Mittel den Besitzstand eines Vorurtheils kräf- tig zu unterbrechen, ist, den Mitteln nach- spüren wie er erworben worden. Die Grund- sätze der gesunden Vernunft und des natürli- chen Billigkeitsgefühls treten alsdann wieder in ihre Rechte ein, und es giebt Wahrheiten, die nur gesagt und verstanden werden dürfen, um eine allgemeine Beystimmung zu erhal- ten. Manche derselben können sogar denen, die von ihnen überzeugt sind, so einleuchtend und klar scheinen, daß sie es überflüßig und unnütz halten, darüber sich öffentlich zu er- klären; aber dieses hat denn gerade die Fol- ge, daß alle die mannichfachen Vorurtheile, Bestimmungen und Reservationen sich un- gestört bey dem größern Theil erhalten und wenigstens die wirkende Kraft der im Allge- meinen anerkannten Wahrheit aufhalten. So mochten vielleicht manche Gelehrte zu Thomasius Zeit es für eine sehr überflüßige
Sache
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Mittel den Beſitzſtand eines Vorurtheils kraͤf- tig zu unterbrechen, iſt, den Mitteln nach- ſpuͤren wie er erworben worden. Die Grund- ſaͤtze der geſunden Vernunft und des natuͤrli- chen Billigkeitsgefuͤhls treten alsdann wieder in ihre Rechte ein, und es giebt Wahrheiten, die nur geſagt und verſtanden werden duͤrfen, um eine allgemeine Beyſtimmung zu erhal- ten. Manche derſelben koͤnnen ſogar denen, die von ihnen uͤberzeugt ſind, ſo einleuchtend und klar ſcheinen, daß ſie es uͤberfluͤßig und unnuͤtz halten, daruͤber ſich oͤffentlich zu er- klaͤren; aber dieſes hat denn gerade die Fol- ge, daß alle die mannichfachen Vorurtheile, Beſtimmungen und Reſervationen ſich un- geſtoͤrt bey dem groͤßern Theil erhalten und wenigſtens die wirkende Kraft der im Allge- meinen anerkannten Wahrheit aufhalten. So mochten vielleicht manche Gelehrte zu Thomaſius Zeit es fuͤr eine ſehr uͤberfluͤßige
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Mittel den Beſitzſtand eines Vorurtheils kraͤf-
tig zu unterbrechen, iſt, den Mitteln nach-
ſpuͤren wie er erworben worden. Die Grund-
ſaͤtze der geſunden Vernunft und des natuͤrli-
chen Billigkeitsgefuͤhls treten alsdann wieder
in ihre Rechte ein, und es giebt Wahrheiten,
die nur geſagt und verſtanden werden duͤrfen,
um eine allgemeine Beyſtimmung zu erhal-
ten. Manche derſelben koͤnnen ſogar denen,
die von ihnen uͤberzeugt ſind, ſo einleuchtend
und klar ſcheinen, daß ſie es uͤberfluͤßig und
unnuͤtz halten, daruͤber ſich oͤffentlich zu er-
klaͤren; aber dieſes hat denn gerade die Fol-
ge, daß alle die mannichfachen Vorurtheile,
Beſtimmungen und Reſervationen ſich un-
geſtoͤrt bey dem groͤßern Theil erhalten und
wenigſtens die wirkende Kraft der im Allge-
meinen anerkannten Wahrheit aufhalten.
So mochten vielleicht manche Gelehrte zu
Thomaſius Zeit es fuͤr eine ſehr uͤberfluͤßige
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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/15>, abgerufen am 24.11.2024.
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