"Das ist ja eine empörende Nichtswürdigkeit!" rief die Dame vom Hause. "Und der Handwerker hatte wirklich gar nicht einmal etwas begangen?" --
"Ich habe ihn selbst vor der Amputation befragt," sagte der junge Arzt, "und mit seiner Erzählung stim¬ men auch die Aussagen von Augenzeugen überein. Er war am Nachmittag mit seiner Geliebten in einem öf¬ fentlichen Garten gewesen, hatte sie bei einbrechender Nacht noch bis an ihre Hausthür geleitet, und trat dann seinen Heimweg an. Vielleicht aus Freude über den frohen Tag und in Gedanken an die Liebste, von denen sein Herz voll war, suchte er schneller aus dem Gewühl der Gas¬ sen nach seiner stillen Kammer zu gelangen und fing an zu laufen. In der Friedrichsstraße ist er eben an einem Schenklokale vorüber gekommen, als hinter ihm ein Mensch aus dem Hause springt, quer über die Straße rennt, und ohne daß der Handwerker ihn nur gesehen, in einer
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„Das iſt ja eine empoͤrende Nichtswuͤrdigkeit!“ rief die Dame vom Hauſe. „Und der Handwerker hatte wirklich gar nicht einmal etwas begangen?“ —
„Ich habe ihn ſelbſt vor der Amputation befragt,“ ſagte der junge Arzt, „und mit ſeiner Erzaͤhlung ſtim¬ men auch die Ausſagen von Augenzeugen uͤberein. Er war am Nachmittag mit ſeiner Geliebten in einem oͤf¬ fentlichen Garten geweſen, hatte ſie bei einbrechender Nacht noch bis an ihre Hausthuͤr geleitet, und trat dann ſeinen Heimweg an. Vielleicht aus Freude uͤber den frohen Tag und in Gedanken an die Liebſte, von denen ſein Herz voll war, ſuchte er ſchneller aus dem Gewuͤhl der Gaſ¬ ſen nach ſeiner ſtillen Kammer zu gelangen und fing an zu laufen. In der Friedrichsſtraße iſt er eben an einem Schenklokale voruͤber gekommen, als hinter ihm ein Menſch aus dem Hauſe ſpringt, quer uͤber die Straße rennt, und ohne daß der Handwerker ihn nur geſehen, in einer
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„Das iſt ja eine empoͤrende Nichtswuͤrdigkeit!“ rief die
Dame vom Hauſe. „Und der Handwerker hatte wirklich
gar nicht einmal etwas begangen?“ —
„Ich habe ihn ſelbſt vor der Amputation befragt,“
ſagte der junge Arzt, „und mit ſeiner Erzaͤhlung ſtim¬
men auch die Ausſagen von Augenzeugen uͤberein. Er
war am Nachmittag mit ſeiner Geliebten in einem oͤf¬
fentlichen Garten geweſen, hatte ſie bei einbrechender Nacht
noch bis an ihre Hausthuͤr geleitet, und trat dann ſeinen
Heimweg an. Vielleicht aus Freude uͤber den frohen Tag
und in Gedanken an die Liebſte, von denen ſein Herz
voll war, ſuchte er ſchneller aus dem Gewuͤhl der Gaſ¬
ſen nach ſeiner ſtillen Kammer zu gelangen und fing an
zu laufen. In der Friedrichsſtraße iſt er eben an einem
Schenklokale voruͤber gekommen, als hinter ihm ein Menſch
aus dem Hauſe ſpringt, quer uͤber die Straße rennt,
und ohne daß der Handwerker ihn nur geſehen, in einer
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Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846, S. [97]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dronke_polizeigeschichten_1846/111>, abgerufen am 07.07.2024.
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