Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

merken, den Beurtheiler meiner Schrift in
den Göttingischen gelehrten Anzeigen
(Zug.
1781. St. 48.) Er beantwortet
meine Frage: "Ob es nach den allgemeinen
"Gesetzen der menschlichen Natur möglich
"sey, daß der Jude, wenn ihm gleiche La-
"sten und Rechte mit seinen Mitbürgern be-
"willigt würden, diese noch immer so wie itzt,
"unter so ganz verschiedenen Umständen, has-
"sen werde?" bejahend, weil der Jude,
Jude
sey. -- Alles also, was Erziehung,
Aufklärung, äussere Lage sonst vermögen,
ist bey ihm umsonst. Ich gestehe, daß ich
mir von einer durchaus unverbesserlichen
Menschen-Race (denn von Individuis ist
natürlich die Rede nicht, und ich habe selbst
die Folgen der mildern Behandlung der Ju-
den erst auf die künftigen Generationen be-
stimmt) keinen Begriff machen kann; sie
scheint mir ein Widerspruch wider alle Psy-

cholo-
B 4

merken, den Beurtheiler meiner Schrift in
den Goͤttingiſchen gelehrten Anzeigen
(Zug.
1781. St. 48.) Er beantwortet
meine Frage: „Ob es nach den allgemeinen
„Geſetzen der menſchlichen Natur moͤglich
„ſey, daß der Jude, wenn ihm gleiche La-
„ſten und Rechte mit ſeinen Mitbuͤrgern be-
„willigt wuͤrden, dieſe noch immer ſo wie itzt,
„unter ſo ganz verſchiedenen Umſtaͤnden, haſ-
„ſen werde?“ bejahend, weil der Jude,
Jude
ſey. — Alles alſo, was Erziehung,
Aufklaͤrung, aͤuſſere Lage ſonſt vermoͤgen,
iſt bey ihm umſonſt. Ich geſtehe, daß ich
mir von einer durchaus unverbeſſerlichen
Menſchen-Raçe (denn von Individuis iſt
natuͤrlich die Rede nicht, und ich habe ſelbſt
die Folgen der mildern Behandlung der Ju-
den erſt auf die kuͤnftigen Generationen be-
ſtimmt) keinen Begriff machen kann; ſie
ſcheint mir ein Widerſpruch wider alle Pſy-

cholo-
B 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0031" n="23"/>
merken, den Beurtheiler meiner Schrift in<lb/>
den <hi rendition="#fr">Go&#x0364;ttingi&#x017F;chen gelehrten Anzeigen<lb/>
(Zug.</hi> 1781. St. 48.) Er beantwortet<lb/>
meine Frage: &#x201E;Ob es nach den allgemeinen<lb/>
&#x201E;Ge&#x017F;etzen der men&#x017F;chlichen Natur mo&#x0364;glich<lb/>
&#x201E;&#x017F;ey, daß der Jude, wenn ihm gleiche La-<lb/>
&#x201E;&#x017F;ten und Rechte mit &#x017F;einen Mitbu&#x0364;rgern be-<lb/>
&#x201E;willigt wu&#x0364;rden, die&#x017F;e noch immer &#x017F;o wie itzt,<lb/>
&#x201E;unter &#x017F;o ganz ver&#x017F;chiedenen Um&#x017F;ta&#x0364;nden, ha&#x017F;-<lb/>
&#x201E;&#x017F;en werde?&#x201C; <hi rendition="#fr">bejahend</hi>, weil der <hi rendition="#fr">Jude,<lb/>
Jude</hi> &#x017F;ey. &#x2014; Alles al&#x017F;o, was Erziehung,<lb/>
Aufkla&#x0364;rung, a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ere Lage &#x017F;on&#x017F;t vermo&#x0364;gen,<lb/>
i&#x017F;t bey <hi rendition="#fr">ihm</hi> um&#x017F;on&#x017F;t. Ich ge&#x017F;tehe, daß ich<lb/>
mir von einer durchaus <hi rendition="#fr">unverbe&#x017F;&#x017F;erlichen</hi><lb/>
Men&#x017F;chen-<hi rendition="#fr">Ra<hi rendition="#aq">ç</hi>e</hi> (denn von Individuis i&#x017F;t<lb/>
natu&#x0364;rlich die Rede nicht, und ich habe &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
die Folgen der mildern Behandlung der Ju-<lb/>
den er&#x017F;t auf die ku&#x0364;nftigen Generationen be-<lb/>
&#x017F;timmt) keinen Begriff machen kann; &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;cheint mir ein Wider&#x017F;pruch wider alle P&#x017F;y-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B 4</fw><fw place="bottom" type="catch">cholo-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[23/0031] merken, den Beurtheiler meiner Schrift in den Goͤttingiſchen gelehrten Anzeigen (Zug. 1781. St. 48.) Er beantwortet meine Frage: „Ob es nach den allgemeinen „Geſetzen der menſchlichen Natur moͤglich „ſey, daß der Jude, wenn ihm gleiche La- „ſten und Rechte mit ſeinen Mitbuͤrgern be- „willigt wuͤrden, dieſe noch immer ſo wie itzt, „unter ſo ganz verſchiedenen Umſtaͤnden, haſ- „ſen werde?“ bejahend, weil der Jude, Jude ſey. — Alles alſo, was Erziehung, Aufklaͤrung, aͤuſſere Lage ſonſt vermoͤgen, iſt bey ihm umſonſt. Ich geſtehe, daß ich mir von einer durchaus unverbeſſerlichen Menſchen-Raçe (denn von Individuis iſt natuͤrlich die Rede nicht, und ich habe ſelbſt die Folgen der mildern Behandlung der Ju- den erſt auf die kuͤnftigen Generationen be- ſtimmt) keinen Begriff machen kann; ſie ſcheint mir ein Widerſpruch wider alle Pſy- cholo- B 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/31
Zitationshilfe: Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/31>, abgerufen am 18.12.2024.