"Es scheint," sagt auch Thomas Aquino, "daß die Frau keine Stelle findet in der Schöpfung der ersten Dinge; hat doch Aristoteles in seinem Buche über die Schöpfung der Thiere erklärt, daß die Frau ein verunglücktes männliches Geschöpf sei. Nichts Ver- fehltes und Zufälliges aber dürfte aus der ersten Schöpfung der Dinge hervorgegangen sein."
Man hat Jahrhunderte lang darüber disputirt, ob das Weib wieder auferstehen würde oder nicht.
Jn verschiedenen Ländern Asien's und Afrika's, bei den alten Arabern z.B., galt die Frau für ein höheres Thier. Man sprach ihr eine menschliche Seele ab und beschränkte ihre Existenz auf diese Erde.
Mahomet schließt zwar die Frauen nicht gänzlich vom Himmel aus, aber er läßt sie nicht in's Paradies der Männer gelangen. Er weist ihnen im Jenseits eine Wohnstätte zweiten Ranges an, von Allah für untergeordnete Wesen hergerichtet.
Ja selbst im siebenzehnten Jahrhundert gab es noch religiöse Sekten, die da behaupteten, die Weiber seien nicht erlöst worden. Nicht für sie, sondern nur für die Männer sei Christus geboren und gestorben. Und solche Jnterpretationen der Schrift hatten damals durchaus nichts Lächerliches.
Gratien Dupont, ein Schriftsteller im Mittelalter,
„Es scheint,‟ sagt auch Thomas Aquino, „daß die Frau keine Stelle findet in der Schöpfung der ersten Dinge; hat doch Aristoteles in seinem Buche über die Schöpfung der Thiere erklärt, daß die Frau ein verunglücktes männliches Geschöpf sei. Nichts Ver- fehltes und Zufälliges aber dürfte aus der ersten Schöpfung der Dinge hervorgegangen sein.‟
Man hat Jahrhunderte lang darüber disputirt, ob das Weib wieder auferstehen würde oder nicht.
Jn verschiedenen Ländern Asien's und Afrika's, bei den alten Arabern z.B., galt die Frau für ein höheres Thier. Man sprach ihr eine menschliche Seele ab und beschränkte ihre Existenz auf diese Erde.
Mahomet schließt zwar die Frauen nicht gänzlich vom Himmel aus, aber er läßt sie nicht in's Paradies der Männer gelangen. Er weist ihnen im Jenseits eine Wohnstätte zweiten Ranges an, von Allah für untergeordnete Wesen hergerichtet.
Ja selbst im siebenzehnten Jahrhundert gab es noch religiöse Sekten, die da behaupteten, die Weiber seien nicht erlöst worden. Nicht für sie, sondern nur für die Männer sei Christus geboren und gestorben. Und solche Jnterpretationen der Schrift hatten damals durchaus nichts Lächerliches.
Gratien Dupont, ein Schriftsteller im Mittelalter,
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0081"n="73"/><p>„Es scheint,‟ sagt auch Thomas Aquino, „daß<lb/>
die Frau keine Stelle findet in der Schöpfung der<lb/>
ersten Dinge; hat doch Aristoteles in seinem Buche<lb/>
über die Schöpfung der Thiere erklärt, daß die Frau<lb/>
ein verunglücktes männliches Geschöpf sei. Nichts Ver-<lb/>
fehltes und Zufälliges aber dürfte aus der ersten<lb/>
Schöpfung der Dinge hervorgegangen sein.‟</p><lb/><p>Man hat Jahrhunderte lang darüber disputirt, ob<lb/>
das Weib wieder auferstehen würde oder nicht.</p><lb/><p>Jn verschiedenen Ländern Asien's und Afrika's,<lb/>
bei den alten Arabern z.B., galt die Frau für ein<lb/>
höheres Thier. Man sprach ihr eine menschliche Seele<lb/>
ab und beschränkte ihre Existenz auf diese Erde.</p><lb/><p>Mahomet schließt zwar die Frauen nicht gänzlich<lb/>
vom Himmel aus, aber er läßt sie nicht in's Paradies<lb/>
der Männer gelangen. Er weist ihnen im Jenseits<lb/>
eine Wohnstätte zweiten Ranges an, von Allah für<lb/>
untergeordnete Wesen hergerichtet.</p><lb/><p>Ja selbst im siebenzehnten Jahrhundert gab es<lb/>
noch religiöse Sekten, die da behaupteten, die Weiber<lb/>
seien nicht erlöst worden. Nicht für sie, sondern nur<lb/>
für die Männer sei Christus geboren und gestorben.<lb/>
Und solche Jnterpretationen der Schrift hatten damals<lb/>
durchaus nichts Lächerliches.</p><lb/><p>Gratien Dupont, ein Schriftsteller im Mittelalter,<lb/> </p></div></body></text></TEI>
[73/0081]
„Es scheint,‟ sagt auch Thomas Aquino, „daß
die Frau keine Stelle findet in der Schöpfung der
ersten Dinge; hat doch Aristoteles in seinem Buche
über die Schöpfung der Thiere erklärt, daß die Frau
ein verunglücktes männliches Geschöpf sei. Nichts Ver-
fehltes und Zufälliges aber dürfte aus der ersten
Schöpfung der Dinge hervorgegangen sein.‟
Man hat Jahrhunderte lang darüber disputirt, ob
das Weib wieder auferstehen würde oder nicht.
Jn verschiedenen Ländern Asien's und Afrika's,
bei den alten Arabern z.B., galt die Frau für ein
höheres Thier. Man sprach ihr eine menschliche Seele
ab und beschränkte ihre Existenz auf diese Erde.
Mahomet schließt zwar die Frauen nicht gänzlich
vom Himmel aus, aber er läßt sie nicht in's Paradies
der Männer gelangen. Er weist ihnen im Jenseits
eine Wohnstätte zweiten Ranges an, von Allah für
untergeordnete Wesen hergerichtet.
Ja selbst im siebenzehnten Jahrhundert gab es
noch religiöse Sekten, die da behaupteten, die Weiber
seien nicht erlöst worden. Nicht für sie, sondern nur
für die Männer sei Christus geboren und gestorben.
Und solche Jnterpretationen der Schrift hatten damals
durchaus nichts Lächerliches.
Gratien Dupont, ein Schriftsteller im Mittelalter,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-04-07T16:13:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-04-07T16:13:32Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: gekennzeichnet;
Druckfehler: dokumentiert;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): als s transkribiert;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: keine Angabe;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876/81>, abgerufen am 02.08.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.