empfangen? Herrscht Friede und Eintracht in den häus- lichen Hallen? Werden die Dienstboten freundlich und mild behandelt u. s. w.
Die Damen schauten bei meinen Fragen verwirrt drein. Endlich meinten sie etwas verlegen:
"Eine tüchtige Hausfrau habe keine Zeit, viel Com- plimente zu machen, oder Besuche zu empfangen, man gehe überhaupt nur auf besondere Einladung zu ihr, und sie möchten wohl die Hausfrau sehen, die in der heutigen Zeit in Güte mit den Dienstboten auskäme, und was die Küche beträfe - nun, die Frau Rendantin koche gerade so, wie sie, die Frau Justizamtmännin - und die Frau Landräthin, und sie wollten doch mal sehen, ob sich eine unterstehen würde %0 "
Jch hatte genug gehört.
Jch wußte es längst, daß man in einer unglaublichen Begriffsverwirrung die Hausfrau nicht nach der Quali- tät, sondern nach der Quantität ihres Thun schätzt, und daß letztere allein der Maßstab ist, an dem man ihre Tüchtigkeit mißt.
Jm Allgemeinen gilt von menschlicher Beschäftigung, daß man sehr viel thun und wenig leisten kann. Bei der Hausfrau gilt das Thun an und für sich, die Früchte desselben kommen kaum in Betracht.
Höchst seltsame Verirrung! als wollte man einen
empfangen? Herrscht Friede und Eintracht in den häus- lichen Hallen? Werden die Dienstboten freundlich und mild behandelt u. s. w.
Die Damen schauten bei meinen Fragen verwirrt drein. Endlich meinten sie etwas verlegen:
„Eine tüchtige Hausfrau habe keine Zeit, viel Com- plimente zu machen, oder Besuche zu empfangen, man gehe überhaupt nur auf besondere Einladung zu ihr, und sie möchten wohl die Hausfrau sehen, die in der heutigen Zeit in Güte mit den Dienstboten auskäme, und was die Küche beträfe – nun, die Frau Rendantin koche gerade so, wie sie, die Frau Justizamtmännin – und die Frau Landräthin, und sie wollten doch mal sehen, ob sich eine unterstehen würde ‰ ‟
Jch hatte genug gehört.
Jch wußte es längst, daß man in einer unglaublichen Begriffsverwirrung die Hausfrau nicht nach der Quali- tät, sondern nach der Quantität ihres Thun schätzt, und daß letztere allein der Maßstab ist, an dem man ihre Tüchtigkeit mißt.
Jm Allgemeinen gilt von menschlicher Beschäftigung, daß man sehr viel thun und wenig leisten kann. Bei der Hausfrau gilt das Thun an und für sich, die Früchte desselben kommen kaum in Betracht.
Höchst seltsame Verirrung! als wollte man einen
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[13/0021]
empfangen? Herrscht Friede und Eintracht in den häus-
lichen Hallen? Werden die Dienstboten freundlich und
mild behandelt u. s. w.
Die Damen schauten bei meinen Fragen verwirrt
drein. Endlich meinten sie etwas verlegen:
„Eine tüchtige Hausfrau habe keine Zeit, viel Com-
plimente zu machen, oder Besuche zu empfangen, man
gehe überhaupt nur auf besondere Einladung zu ihr,
und sie möchten wohl die Hausfrau sehen, die in der
heutigen Zeit in Güte mit den Dienstboten auskäme,
und was die Küche beträfe – nun, die Frau Rendantin
koche gerade so, wie sie, die Frau Justizamtmännin –
und die Frau Landräthin, und sie wollten doch mal
sehen, ob sich eine unterstehen würde ‰ ‟
Jch hatte genug gehört.
Jch wußte es längst, daß man in einer unglaublichen
Begriffsverwirrung die Hausfrau nicht nach der Quali-
tät, sondern nach der Quantität ihres Thun schätzt, und
daß letztere allein der Maßstab ist, an dem man ihre
Tüchtigkeit mißt.
Jm Allgemeinen gilt von menschlicher Beschäftigung,
daß man sehr viel thun und wenig leisten kann. Bei
der Hausfrau gilt das Thun an und für sich, die
Früchte desselben kommen kaum in Betracht.
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Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/21>, abgerufen am 16.07.2024.
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