Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

Aberglaube dieses nicht zu, so muß er sich gefallen
lassen, was für Comödie der Rabbi mit ihm spielen
will; aber spielen muß der Rabbi nur, so wie der
Pabst ganz weislich that, da er des großen Heinrichs
Abgesandten mit Ruthen strich; aufs Blut peitschen
muß auch in der Synagoge nicht erlaubt seyn, oder
der Rabbi der es so weit treibet, muß mit härtern
Ruthen öffentlich gezüchtiget werden. Wie sehr aber
die Vorurtheile der Juden hier Hinderungen in den
Weg legen werden, läßt sich aus der Stelle pag. 193
Ihrer Schrift muthmaßen, da der Verfasser des gut
geschriebenen Memoire sagt: "il est des Esprits in-
"dociles & qu'un frein leger ne peut contenir, les
"preposes generaux conjointement avec les Rabbins
"obliges alors d'user d'une severite salutaire, ont
"recours a la peine d'Anatheme ou de Ban.
-- --
haben Sie diese Stelle beherziget? finden Sie
nicht daß es höchstnöthig sey, Juden, die wie die-
ser Verfasser, schon so viel Einsicht und Beurthei-
lung äußern, zuvörderst richtigere Begriffe beyzu-
bringen, ehe man ihnen Vorzüge gestattet, die selbst
zu ihrem Nachtheil gereichen würden? Freylich wird
mit den Leviten und Pharisäern nichts auszurichten
seyn, die werden lieber sehen daß die Juden in der
Unterdrückung bleiben in der sie jetzo sind, als daß der

Bann

Aberglaube dieſes nicht zu, ſo muß er ſich gefallen
laſſen, was fuͤr Comoͤdie der Rabbi mit ihm ſpielen
will; aber ſpielen muß der Rabbi nur, ſo wie der
Pabſt ganz weislich that, da er des großen Heinrichs
Abgeſandten mit Ruthen ſtrich; aufs Blut peitſchen
muß auch in der Synagoge nicht erlaubt ſeyn, oder
der Rabbi der es ſo weit treibet, muß mit haͤrtern
Ruthen oͤffentlich gezuͤchtiget werden. Wie ſehr aber
die Vorurtheile der Juden hier Hinderungen in den
Weg legen werden, laͤßt ſich aus der Stelle pag. 193
Ihrer Schrift muthmaßen, da der Verfaſſer des gut
geſchriebenen Mémoire ſagt: „il eſt des Eſprits in-
„dociles & qu’un frein leger ne pêut contenir, les
„prepoſés generaux conjointement avec les Rabbins
„obligés alors d’uſer d’une ſeverité ſalutaire, ont
„recours a la peine d’Anatheme ou de Ban.
— —
haben Sie dieſe Stelle beherziget? finden Sie
nicht daß es hoͤchſtnoͤthig ſey, Juden, die wie die-
ſer Verfaſſer, ſchon ſo viel Einſicht und Beurthei-
lung aͤußern, zuvoͤrderſt richtigere Begriffe beyzu-
bringen, ehe man ihnen Vorzuͤge geſtattet, die ſelbſt
zu ihrem Nachtheil gereichen wuͤrden? Freylich wird
mit den Leviten und Phariſaͤern nichts auszurichten
ſeyn, die werden lieber ſehen daß die Juden in der
Unterdruͤckung bleiben in der ſie jetzo ſind, als daß der

Bann
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0138" n="130"/>
Aberglaube die&#x017F;es nicht zu, &#x017F;o muß er &#x017F;ich gefallen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, was fu&#x0364;r Como&#x0364;die der Rabbi mit ihm &#x017F;pielen<lb/>
will; aber &#x017F;pielen muß der Rabbi nur, &#x017F;o wie der<lb/>
Pab&#x017F;t ganz weislich that, da er des großen Heinrichs<lb/>
Abge&#x017F;andten mit Ruthen &#x017F;trich; aufs Blut peit&#x017F;chen<lb/>
muß auch in der Synagoge nicht erlaubt &#x017F;eyn, oder<lb/>
der Rabbi der es &#x017F;o weit treibet, muß mit ha&#x0364;rtern<lb/>
Ruthen o&#x0364;ffentlich gezu&#x0364;chtiget werden. Wie &#x017F;ehr aber<lb/>
die Vorurtheile der Juden hier Hinderungen in den<lb/>
Weg legen werden, la&#x0364;ßt &#x017F;ich aus der Stelle <hi rendition="#aq">pag.</hi> 193<lb/>
Ihrer Schrift muthmaßen, da der Verfa&#x017F;&#x017F;er des gut<lb/>
ge&#x017F;chriebenen <hi rendition="#aq">Mémoire</hi> &#x017F;agt: <hi rendition="#aq">&#x201E;il e&#x017F;t des E&#x017F;prits in-<lb/>
&#x201E;dociles &amp; qu&#x2019;un frein leger ne pêut contenir, les<lb/>
&#x201E;prepo&#x017F;és generaux conjointement avec les Rabbins<lb/>
&#x201E;obligés alors d&#x2019;u&#x017F;er d&#x2019;une &#x017F;everité &#x017F;alutaire, ont<lb/>
&#x201E;recours a la peine d&#x2019;Anatheme ou de Ban.</hi> &#x2014; &#x2014;<lb/>
haben Sie die&#x017F;e Stelle beherziget? finden Sie<lb/>
nicht daß es ho&#x0364;ch&#x017F;tno&#x0364;thig &#x017F;ey, Juden, die wie die-<lb/>
&#x017F;er Verfa&#x017F;&#x017F;er, &#x017F;chon &#x017F;o viel Ein&#x017F;icht und Beurthei-<lb/>
lung a&#x0364;ußern, zuvo&#x0364;rder&#x017F;t richtigere Begriffe beyzu-<lb/>
bringen, ehe man ihnen Vorzu&#x0364;ge ge&#x017F;tattet, die &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
zu ihrem Nachtheil gereichen wu&#x0364;rden? Freylich wird<lb/>
mit den Leviten und Phari&#x017F;a&#x0364;ern nichts auszurichten<lb/>
&#x017F;eyn, die werden lieber &#x017F;ehen daß die Juden in der<lb/>
Unterdru&#x0364;ckung bleiben in der &#x017F;ie jetzo &#x017F;ind, als daß der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Bann</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[130/0138] Aberglaube dieſes nicht zu, ſo muß er ſich gefallen laſſen, was fuͤr Comoͤdie der Rabbi mit ihm ſpielen will; aber ſpielen muß der Rabbi nur, ſo wie der Pabſt ganz weislich that, da er des großen Heinrichs Abgeſandten mit Ruthen ſtrich; aufs Blut peitſchen muß auch in der Synagoge nicht erlaubt ſeyn, oder der Rabbi der es ſo weit treibet, muß mit haͤrtern Ruthen oͤffentlich gezuͤchtiget werden. Wie ſehr aber die Vorurtheile der Juden hier Hinderungen in den Weg legen werden, laͤßt ſich aus der Stelle pag. 193 Ihrer Schrift muthmaßen, da der Verfaſſer des gut geſchriebenen Mémoire ſagt: „il eſt des Eſprits in- „dociles & qu’un frein leger ne pêut contenir, les „prepoſés generaux conjointement avec les Rabbins „obligés alors d’uſer d’une ſeverité ſalutaire, ont „recours a la peine d’Anatheme ou de Ban. — — haben Sie dieſe Stelle beherziget? finden Sie nicht daß es hoͤchſtnoͤthig ſey, Juden, die wie die- ſer Verfaſſer, ſchon ſo viel Einſicht und Beurthei- lung aͤußern, zuvoͤrderſt richtigere Begriffe beyzu- bringen, ehe man ihnen Vorzuͤge geſtattet, die ſelbſt zu ihrem Nachtheil gereichen wuͤrden? Freylich wird mit den Leviten und Phariſaͤern nichts auszurichten ſeyn, die werden lieber ſehen daß die Juden in der Unterdruͤckung bleiben in der ſie jetzo ſind, als daß der Bann

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/138
Zitationshilfe: Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/138>, abgerufen am 21.11.2024.