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Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876.

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Es mag Kreise und Gemeinden von Männern
geben, wo durchschnittlich weniger als die Hälfte der-
selben zum Wahltische gehen. Hier hätte sich also die
Majorität gegen das Wahlrecht ausgesprochen und es
müßte diesen Kreisen und Gemeinden das Stimmrecht
entzogen werden. Wer denkt daran!

Wenn nur eine einzige Frau das Stimmrecht
fordert, so ist es Gewaltthat, sie an der Ausübung
ihrer bürgerlichen Pflicht zu hindern.

Die Motive, welche die Frauen bewegen, sich ent-
weder direkt gegen das Stimmrecht ihres Geschlechts
aufzulehnen oder sich wenigstens der Frage gegenüber
indifferent zu verhalten, sind sehr einfache und sehr
klare.

Erstens: Die große Menge der Menschen, alle
beschränkten und mittelmäßigen Köpfe huldigen nie-
mals einer Jdee oder einer Vorstellung, die noch keinen
Cours in der öffentlichen Meinung, die ihren tour du
monde
noch nicht gemacht hat. Die Mehrzahl der
Menschen weicht keinen Fingerbreit ab von der Meinung,
die in ihrem Lande, in ihrer Generation oder in ihrem
Städtchen üblich ist. Sie ist zufrieden in ihrer hono-
rablen Mittelmäßigkeit und bei dem schläfrigen Trab
auf der ausgefahrenen Chaussee herkömmlicher Sitten
duselt sie gemächlich aus dem Diesseits in das Jenseits

Es mag Kreise und Gemeinden von Männern
geben, wo durchschnittlich weniger als die Hälfte der-
selben zum Wahltische gehen. Hier hätte sich also die
Majorität gegen das Wahlrecht ausgesprochen und es
müßte diesen Kreisen und Gemeinden das Stimmrecht
entzogen werden. Wer denkt daran!

Wenn nur eine einzige Frau das Stimmrecht
fordert, so ist es Gewaltthat, sie an der Ausübung
ihrer bürgerlichen Pflicht zu hindern.

Die Motive, welche die Frauen bewegen, sich ent-
weder direkt gegen das Stimmrecht ihres Geschlechts
aufzulehnen oder sich wenigstens der Frage gegenüber
indifferent zu verhalten, sind sehr einfache und sehr
klare.

Erstens: Die große Menge der Menschen, alle
beschränkten und mittelmäßigen Köpfe huldigen nie-
mals einer Jdee oder einer Vorstellung, die noch keinen
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noch nicht gemacht hat. Die Mehrzahl der
Menschen weicht keinen Fingerbreit ab von der Meinung,
die in ihrem Lande, in ihrer Generation oder in ihrem
Städtchen üblich ist. Sie ist zufrieden in ihrer hono-
rablen Mittelmäßigkeit und bei dem schläfrigen Trab
auf der ausgefahrenen Chaussee herkömmlicher Sitten
duselt sie gemächlich aus dem Diesseits in das Jenseits

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[111/0119] Es mag Kreise und Gemeinden von Männern geben, wo durchschnittlich weniger als die Hälfte der- selben zum Wahltische gehen. Hier hätte sich also die Majorität gegen das Wahlrecht ausgesprochen und es müßte diesen Kreisen und Gemeinden das Stimmrecht entzogen werden. Wer denkt daran! Wenn nur eine einzige Frau das Stimmrecht fordert, so ist es Gewaltthat, sie an der Ausübung ihrer bürgerlichen Pflicht zu hindern. Die Motive, welche die Frauen bewegen, sich ent- weder direkt gegen das Stimmrecht ihres Geschlechts aufzulehnen oder sich wenigstens der Frage gegenüber indifferent zu verhalten, sind sehr einfache und sehr klare. Erstens: Die große Menge der Menschen, alle beschränkten und mittelmäßigen Köpfe huldigen nie- mals einer Jdee oder einer Vorstellung, die noch keinen Cours in der öffentlichen Meinung, die ihren tour du monde noch nicht gemacht hat. Die Mehrzahl der Menschen weicht keinen Fingerbreit ab von der Meinung, die in ihrem Lande, in ihrer Generation oder in ihrem Städtchen üblich ist. Sie ist zufrieden in ihrer hono- rablen Mittelmäßigkeit und bei dem schläfrigen Trab auf der ausgefahrenen Chaussee herkömmlicher Sitten duselt sie gemächlich aus dem Diesseits in das Jenseits  

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Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876/119>, abgerufen am 06.10.2024.