Der Einwand, daß sich ja die häuslichen Arbeiten unmittelbar auf die Familie selber beziehen, und zwar so, daß dies Kleid, welches Mutterchen plättet, die kleine Emilie anziehen, der Kohl, den sie kocht, der Gatte ver- dauen wird, ändert an meiner Auffassung nichts.
Ebenso gut könnte eine Malerin sagen: mit diesem Baum, den ich in diese Landschaft hineinmale, verdiene ich mindestens fünf Thaler, dafür kaufe ich ein Paar Stiefelchen für Wilhelmchen, ein Schürzchen für Els- chen u. s. w.
Ein drittes Vorurtheil lautet: Ein Hauswesen muß zu Grunde gehen, in dem die Frau nicht thätigen An- theil an den häuslichen Verrichtungen nimmt, sondern außerhalb desselben einem anderen Beruf nachgeht.
Das Bild, das man sich von einem solchen Haus- wesen macht, stellt sich dem Auge der Mitlebenden dar als ein ungekämmtes und ungewaschenes Chaos, in dem Strümpfe, Kämme, Zöpfe, Unterröcke, hungernde Kinder, in einem wüsten Knäuel, auf schmutzigen Dielen ihr schreckliches Spiel treiben, während der Mann, die einzig führende Brust unter Larven, als trübseliger Zu- schauer sich wehklagend die Haare rauft. Jn diesem Chaos sieht man die Spinne von Wand zu Wand un- gestört ihre Netze ziehen und friedlich legt sich der Mensch mit seiner Wanze zu Bett.
Der Einwand, daß sich ja die häuslichen Arbeiten unmittelbar auf die Familie selber beziehen, und zwar so, daß dies Kleid, welches Mutterchen plättet, die kleine Emilie anziehen, der Kohl, den sie kocht, der Gatte ver- dauen wird, ändert an meiner Auffassung nichts.
Ebenso gut könnte eine Malerin sagen: mit diesem Baum, den ich in diese Landschaft hineinmale, verdiene ich mindestens fünf Thaler, dafür kaufe ich ein Paar Stiefelchen für Wilhelmchen, ein Schürzchen für Els- chen u. s. w.
Ein drittes Vorurtheil lautet: Ein Hauswesen muß zu Grunde gehen, in dem die Frau nicht thätigen An- theil an den häuslichen Verrichtungen nimmt, sondern außerhalb desselben einem anderen Beruf nachgeht.
Das Bild, das man sich von einem solchen Haus- wesen macht, stellt sich dem Auge der Mitlebenden dar als ein ungekämmtes und ungewaschenes Chaos, in dem Strümpfe, Kämme, Zöpfe, Unterröcke, hungernde Kinder, in einem wüsten Knäuel, auf schmutzigen Dielen ihr schreckliches Spiel treiben, während der Mann, die einzig führende Brust unter Larven, als trübseliger Zu- schauer sich wehklagend die Haare rauft. Jn diesem Chaos sieht man die Spinne von Wand zu Wand un- gestört ihre Netze ziehen und friedlich legt sich der Mensch mit seiner Wanze zu Bett.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0136"n="128"/><p>Der Einwand, daß sich ja die häuslichen Arbeiten<lb/>
unmittelbar auf die Familie selber beziehen, und zwar<lb/>
so, daß dies Kleid, welches Mutterchen plättet, die kleine<lb/>
Emilie anziehen, der Kohl, den sie kocht, der Gatte ver-<lb/>
dauen wird, ändert an meiner Auffassung nichts.</p><lb/><p>Ebenso gut könnte eine Malerin sagen: mit diesem<lb/>
Baum, den ich in diese Landschaft hineinmale, verdiene<lb/>
ich mindestens fünf Thaler, dafür kaufe ich ein Paar<lb/>
Stiefelchen für Wilhelmchen, ein Schürzchen für Els-<lb/>
chen u. s. w.</p><lb/><p>Ein drittes Vorurtheil lautet: Ein Hauswesen muß<lb/>
zu Grunde gehen, in dem die Frau nicht thätigen An-<lb/>
theil an den häuslichen Verrichtungen nimmt, sondern<lb/>
außerhalb desselben einem anderen Beruf nachgeht.</p><lb/><p>Das Bild, das man sich von einem solchen Haus-<lb/>
wesen macht, stellt sich dem Auge der Mitlebenden dar<lb/>
als ein ungekämmtes und ungewaschenes Chaos, in<lb/>
dem Strümpfe, Kämme, Zöpfe, Unterröcke, hungernde<lb/>
Kinder, in einem wüsten Knäuel, auf schmutzigen Dielen<lb/>
ihr schreckliches Spiel treiben, während der Mann, die<lb/>
einzig führende Brust unter Larven, als trübseliger Zu-<lb/>
schauer sich wehklagend die Haare rauft. Jn diesem<lb/>
Chaos sieht man die Spinne von Wand zu Wand un-<lb/>
gestört ihre Netze ziehen und friedlich legt sich der<lb/>
Mensch mit seiner Wanze zu Bett.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[128/0136]
Der Einwand, daß sich ja die häuslichen Arbeiten
unmittelbar auf die Familie selber beziehen, und zwar
so, daß dies Kleid, welches Mutterchen plättet, die kleine
Emilie anziehen, der Kohl, den sie kocht, der Gatte ver-
dauen wird, ändert an meiner Auffassung nichts.
Ebenso gut könnte eine Malerin sagen: mit diesem
Baum, den ich in diese Landschaft hineinmale, verdiene
ich mindestens fünf Thaler, dafür kaufe ich ein Paar
Stiefelchen für Wilhelmchen, ein Schürzchen für Els-
chen u. s. w.
Ein drittes Vorurtheil lautet: Ein Hauswesen muß
zu Grunde gehen, in dem die Frau nicht thätigen An-
theil an den häuslichen Verrichtungen nimmt, sondern
außerhalb desselben einem anderen Beruf nachgeht.
Das Bild, das man sich von einem solchen Haus-
wesen macht, stellt sich dem Auge der Mitlebenden dar
als ein ungekämmtes und ungewaschenes Chaos, in
dem Strümpfe, Kämme, Zöpfe, Unterröcke, hungernde
Kinder, in einem wüsten Knäuel, auf schmutzigen Dielen
ihr schreckliches Spiel treiben, während der Mann, die
einzig führende Brust unter Larven, als trübseliger Zu-
schauer sich wehklagend die Haare rauft. Jn diesem
Chaos sieht man die Spinne von Wand zu Wand un-
gestört ihre Netze ziehen und friedlich legt sich der
Mensch mit seiner Wanze zu Bett.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-07-10T17:06:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-07-10T17:06:15Z)
Weitere Informationen:
Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): als s transkribiert;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: keine Angabe;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/136>, abgerufen am 23.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.