ist auch itzt nicht nothwendig an gewisse Zolle gebun- den, und es giebt Arten von Truppen, die auch klei- ne Leute gebrauchen können.
Wichtiger ist die Bemerkung, auf die mich eben dieser Gelehrte geleitet hat, daß die Schwierigkeit, von der hier die Rede ist, auch anfangs nicht für alle Staaten gleich seyn werde, nachdem nämlich es ihnen mehr oder weniger leicht fällt, die stehenden Truppen, welche ihre politische Verhältnisse erfodern, aus ihren Eingebornen zu unterhalten. In einigen unsrer größern Reiche ist gar keine Zwangwerbung nothwendig, die Armee besteht bloß aus Freywilll- gen. Frankreich könnte ohne Drückung und vielmehr zum Vortheil des Landes, wenigstens noch 40000 Mann Landtruppen mehr halten, als es itzt hat: hier könnte also eine sehr große Menge Juden, auch wenn sie in funfzig Jahren noch nicht zu Kriegsdien- sten fähig wären, nicht den mindesten Nachtheil brin- gen, und in den österreichischen und russischen Staaten würde dieses ohngefehr derselbe Fall seyn. Aus dem entgegengesetzten Grunde tritt er auch in den kleinern Staaten, z. B. fast allen deutschen, ein, welche nicht durch ihre eigne Macht, sondern bloß durch Verbin- dungen und die gegenseitige Eifersucht sich vor der Unterdrückung der Mächtigern schützen können, und
bey
iſt auch itzt nicht nothwendig an gewiſſe Zolle gebun- den, und es giebt Arten von Truppen, die auch klei- ne Leute gebrauchen koͤnnen.
Wichtiger iſt die Bemerkung, auf die mich eben dieſer Gelehrte geleitet hat, daß die Schwierigkeit, von der hier die Rede iſt, auch anfangs nicht fuͤr alle Staaten gleich ſeyn werde, nachdem naͤmlich es ihnen mehr oder weniger leicht faͤllt, die ſtehenden Truppen, welche ihre politiſche Verhaͤltniſſe erfodern, aus ihren Eingebornen zu unterhalten. In einigen unſrer groͤßern Reiche iſt gar keine Zwangwerbung nothwendig, die Armee beſteht bloß aus Freywilll- gen. Frankreich koͤnnte ohne Druͤckung und vielmehr zum Vortheil des Landes, wenigſtens noch 40000 Mann Landtruppen mehr halten, als es itzt hat: hier koͤnnte alſo eine ſehr große Menge Juden, auch wenn ſie in funfzig Jahren noch nicht zu Kriegsdien- ſten faͤhig waͤren, nicht den mindeſten Nachtheil brin- gen, und in den oͤſterreichiſchen und ruſſiſchen Staaten wuͤrde dieſes ohngefehr derſelbe Fall ſeyn. Aus dem entgegengeſetzten Grunde tritt er auch in den kleinern Staaten, z. B. faſt allen deutſchen, ein, welche nicht durch ihre eigne Macht, ſondern bloß durch Verbin- dungen und die gegenſeitige Eiferſucht ſich vor der Unterdruͤckung der Maͤchtigern ſchuͤtzen koͤnnen, und
bey
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0252"n="244"/>
iſt auch itzt nicht nothwendig an gewiſſe Zolle gebun-<lb/>
den, und es giebt Arten von Truppen, die auch klei-<lb/>
ne Leute gebrauchen koͤnnen.</p><lb/><p>Wichtiger iſt die Bemerkung, auf die mich eben<lb/>
dieſer Gelehrte geleitet hat, daß die Schwierigkeit,<lb/>
von der hier die Rede iſt, auch anfangs nicht<lb/>
fuͤr alle Staaten gleich ſeyn werde, nachdem naͤmlich<lb/>
es ihnen mehr oder weniger leicht faͤllt, die ſtehenden<lb/>
Truppen, welche ihre politiſche Verhaͤltniſſe erfodern,<lb/>
aus ihren Eingebornen zu unterhalten. In einigen<lb/>
unſrer groͤßern Reiche iſt gar keine Zwangwerbung<lb/>
nothwendig, die Armee beſteht bloß aus Freywilll-<lb/>
gen. Frankreich koͤnnte ohne Druͤckung und vielmehr<lb/>
zum Vortheil des Landes, wenigſtens noch 40000<lb/>
Mann Landtruppen mehr halten, als es itzt hat:<lb/>
hier koͤnnte alſo eine ſehr große Menge Juden, auch<lb/>
wenn ſie in funfzig Jahren noch nicht zu Kriegsdien-<lb/>ſten faͤhig waͤren, nicht den mindeſten Nachtheil brin-<lb/>
gen, und in den oͤſterreichiſchen und ruſſiſchen Staaten<lb/>
wuͤrde dieſes ohngefehr derſelbe Fall ſeyn. Aus dem<lb/>
entgegengeſetzten Grunde tritt er auch in den kleinern<lb/>
Staaten, z. B. faſt allen deutſchen, ein, welche nicht<lb/>
durch ihre eigne Macht, ſondern bloß durch Verbin-<lb/>
dungen und die gegenſeitige Eiferſucht ſich vor der<lb/>
Unterdruͤckung der Maͤchtigern ſchuͤtzen koͤnnen, und<lb/><fwplace="bottom"type="catch">bey</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[244/0252]
iſt auch itzt nicht nothwendig an gewiſſe Zolle gebun-
den, und es giebt Arten von Truppen, die auch klei-
ne Leute gebrauchen koͤnnen.
Wichtiger iſt die Bemerkung, auf die mich eben
dieſer Gelehrte geleitet hat, daß die Schwierigkeit,
von der hier die Rede iſt, auch anfangs nicht
fuͤr alle Staaten gleich ſeyn werde, nachdem naͤmlich
es ihnen mehr oder weniger leicht faͤllt, die ſtehenden
Truppen, welche ihre politiſche Verhaͤltniſſe erfodern,
aus ihren Eingebornen zu unterhalten. In einigen
unſrer groͤßern Reiche iſt gar keine Zwangwerbung
nothwendig, die Armee beſteht bloß aus Freywilll-
gen. Frankreich koͤnnte ohne Druͤckung und vielmehr
zum Vortheil des Landes, wenigſtens noch 40000
Mann Landtruppen mehr halten, als es itzt hat:
hier koͤnnte alſo eine ſehr große Menge Juden, auch
wenn ſie in funfzig Jahren noch nicht zu Kriegsdien-
ſten faͤhig waͤren, nicht den mindeſten Nachtheil brin-
gen, und in den oͤſterreichiſchen und ruſſiſchen Staaten
wuͤrde dieſes ohngefehr derſelbe Fall ſeyn. Aus dem
entgegengeſetzten Grunde tritt er auch in den kleinern
Staaten, z. B. faſt allen deutſchen, ein, welche nicht
durch ihre eigne Macht, ſondern bloß durch Verbin-
dungen und die gegenſeitige Eiferſucht ſich vor der
Unterdruͤckung der Maͤchtigern ſchuͤtzen koͤnnen, und
bey
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/252>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.