Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846.Die Sünderin. der Polizeibeamte. "Auf diese Weise also ist das Jüng¬ferchen ausgezogen! Nun, sie soll heut Abend noch ein Quartier beziehen, wo sie sicherer aufgehoben ist, als hier!" -- Mathilde zitterte bei diesen Worten wie ein Espen¬ "Die wäre die Rechte, die Polizei zu etwas zu be¬ Mathilde war wie vernichtet. Umsonst flehte sie ihn Die Suͤnderin. der Polizeibeamte. „Auf dieſe Weiſe alſo iſt das Juͤng¬ferchen ausgezogen! Nun, ſie ſoll heut Abend noch ein Quartier beziehen, wo ſie ſicherer aufgehoben iſt, als hier!“ — Mathilde zitterte bei dieſen Worten wie ein Espen¬ „Die waͤre die Rechte, die Polizei zu etwas zu be¬ Mathilde war wie vernichtet. Umſonſt flehte ſie ihn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0102" n="88"/><fw place="top" type="header">Die Suͤnderin.<lb/></fw> der Polizeibeamte. „Auf dieſe Weiſe alſo iſt das Juͤng¬<lb/> ferchen ausgezogen! Nun, ſie ſoll heut Abend noch ein<lb/> Quartier beziehen, wo ſie ſicherer aufgehoben iſt, als<lb/> hier!“ —</p><lb/> <p>Mathilde zitterte bei dieſen Worten wie ein Espen¬<lb/> laub. Sie ſuchte ihm mit bangen, verzagten Worten<lb/> klar zu machen, daß die Alte ſie dadurch hierbehalten,<lb/> daß ſie den Beamten zur Nachſicht zu bewegen verſpro¬<lb/> chen habe. Der Kommiſſair aber erwiederte hohnlachend:</p><lb/> <p>„Die waͤre die Rechte, die Polizei zu etwas zu be¬<lb/> wegen! Nein, mein Puͤppchen, ich kenne Sie jetzt.<lb/> Ich habe Ihr damals den Rath gegeben, ſich ehrliche<lb/> Arbeit zu ſuchen, habe Ihr auch, weil mich Ihr un¬<lb/> ſchuldiges Geſicht betrog, noch ein paar Tage dazu be¬<lb/> willigt, aber Sie hat nicht arbeiten <hi rendition="#g">wollen</hi>, und hat<lb/> ſich lieber auf ein bequemes, liederliches Leben geworfen.<lb/> Die Geſchichte hat jetzt ausgeſpielt. Im Korrektionshaus<lb/> wird Sie ſchon arbeiten lernen, wenn Sie auch nicht<lb/> will. Fuͤr's Erſte aber wird Sie eine Nacht oder zwei<lb/> im Polizeigefaͤngniß zubringen muͤſſen.“ —</p><lb/> <p>Mathilde war wie vernichtet. Umſonſt flehte ſie ihn<lb/> um Erbarmen ihres unſchuldigen Kindes wegen an, um¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [88/0102]
Die Suͤnderin.
der Polizeibeamte. „Auf dieſe Weiſe alſo iſt das Juͤng¬
ferchen ausgezogen! Nun, ſie ſoll heut Abend noch ein
Quartier beziehen, wo ſie ſicherer aufgehoben iſt, als
hier!“ —
Mathilde zitterte bei dieſen Worten wie ein Espen¬
laub. Sie ſuchte ihm mit bangen, verzagten Worten
klar zu machen, daß die Alte ſie dadurch hierbehalten,
daß ſie den Beamten zur Nachſicht zu bewegen verſpro¬
chen habe. Der Kommiſſair aber erwiederte hohnlachend:
„Die waͤre die Rechte, die Polizei zu etwas zu be¬
wegen! Nein, mein Puͤppchen, ich kenne Sie jetzt.
Ich habe Ihr damals den Rath gegeben, ſich ehrliche
Arbeit zu ſuchen, habe Ihr auch, weil mich Ihr un¬
ſchuldiges Geſicht betrog, noch ein paar Tage dazu be¬
willigt, aber Sie hat nicht arbeiten wollen, und hat
ſich lieber auf ein bequemes, liederliches Leben geworfen.
Die Geſchichte hat jetzt ausgeſpielt. Im Korrektionshaus
wird Sie ſchon arbeiten lernen, wenn Sie auch nicht
will. Fuͤr's Erſte aber wird Sie eine Nacht oder zwei
im Polizeigefaͤngniß zubringen muͤſſen.“ —
Mathilde war wie vernichtet. Umſonſt flehte ſie ihn
um Erbarmen ihres unſchuldigen Kindes wegen an, um¬
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