Predigten; warum sollten denn die Juden ihren Freydenkern nicht ein gleiches verstatten? ja die ka- tholischen Priester lernen schon mit ihren Sakramen- ten nicht mehr so spröde thun, sie haben es sich gesagt seyn lassen was jener Franzos darüber schrieb: Vous refuses les Sacrements -- -- -- Vous etes trop heureux qu'on veuille bien les prendre. Warum sollte denn der Rabbi nicht wenigstens angehalten werden, eben so tolerant in der Synagoge gegen seine jüdische Freydenker zu seyn, als es die christlichen Priester anjetzo seyn müssen; recht und billig ist es, daß wir gegen die Juden so tolerant seyn wie möglich, allein die Toleranz muß nicht so weit gehn ihnen eine In- quisition zu verstatten, und was ist es anders als eine Inquisition, wenn Kinder und Gesinde verpflich- tet sind, ihre Eltern und Herrn anzuklagen, wenn sie et- wa Schweinefleisch äßen oder den Sabbath nicht ge- nau hielten? Diese Abscheulichkeit muß bey schwerer Strafe denen Radbinen verboten werden, so daß es ihnen nicht mehr vergönnt sey, aus solcher schändli- chen Verrätherey eine Glaubenspflicht zu machen.
In Ansehung der Kinderunterweisung, wären zwey Wege möglich, der eine daß man bey Erthei- lung großer Vorrechte an die Juden, ihnen die Be- dingung mache, daß sie vor dem 15ten Jahre keines
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Predigten; warum ſollten denn die Juden ihren Freydenkern nicht ein gleiches verſtatten? ja die ka- tholiſchen Prieſter lernen ſchon mit ihren Sakramen- ten nicht mehr ſo ſproͤde thun, ſie haben es ſich geſagt ſeyn laſſen was jener Franzos daruͤber ſchrieb: Vous refuſés les Sacrements — — — Vous etes trop heureux qu’on veuille bien les prendre. Warum ſollte denn der Rabbi nicht wenigſtens angehalten werden, eben ſo tolerant in der Synagoge gegen ſeine juͤdiſche Freydenker zu ſeyn, als es die chriſtlichen Prieſter anjetzo ſeyn muͤſſen; recht und billig iſt es, daß wir gegen die Juden ſo tolerant ſeyn wie moͤglich, allein die Toleranz muß nicht ſo weit gehn ihnen eine In- quiſition zu verſtatten, und was iſt es anders als eine Inquiſition, wenn Kinder und Geſinde verpflich- tet ſind, ihre Eltern und Herrn anzuklagen, wenn ſie et- wa Schweinefleiſch aͤßen oder den Sabbath nicht ge- nau hielten? Dieſe Abſcheulichkeit muß bey ſchwerer Strafe denen Radbinen verboten werden, ſo daß es ihnen nicht mehr vergoͤnnt ſey, aus ſolcher ſchaͤndli- chen Verraͤtherey eine Glaubenspflicht zu machen.
In Anſehung der Kinderunterweiſung, waͤren zwey Wege moͤglich, der eine daß man bey Erthei- lung großer Vorrechte an die Juden, ihnen die Be- dingung mache, daß ſie vor dem 15ten Jahre keines
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Predigten; warum ſollten denn die Juden ihren
Freydenkern nicht ein gleiches verſtatten? ja die ka-
tholiſchen Prieſter lernen ſchon mit ihren Sakramen-
ten nicht mehr ſo ſproͤde thun, ſie haben es ſich
geſagt ſeyn laſſen was jener Franzos daruͤber ſchrieb:
Vous refuſés les Sacrements — — — Vous etes trop
heureux qu’on veuille bien les prendre. Warum ſollte
denn der Rabbi nicht wenigſtens angehalten werden,
eben ſo tolerant in der Synagoge gegen ſeine juͤdiſche
Freydenker zu ſeyn, als es die chriſtlichen Prieſter
anjetzo ſeyn muͤſſen; recht und billig iſt es, daß wir
gegen die Juden ſo tolerant ſeyn wie moͤglich, allein
die Toleranz muß nicht ſo weit gehn ihnen eine In-
quiſition zu verſtatten, und was iſt es anders als
eine Inquiſition, wenn Kinder und Geſinde verpflich-
tet ſind, ihre Eltern und Herrn anzuklagen, wenn ſie et-
wa Schweinefleiſch aͤßen oder den Sabbath nicht ge-
nau hielten? Dieſe Abſcheulichkeit muß bey ſchwerer
Strafe denen Radbinen verboten werden, ſo daß es
ihnen nicht mehr vergoͤnnt ſey, aus ſolcher ſchaͤndli-
chen Verraͤtherey eine Glaubenspflicht zu machen.
In Anſehung der Kinderunterweiſung, waͤren
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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/151>, abgerufen am 21.11.2024.
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