die nur den Gatten angeht, wenn von seinem Gelde der Haushalt bestritten wird.
Jst er wohlhabend, so wird es ihm wohl ziemlich gleichgültig sein, ob die Frau ihm durch Selbstarbeit 50 Thlr. jährlich einbringt (wir werden später sehen, daß diese Summe nicht zu niedrig gegriffen ist). Liegt ihm aber an den 50 Thalern, nun so mag sie, wenn ihr Geschick oder Neigung zum Nähen und Plätten feh- len, sich das seidene Kleid verbitten, daß der Gatte ihr zu Weihnachten oder zum Geburtstag zu schenken liebt, und das Gleichgewicht ist wieder hergestellt.
Es kann eine Hausfrau mit dem besten Willen den ganzen Tag über waschen, kochen, plätten, nähen und doch eine elende Hausfrau sein.
Wäre es auch nicht ebenso thöricht als ungerecht, eine Frau nach ihren Fertigkeiten in häuslichen Arbeiten beurtheilen zu wollen?
Als ob sich dieses Können nicht nach der Begabung richtete!
Wen die Natur mit zwei linken Händen beschenkt hat, der wird bei ausdauerndem Fleiß, bei aller Müh und Noth nie das erreichen, was eine handgeschickte Frau spielend in der Hälfte der Zeit zu Stande bringt.
Ferner:
Uebung macht in allen Dingen den Meister, und
die nur den Gatten angeht, wenn von seinem Gelde der Haushalt bestritten wird.
Jst er wohlhabend, so wird es ihm wohl ziemlich gleichgültig sein, ob die Frau ihm durch Selbstarbeit 50 Thlr. jährlich einbringt (wir werden später sehen, daß diese Summe nicht zu niedrig gegriffen ist). Liegt ihm aber an den 50 Thalern, nun so mag sie, wenn ihr Geschick oder Neigung zum Nähen und Plätten feh- len, sich das seidene Kleid verbitten, daß der Gatte ihr zu Weihnachten oder zum Geburtstag zu schenken liebt, und das Gleichgewicht ist wieder hergestellt.
Es kann eine Hausfrau mit dem besten Willen den ganzen Tag über waschen, kochen, plätten, nähen und doch eine elende Hausfrau sein.
Wäre es auch nicht ebenso thöricht als ungerecht, eine Frau nach ihren Fertigkeiten in häuslichen Arbeiten beurtheilen zu wollen?
Als ob sich dieses Können nicht nach der Begabung richtete!
Wen die Natur mit zwei linken Händen beschenkt hat, der wird bei ausdauerndem Fleiß, bei aller Müh und Noth nie das erreichen, was eine handgeschickte Frau spielend in der Hälfte der Zeit zu Stande bringt.
Ferner:
Uebung macht in allen Dingen den Meister, und
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die nur den Gatten angeht, wenn von seinem Gelde der
Haushalt bestritten wird.
Jst er wohlhabend, so wird es ihm wohl ziemlich
gleichgültig sein, ob die Frau ihm durch Selbstarbeit
50 Thlr. jährlich einbringt (wir werden später sehen,
daß diese Summe nicht zu niedrig gegriffen ist). Liegt
ihm aber an den 50 Thalern, nun so mag sie, wenn
ihr Geschick oder Neigung zum Nähen und Plätten feh-
len, sich das seidene Kleid verbitten, daß der Gatte ihr
zu Weihnachten oder zum Geburtstag zu schenken liebt,
und das Gleichgewicht ist wieder hergestellt.
Es kann eine Hausfrau mit dem besten Willen den
ganzen Tag über waschen, kochen, plätten, nähen und
doch eine elende Hausfrau sein.
Wäre es auch nicht ebenso thöricht als ungerecht,
eine Frau nach ihren Fertigkeiten in häuslichen Arbeiten
beurtheilen zu wollen?
Als ob sich dieses Können nicht nach der Begabung
richtete!
Wen die Natur mit zwei linken Händen beschenkt
hat, der wird bei ausdauerndem Fleiß, bei aller Müh
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(2017-07-10T17:06:15Z)
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Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/109>, abgerufen am 16.02.2025.
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