Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.küsse aber, (der Dichter vergleicht sie mit Sonnenstrahlen, Wer will den furchtbaren Zusammenhang leugnen Etwas weniger Jnstinkt und etwas mehr bewußtes Unser Herz erbebt bei jedem unnatürlichen Todesfall, Und kaltblütig lesen wir allwöchentlich die schauer- Hier thut, in Bezug auf die körperliche Pflege der küsse aber, (der Dichter vergleicht sie mit Sonnenstrahlen, Wer will den furchtbaren Zusammenhang leugnen Etwas weniger Jnstinkt und etwas mehr bewußtes Unser Herz erbebt bei jedem unnatürlichen Todesfall, Und kaltblütig lesen wir allwöchentlich die schauer- Hier thut, in Bezug auf die körperliche Pflege der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0051" n="43"/> küsse aber, (der Dichter vergleicht sie mit Sonnenstrahlen,<lb/> die den Kelch der Blumen öffnen), sie pflegen von war-<lb/> mem Waschwasser, von Leckerbissen und Verzärtelungen<lb/> begleitet zu sein, die oft genug bewirken, daß der kleine<lb/> Engel binnen Kurzem nur noch eine Zahl ist unter den<lb/> 80 Todesfällen von Kindern, „die Gott in der letzten Woche<lb/> an der Brechruhr heimgerufen‟.</p><lb/> <p>Wer will den furchtbaren Zusammenhang leugnen<lb/> zwischen dem gepriesenen mütterlichen Jnstinkt und den<lb/> schmerzlich langen Todtenlisten der Kinder.</p><lb/> <p>Etwas weniger Jnstinkt und etwas mehr bewußtes<lb/> Handeln – und ich sollte denken, der Schnitter Tod würde<lb/> sich mit einer geringeren Ernte begnügen.</p><lb/> <p>Unser Herz erbebt bei jedem unnatürlichen Todesfall,<lb/> von dem wir hören, auf den Schlachtfeldern oder bei<lb/> Unglücksfällen.</p><lb/> <p>Und kaltblütig lesen wir allwöchentlich die schauer-<lb/> lichen Verzeichnisse jener kleinen Todesopfer. Die Ge-<lb/> wohnheit macht uns stumpfsinnig.</p><lb/> <p>Hier thut, in Bezug auf die körperliche Pflege der<lb/> Kinder, eine ganz bestimmte Unterwerfung noth, ein<lb/> formeller Unterricht, der so einfach sein kann und sein<lb/> muß, daß selbst die beschränkteste Frau ihn zu fassen<lb/> und anzuwenden im Stande ist. Es handelt sich dabei<lb/> durchaus nicht um pädagogische Studien.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [43/0051]
küsse aber, (der Dichter vergleicht sie mit Sonnenstrahlen,
die den Kelch der Blumen öffnen), sie pflegen von war-
mem Waschwasser, von Leckerbissen und Verzärtelungen
begleitet zu sein, die oft genug bewirken, daß der kleine
Engel binnen Kurzem nur noch eine Zahl ist unter den
80 Todesfällen von Kindern, „die Gott in der letzten Woche
an der Brechruhr heimgerufen‟.
Wer will den furchtbaren Zusammenhang leugnen
zwischen dem gepriesenen mütterlichen Jnstinkt und den
schmerzlich langen Todtenlisten der Kinder.
Etwas weniger Jnstinkt und etwas mehr bewußtes
Handeln – und ich sollte denken, der Schnitter Tod würde
sich mit einer geringeren Ernte begnügen.
Unser Herz erbebt bei jedem unnatürlichen Todesfall,
von dem wir hören, auf den Schlachtfeldern oder bei
Unglücksfällen.
Und kaltblütig lesen wir allwöchentlich die schauer-
lichen Verzeichnisse jener kleinen Todesopfer. Die Ge-
wohnheit macht uns stumpfsinnig.
Hier thut, in Bezug auf die körperliche Pflege der
Kinder, eine ganz bestimmte Unterwerfung noth, ein
formeller Unterricht, der so einfach sein kann und sein
muß, daß selbst die beschränkteste Frau ihn zu fassen
und anzuwenden im Stande ist. Es handelt sich dabei
durchaus nicht um pädagogische Studien.
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(2017-07-10T17:06:15Z)
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Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition.
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