Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.Congreß in Washington über die lustigen Schwindeleien Kürzlich hörte ich Frau von Stael spöttisch einen Unwürdig, feige und treulos ist, wer Spott und Nicht nur das. Jch sage: auch überall, wo ein aufrichtiger Mensch Wer sich der Wahrhaftigkeit seiner Seele bewußt ist, Der zweite Vorwurf ist der der Unsittlichkeit. Unsittlich erscheint der Menge stets alles Ungewöhn- Congreß in Washington über die lustigen Schwindeleien Kürzlich hörte ich Frau von Staël spöttisch einen Unwürdig, feige und treulos ist, wer Spott und Nicht nur das. Jch sage: auch überall, wo ein aufrichtiger Mensch Wer sich der Wahrhaftigkeit seiner Seele bewußt ist, Der zweite Vorwurf ist der der Unsittlichkeit. Unsittlich erscheint der Menge stets alles Ungewöhn- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0012" n="4"/> Congreß in Washington über die lustigen Schwindeleien<lb/> Morse's erlaubte.</p><lb/> <p>Kürzlich hörte ich Frau von Staël spöttisch einen<lb/> überspannten Blaustrumpf nennen von einem jungen<lb/> Mann, der nicht einmal fähig war, ihre Gedanken zu<lb/> verstehen, geschweige denn zu denken, was sie dachte.</p><lb/> <p>Unwürdig, feige und treulos ist, wer Spott und<lb/> Hohn fürchtet. Das Gelächter schadet nur Dir, dem<lb/> Jndividuum, niemals Deiner Sache, Deiner Jdee. Was<lb/> den Keim der Wahrheit in sich trägt, bricht sich Bahn,<lb/> wie das ewige Sonnenlicht, mit Naturnothwendigkeit,<lb/> mag man den Urheber der Jdee zu Tode gelacht haben.<lb/> Heine sprach das ergreifende Wort: „Ueberall, wo ein<lb/> großer Mensch seine Gedanken ausspricht, ist Golgatha.‟</p><lb/> <p>Nicht nur das.</p><lb/> <p>Jch sage: auch überall, wo ein aufrichtiger Mensch<lb/> seine Gedanken ausspricht, die dem entgegen sind, was<lb/> meistens gedacht wird – ist Golgatha.</p><lb/> <p>Wer sich der Wahrhaftigkeit seiner Seele bewußt ist,<lb/> dem ist das blödsinnige Lachen der Menge das „Raben-<lb/> lied des Pöbels‟, das er ganz verachtet.</p><lb/> <p>Der zweite Vorwurf ist der der Unsittlichkeit.</p><lb/> <p>Unsittlich erscheint der Menge stets alles Ungewöhn-<lb/> liche, was sie aus dem Zauberbann ihrer Phrasen, ihrer<lb/> brunnentiefen Gemüthsruhe aufschreckt, was sie zwingen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [4/0012]
Congreß in Washington über die lustigen Schwindeleien
Morse's erlaubte.
Kürzlich hörte ich Frau von Staël spöttisch einen
überspannten Blaustrumpf nennen von einem jungen
Mann, der nicht einmal fähig war, ihre Gedanken zu
verstehen, geschweige denn zu denken, was sie dachte.
Unwürdig, feige und treulos ist, wer Spott und
Hohn fürchtet. Das Gelächter schadet nur Dir, dem
Jndividuum, niemals Deiner Sache, Deiner Jdee. Was
den Keim der Wahrheit in sich trägt, bricht sich Bahn,
wie das ewige Sonnenlicht, mit Naturnothwendigkeit,
mag man den Urheber der Jdee zu Tode gelacht haben.
Heine sprach das ergreifende Wort: „Ueberall, wo ein
großer Mensch seine Gedanken ausspricht, ist Golgatha.‟
Nicht nur das.
Jch sage: auch überall, wo ein aufrichtiger Mensch
seine Gedanken ausspricht, die dem entgegen sind, was
meistens gedacht wird – ist Golgatha.
Wer sich der Wahrhaftigkeit seiner Seele bewußt ist,
dem ist das blödsinnige Lachen der Menge das „Raben-
lied des Pöbels‟, das er ganz verachtet.
Der zweite Vorwurf ist der der Unsittlichkeit.
Unsittlich erscheint der Menge stets alles Ungewöhn-
liche, was sie aus dem Zauberbann ihrer Phrasen, ihrer
brunnentiefen Gemüthsruhe aufschreckt, was sie zwingen
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