Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783.mehr zu gestehen, daß das Urtheil über den mit Ge- Ich weiß, daß man nun freylich die Begriffe eben man waren. Zwingli war vielleicht der einzige, der die- ses anerkannte, aber dafür auch von Luthern sehr harte Vorwürfe leiden mußte. "Sage nun," sind seine Worte in der Schrift vom H. Sacrament, "wer ein Christ seyn will, was darf man der Tanfe, "Sacrament, Christus, des Evangelii oder der Pro- "pheten und heiligen Schrift, wenn solche gottlose "Heiden, Socrates, Atistides, ja der grewliche "Numa, der zu Rom alle Abgötterey erst gestifft "hat, durchs Teufels Offenbahrung, wie St. Au- "gustinus schrybt, und Scipio der Epicurus, selig "und heilig sind, mit den Patriarchen, Propheten "und Aposteln im Himmel, so sie doch nichts von "Gott, Schrift, Evangelio, Geiste, Taufe, Sa- "erament oder christlichen Glauben gewußt haben? "Was N 3
mehr zu geſtehen, daß das Urtheil uͤber den mit Ge- Ich weiß, daß man nun freylich die Begriffe eben man waren. Zwingli war vielleicht der einzige, der die- ſes anerkannte, aber dafuͤr auch von Luthern ſehr harte Vorwuͤrfe leiden mußte. „Sage nun,“ ſind ſeine Worte in der Schrift vom H. Sacrament, „wer ein Chriſt ſeyn will, was darf man der Tanfe, „Sacrament, Chriſtus, des Evangelii oder der Pro- „pheten und heiligen Schrift, wenn ſolche gottloſe „Heiden, Socrates, Atiſtides, ja der grewliche „Numa, der zu Rom alle Abgoͤtterey erſt geſtifft „hat, durchs Teufels Offenbahrung, wie St. Au- „guſtinus ſchrybt, und Scipio der Epicurus, ſelig „und heilig ſind, mit den Patriarchen, Propheten „und Apoſteln im Himmel, ſo ſie doch nichts von „Gott, Schrift, Evangelio, Geiſte, Taufe, Sa- „erament oder chriſtlichen Glauben gewußt haben? „Was N 3
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mehr zu geſtehen, daß das Urtheil uͤber den mit Ge-
wißheit zu beſtimmenden Werth und das kuͤnftige
Schickſal unſerer Bruͤder — nicht uns gebuͤhre.
Ich weiß, daß man nun freylich die Begriffe eben
dieſer Duldung aus dem richtiger verſtandenen Chri-
ſtenthum abgeleitet hat, und ich erkenne es, daß
nichts unbegreiflicher ſey, als der Uebergang von der
liebevollen, duldenden, friedſamen Lehre ſeines Stif-
ters, zu den Scheiterhaufen, die man ihm zu Ehren
angezuͤndet, und zu dem Verdammungsurtheil, das
man
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*) waren. Zwingli war vielleicht der einzige, der die-
ſes anerkannte, aber dafuͤr auch von Luthern ſehr
harte Vorwuͤrfe leiden mußte. „Sage nun,“ ſind
ſeine Worte in der Schrift vom H. Sacrament,
„wer ein Chriſt ſeyn will, was darf man der Tanfe,
„Sacrament, Chriſtus, des Evangelii oder der Pro-
„pheten und heiligen Schrift, wenn ſolche gottloſe
„Heiden, Socrates, Atiſtides, ja der grewliche
„Numa, der zu Rom alle Abgoͤtterey erſt geſtifft
„hat, durchs Teufels Offenbahrung, wie St. Au-
„guſtinus ſchrybt, und Scipio der Epicurus, ſelig
„und heilig ſind, mit den Patriarchen, Propheten
„und Apoſteln im Himmel, ſo ſie doch nichts von
„Gott, Schrift, Evangelio, Geiſte, Taufe, Sa-
„erament oder chriſtlichen Glauben gewußt haben?
„Was
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