man, daß dieses bloß daher geschehe, weil man wisse, daß die Stärke des Feindes der eigenen gleich oder überlegen sey. Nur noch einen Schritt weiter, so könnte man auch die Kosten der Ausrüstung sparen. Man dürfte nur wohlbeglaubte Etats von dem Da- seyn dieser Flotten und des erforderlichen Geldes, um sie einige Jahre zu gebrauchen, sich zuschicken -- und die Ruhe würde erhalten. Ihre Unterbrechung wird wahr- scheinlich künftig seltener seyn, wenn jeder Staat von einem Versuche derselben mehr Schaden als Vortheil voraussehen kann, und ich wage es einen dauerhaf- tern Frieden für Europa um so eher zu hoffen, da ich nicht von größerer Tugend und Aufklärung, son- dern bloß von den veränderten Verhältnissen der Din- ge und ihrer genauern Kenntniß ihn erwarte. Aber eine nothwendige Bedingung ist, daß die Kriegswis- senschaft immer zu größerer Vollkommenheit ausge- bildet, ihre Ausübung immer verwickelter und schwe- rer werde. Je mehr und mannigfachere Talente zu dem Kriege erfordert werden; je mehr Aufwand von Geld und Menschen er nothwendig macht; je mehr die Zeit der Entscheidung hinausgesetzt und der Aus- gang ungewiß gemacht werden kann; je mehr die wirksamsten Mittel, sich den größimöglichsten Scha-
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man, daß dieſes bloß daher geſchehe, weil man wiſſe, daß die Staͤrke des Feindes der eigenen gleich oder uͤberlegen ſey. Nur noch einen Schritt weiter, ſo koͤnnte man auch die Koſten der Ausruͤſtung ſparen. Man duͤrfte nur wohlbeglaubte Etats von dem Da- ſeyn dieſer Flotten und des erforderlichen Geldes, um ſie einige Jahre zu gebrauchen, ſich zuſchicken — und die Ruhe wuͤrde erhalten. Ihre Unterbrechung wird wahr- ſcheinlich kuͤnftig ſeltener ſeyn, wenn jeder Staat von einem Verſuche derſelben mehr Schaden als Vortheil vorausſehen kann, und ich wage es einen dauerhaf- tern Frieden fuͤr Europa um ſo eher zu hoffen, da ich nicht von groͤßerer Tugend und Aufklaͤrung, ſon- dern bloß von den veraͤnderten Verhaͤltniſſen der Din- ge und ihrer genauern Kenntniß ihn erwarte. Aber eine nothwendige Bedingung iſt, daß die Kriegswiſ- ſenſchaft immer zu groͤßerer Vollkommenheit ausge- bildet, ihre Ausuͤbung immer verwickelter und ſchwe- rer werde. Je mehr und mannigfachere Talente zu dem Kriege erfordert werden; je mehr Aufwand von Geld und Menſchen er nothwendig macht; je mehr die Zeit der Entſcheidung hinausgeſetzt und der Aus- gang ungewiß gemacht werden kann; je mehr die wirkſamſten Mittel, ſich den groͤßimoͤglichſten Scha-
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man, daß dieſes bloß daher geſchehe, weil man wiſſe,
daß die Staͤrke des Feindes der eigenen gleich oder
uͤberlegen ſey. Nur noch einen Schritt weiter, ſo
koͤnnte man auch die Koſten der Ausruͤſtung ſparen.
Man duͤrfte nur wohlbeglaubte Etats von dem Da-
ſeyn dieſer Flotten und des erforderlichen Geldes, um ſie
einige Jahre zu gebrauchen, ſich zuſchicken — und die
Ruhe wuͤrde erhalten. Ihre Unterbrechung wird wahr-
ſcheinlich kuͤnftig ſeltener ſeyn, wenn jeder Staat von
einem Verſuche derſelben mehr Schaden als Vortheil
vorausſehen kann, und ich wage es einen dauerhaf-
tern Frieden fuͤr Europa um ſo eher zu hoffen, da
ich nicht von groͤßerer Tugend und Aufklaͤrung, ſon-
dern bloß von den veraͤnderten Verhaͤltniſſen der Din-
ge und ihrer genauern Kenntniß ihn erwarte. Aber
eine nothwendige Bedingung iſt, daß die Kriegswiſ-
ſenſchaft immer zu groͤßerer Vollkommenheit ausge-
bildet, ihre Ausuͤbung immer verwickelter und ſchwe-
rer werde. Je mehr und mannigfachere Talente zu
dem Kriege erfordert werden; je mehr Aufwand von
Geld und Menſchen er nothwendig macht; je mehr
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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/237>, abgerufen am 21.11.2024.
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