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Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.

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die Ersteren alle Männer, von dem Roue bis zu dem
solidesten Spießbürger herunter, unwiderstehlich an sich
ziehen, mögen diese Damen noch so albern und abge-
schmackt sein.

Der mitunter so rührend naive Jean Paul meint
freilich, das geschähe, weil die Männer diese Damen als
Tugendheldinnen hätten agiren sehen, und nun in ihrer
Phantasie ein Stückchen Tugendglorie an ihrer Privat-
person haften geblieben sei; also mit einfachen Worten:
die Männer lieben unbewußt in diesen Miminnen die
Tugend. Hony soit qui mal y pense.

Uneingeweihte wenden vielleicht ein: man verliebt
sich wohl in diese Damen, aber man heirathet sie nicht.

Das ist eine einfache Unwahrheit. Jch habe zu-
fällig eine größere Zahl von Schauspielerinnen gekannt,
und ich weiß positiv, daß Allen, ohne Ausnahme, die
solidesten Männer (Beamte, Kaufleute, Künstler u. s. w.)
als Gatten zur Verfügung standen, und daß es nur an
ihnen lag, wenn sie die Bretter, die die Welt bedeuten,
nicht mit dem Hause, das Küche und Kinderstube be-
deutet, vertauschen wollten.

Es giebt Mütter, ganz achtbare Frauen, die ihre
Töchter in die Schauspielerinnen-Carriere drängen, weil
sie dann mit absoluter Sicherheit auf eine gute Partie
für das Mädchen rechnen können.

die Ersteren alle Männer, von dem Roué bis zu dem
solidesten Spießbürger herunter, unwiderstehlich an sich
ziehen, mögen diese Damen noch so albern und abge-
schmackt sein.

Der mitunter so rührend naive Jean Paul meint
freilich, das geschähe, weil die Männer diese Damen als
Tugendheldinnen hätten agiren sehen, und nun in ihrer
Phantasie ein Stückchen Tugendglorie an ihrer Privat-
person haften geblieben sei; also mit einfachen Worten:
die Männer lieben unbewußt in diesen Miminnen die
Tugend. Hony soit qui mal y pense.

Uneingeweihte wenden vielleicht ein: man verliebt
sich wohl in diese Damen, aber man heirathet sie nicht.

Das ist eine einfache Unwahrheit. Jch habe zu-
fällig eine größere Zahl von Schauspielerinnen gekannt,
und ich weiß positiv, daß Allen, ohne Ausnahme, die
solidesten Männer (Beamte, Kaufleute, Künstler u. s. w.)
als Gatten zur Verfügung standen, und daß es nur an
ihnen lag, wenn sie die Bretter, die die Welt bedeuten,
nicht mit dem Hause, das Küche und Kinderstube be-
deutet, vertauschen wollten.

Es giebt Mütter, ganz achtbare Frauen, die ihre
Töchter in die Schauspielerinnen-Carriere drängen, weil
sie dann mit absoluter Sicherheit auf eine gute Partie
für das Mädchen rechnen können.

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[180/0188] die Ersteren alle Männer, von dem Roué bis zu dem solidesten Spießbürger herunter, unwiderstehlich an sich ziehen, mögen diese Damen noch so albern und abge- schmackt sein. Der mitunter so rührend naive Jean Paul meint freilich, das geschähe, weil die Männer diese Damen als Tugendheldinnen hätten agiren sehen, und nun in ihrer Phantasie ein Stückchen Tugendglorie an ihrer Privat- person haften geblieben sei; also mit einfachen Worten: die Männer lieben unbewußt in diesen Miminnen die Tugend. Hony soit qui mal y pense. Uneingeweihte wenden vielleicht ein: man verliebt sich wohl in diese Damen, aber man heirathet sie nicht. Das ist eine einfache Unwahrheit. Jch habe zu- fällig eine größere Zahl von Schauspielerinnen gekannt, und ich weiß positiv, daß Allen, ohne Ausnahme, die solidesten Männer (Beamte, Kaufleute, Künstler u. s. w.) als Gatten zur Verfügung standen, und daß es nur an ihnen lag, wenn sie die Bretter, die die Welt bedeuten, nicht mit dem Hause, das Küche und Kinderstube be- deutet, vertauschen wollten. Es giebt Mütter, ganz achtbare Frauen, die ihre Töchter in die Schauspielerinnen-Carriere drängen, weil sie dann mit absoluter Sicherheit auf eine gute Partie für das Mädchen rechnen können.

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Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/188>, abgerufen am 24.11.2024.