eines Tages kam Heinrich, ſo hieß der junge W., <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0195" n="181"/> <fw place="top" type="header">Das Unvermeidliche.<lb/></fw> <p>Der dritte Sohn des Polizeidirektors hatte waͤhrend<lb/> Arthurs Gefangenſchaft ſeine Studien angetreten und<lb/> vollendet, und ſtand als Praktikant beim Landgericht<lb/> in ***. Er war uͤberdies ſeit Kurzem mit einem lie¬<lb/> benswuͤrdigen Maͤdchen aus einer der angeſehenſten und<lb/> reichſten Familien der Univerſitaͤtsſtadt verlobt, und ar¬<lb/> beitete mit um ſo groͤßerer Energie zu ſeinem letzten<lb/> Examen.</p><lb/> <p>Eines Tages kam Heinrich, ſo hieß der junge W.,<lb/> in einer ungewoͤhnlichen Stimmung zu Tiſch. Er war<lb/> zerſtreut und nachdenkend, und antwortete mehrmals auf<lb/> die Fragen ſeines Vaters in ganz verkehrter Weiſe. Als<lb/> der letztere ihn darauf aufmerkſam machte, nahm er ſich<lb/> zwar zuſammen und ſprach eine Zeitlang mit großer<lb/> Lebendigkeit uͤber gleichguͤltige Dinge, aber man konnte<lb/> doch das Gewaltſame, Gezwungene ſeiner Weiſe wohl<lb/> bemerken, und bald verſank er auch wieder in ſeine fruͤ¬<lb/> here Starrheit. Auf das eindringliche Befragen ſeines<lb/> Vaters erzaͤhlte er denn, daß er am geſtrigen Abend, als<lb/> er ſeine Braut ins Theater gefuͤhrt, im Gedraͤnge mit<lb/> dem jungen Arthur zuſammengetroffen und von dieſem<lb/> im Beiſein mehrerer Offiziere und juͤngeren Beamten<lb/> beleidigt worden ſei. Die geſellſchaftlichen Anſichten er¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [181/0195]
Das Unvermeidliche.
Der dritte Sohn des Polizeidirektors hatte waͤhrend
Arthurs Gefangenſchaft ſeine Studien angetreten und
vollendet, und ſtand als Praktikant beim Landgericht
in ***. Er war uͤberdies ſeit Kurzem mit einem lie¬
benswuͤrdigen Maͤdchen aus einer der angeſehenſten und
reichſten Familien der Univerſitaͤtsſtadt verlobt, und ar¬
beitete mit um ſo groͤßerer Energie zu ſeinem letzten
Examen.
Eines Tages kam Heinrich, ſo hieß der junge W.,
in einer ungewoͤhnlichen Stimmung zu Tiſch. Er war
zerſtreut und nachdenkend, und antwortete mehrmals auf
die Fragen ſeines Vaters in ganz verkehrter Weiſe. Als
der letztere ihn darauf aufmerkſam machte, nahm er ſich
zwar zuſammen und ſprach eine Zeitlang mit großer
Lebendigkeit uͤber gleichguͤltige Dinge, aber man konnte
doch das Gewaltſame, Gezwungene ſeiner Weiſe wohl
bemerken, und bald verſank er auch wieder in ſeine fruͤ¬
here Starrheit. Auf das eindringliche Befragen ſeines
Vaters erzaͤhlte er denn, daß er am geſtrigen Abend, als
er ſeine Braut ins Theater gefuͤhrt, im Gedraͤnge mit
dem jungen Arthur zuſammengetroffen und von dieſem
im Beiſein mehrerer Offiziere und juͤngeren Beamten
beleidigt worden ſei. Die geſellſchaftlichen Anſichten er¬
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