In dem Kriminalgefängniß zu B. erhängte sich vor einiger Zeit ein Gefangner, der nach den Aussagen des Arztes und des Gefängniß-Inspektors an Schwer¬ muth gelitten hatte. Die Geschichte dieses Unglückli¬ chen, welche wir dem Leser hier erzählen, ist ein voll¬ kommen wahres Ereigniß, und die folgenden Einzel¬ heiten, wobei wir nur die Namen verschweigen, werden vielleicht bei Manchem die Erinnerung an die handeln¬ den Personen erwecken.
Fritz Schenk war ein Tischler.
Er hatte als Geselle lange Zeit bei einem der grö¬ ßern Meister in B. gearbeitet, und stand im Rufe eines ordentlichen Menschen und fleißigen und geschick¬ ten Arbeiters. Da er für Niemand weiter zu sorgen hatte, so reichte sein Verdienst eben zu seinen nothwen¬ digen Bedürfnissen aus, und nicht minder wie bei dem Meister wegen seiner Brauchbarkeit, stand er bei den andern Gesellen wegen seines Frohsinns in Gunst.
1 *
In dem Kriminalgefaͤngniß zu B. erhaͤngte ſich vor einiger Zeit ein Gefangner, der nach den Ausſagen des Arztes und des Gefaͤngniß-Inſpektors an Schwer¬ muth gelitten hatte. Die Geſchichte dieſes Ungluͤckli¬ chen, welche wir dem Leſer hier erzaͤhlen, iſt ein voll¬ kommen wahres Ereigniß, und die folgenden Einzel¬ heiten, wobei wir nur die Namen verſchweigen, werden vielleicht bei Manchem die Erinnerung an die handeln¬ den Perſonen erwecken.
Fritz Schenk war ein Tiſchler.
Er hatte als Geſelle lange Zeit bei einem der groͤ¬ ßern Meiſter in B. gearbeitet, und ſtand im Rufe eines ordentlichen Menſchen und fleißigen und geſchick¬ ten Arbeiters. Da er fuͤr Niemand weiter zu ſorgen hatte, ſo reichte ſein Verdienſt eben zu ſeinen nothwen¬ digen Beduͤrfniſſen aus, und nicht minder wie bei dem Meiſter wegen ſeiner Brauchbarkeit, ſtand er bei den andern Geſellen wegen ſeines Frohſinns in Gunſt.
1 *
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0017"n="[3]"/><p><hirendition="#in">I</hi>n dem Kriminalgefaͤngniß zu B. erhaͤngte ſich vor<lb/>
einiger Zeit ein Gefangner, der nach den Ausſagen<lb/>
des Arztes und des Gefaͤngniß-Inſpektors an Schwer¬<lb/>
muth gelitten hatte. Die Geſchichte dieſes Ungluͤckli¬<lb/>
chen, welche wir dem Leſer hier erzaͤhlen, iſt ein voll¬<lb/>
kommen wahres Ereigniß, und die folgenden Einzel¬<lb/>
heiten, wobei wir nur die Namen verſchweigen, werden<lb/>
vielleicht bei Manchem die Erinnerung an die handeln¬<lb/>
den Perſonen erwecken.</p><lb/><p>Fritz Schenk war ein Tiſchler.</p><lb/><p>Er hatte als Geſelle lange Zeit bei einem der groͤ¬<lb/>
ßern Meiſter in B. gearbeitet, und ſtand im Rufe<lb/>
eines ordentlichen Menſchen und fleißigen und geſchick¬<lb/>
ten Arbeiters. Da er fuͤr Niemand weiter zu ſorgen<lb/>
hatte, ſo reichte ſein Verdienſt eben zu ſeinen nothwen¬<lb/>
digen Beduͤrfniſſen aus, und nicht minder wie bei dem<lb/>
Meiſter wegen ſeiner Brauchbarkeit, ſtand er bei den<lb/>
andern Geſellen wegen ſeines Frohſinns in Gunſt.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">1 *<lb/></fw></div></body></text></TEI>
[[3]/0017]
In dem Kriminalgefaͤngniß zu B. erhaͤngte ſich vor
einiger Zeit ein Gefangner, der nach den Ausſagen
des Arztes und des Gefaͤngniß-Inſpektors an Schwer¬
muth gelitten hatte. Die Geſchichte dieſes Ungluͤckli¬
chen, welche wir dem Leſer hier erzaͤhlen, iſt ein voll¬
kommen wahres Ereigniß, und die folgenden Einzel¬
heiten, wobei wir nur die Namen verſchweigen, werden
vielleicht bei Manchem die Erinnerung an die handeln¬
den Perſonen erwecken.
Fritz Schenk war ein Tiſchler.
Er hatte als Geſelle lange Zeit bei einem der groͤ¬
ßern Meiſter in B. gearbeitet, und ſtand im Rufe
eines ordentlichen Menſchen und fleißigen und geſchick¬
ten Arbeiters. Da er fuͤr Niemand weiter zu ſorgen
hatte, ſo reichte ſein Verdienſt eben zu ſeinen nothwen¬
digen Beduͤrfniſſen aus, und nicht minder wie bei dem
Meiſter wegen ſeiner Brauchbarkeit, ſtand er bei den
andern Geſellen wegen ſeines Frohſinns in Gunſt.
1 *
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dronke_polizeigeschichten_1846/17>, abgerufen am 07.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.