ein sehr grosser Unterschied. Ich will annehmen, was man gemeiniglich sagt, es seyn jetzt fünf Mil- lionen Juden auf dem Erdboden, (ich dächte zwar, noch etwas mehr) und was Herr Prof. Schlözer in seinem Briefwechsel aus ziemlich sichern Nachrichten hat, in den sämmtlichen Oesterreichischen Ländern wohnen über 26 Millionen Menschen *): im Preußi- schen waren, das Militaire nicht mitgerechnet, vor 1756 noch nicht volle fünf Millionen, denn der Ge- bohrnen waren nach einem Durchschnitt jährlich et- was über 150000 (wovon ich die genauen Tabellen habe) jetzt scheinen etwan, nachdem die Zahl der Einwohner sich vermehrt hat, und Westpreußen da- zu gekommen ist, sechs Millionen darin zu wohnen, wieder das Militare ungerechnet. Nun stelle man sich vor, eine ganze Million Juden zöge aus an- dern Ländern in das Oesterreichische, so wäre dis gegen 26 Millionen eine Kleinigkeit; in Ungarn, auch im Banat Temeswar, von dem Herr D. er- wähnt, daß man dort sogar Zigeunern, (die jedoch vorhin daselbst herumschweifend gewohnt hatten) Aecker gebe, könnte man ihnen genug fruchtbare und unbebauete Aecker unter einem milden Himmelsstrich anweisen, brächten sie gar Geld mit, desto besser,
sie
*) Ist wohl sehr übertrieben. D.
ein ſehr groſſer Unterſchied. Ich will annehmen, was man gemeiniglich ſagt, es ſeyn jetzt fuͤnf Mil- lionen Juden auf dem Erdboden, (ich daͤchte zwar, noch etwas mehr) und was Herr Prof. Schloͤzer in ſeinem Briefwechſel aus ziemlich ſichern Nachrichten hat, in den ſaͤmmtlichen Oeſterreichiſchen Laͤndern wohnen uͤber 26 Millionen Menſchen *): im Preußi- ſchen waren, das Militaire nicht mitgerechnet, vor 1756 noch nicht volle fuͤnf Millionen, denn der Ge- bohrnen waren nach einem Durchſchnitt jaͤhrlich et- was uͤber 150000 (wovon ich die genauen Tabellen habe) jetzt ſcheinen etwan, nachdem die Zahl der Einwohner ſich vermehrt hat, und Weſtpreußen da- zu gekommen iſt, ſechs Millionen darin zu wohnen, wieder das Militare ungerechnet. Nun ſtelle man ſich vor, eine ganze Million Juden zoͤge aus an- dern Laͤndern in das Oeſterreichiſche, ſo waͤre dis gegen 26 Millionen eine Kleinigkeit; in Ungarn, auch im Banat Temeswar, von dem Herr D. er- waͤhnt, daß man dort ſogar Zigeunern, (die jedoch vorhin daſelbſt herumſchweifend gewohnt hatten) Aecker gebe, koͤnnte man ihnen genug fruchtbare und unbebauete Aecker unter einem milden Himmelsſtrich anweiſen, braͤchten ſie gar Geld mit, deſto beſſer,
ſie
*) Iſt wohl ſehr uͤbertrieben. D.
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ein ſehr groſſer Unterſchied. Ich will annehmen,
was man gemeiniglich ſagt, es ſeyn jetzt fuͤnf Mil-
lionen Juden auf dem Erdboden, (ich daͤchte zwar,
noch etwas mehr) und was Herr Prof. Schloͤzer in
ſeinem Briefwechſel aus ziemlich ſichern Nachrichten
hat, in den ſaͤmmtlichen Oeſterreichiſchen Laͤndern
wohnen uͤber 26 Millionen Menſchen *): im Preußi-
ſchen waren, das Militaire nicht mitgerechnet, vor
1756 noch nicht volle fuͤnf Millionen, denn der Ge-
bohrnen waren nach einem Durchſchnitt jaͤhrlich et-
was uͤber 150000 (wovon ich die genauen Tabellen
habe) jetzt ſcheinen etwan, nachdem die Zahl der
Einwohner ſich vermehrt hat, und Weſtpreußen da-
zu gekommen iſt, ſechs Millionen darin zu wohnen,
wieder das Militare ungerechnet. Nun ſtelle man
ſich vor, eine ganze Million Juden zoͤge aus an-
dern Laͤndern in das Oeſterreichiſche, ſo waͤre dis
gegen 26 Millionen eine Kleinigkeit; in Ungarn,
auch im Banat Temeswar, von dem Herr D. er-
waͤhnt, daß man dort ſogar Zigeunern, (die jedoch
vorhin daſelbſt herumſchweifend gewohnt hatten)
Aecker gebe, koͤnnte man ihnen genug fruchtbare und
unbebauete Aecker unter einem milden Himmelsſtrich
anweiſen, braͤchten ſie gar Geld mit, deſto beſſer,
ſie
*) Iſt wohl ſehr uͤbertrieben. D.
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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/60>, abgerufen am 25.11.2024.
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