Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

besserung leichtfertiger Weiber geht von einem deutschen
Manne aus, der auf der Höhe der Bildung seiner Zeit
steht. Haben wir es nicht herrlich weit gebracht? Wer
weiß, am Ende ist die ganze moderne Frauenbewegung
nichts als eine Emeute gegen das Mürbeprügeln der
Weiber, und sie bezweckt nichts, als die Emancipation
des Weibes vom Stock.

Aber kehren wir zum Mittelalter zurück.

Wenn es in Gemäßheit des Gesetzes der Gegen-
seitigkeit einmal einer Frau einfiel, ihren Mann zu
schlagen, dann mußte sie sich verkehrt auf einen Esel
setzen und so im Lande umherreiten.

Aber nicht blos schlagen durfte der Mann seine
Frau, sondern auch verstoßen. Ein berühmter Trou-
badour, Namens Raymond de Meraval, war vermählt
mit Gandereinca, die Trobadour war wie er. Von
diesem wird uns erzählt, daß er sich in eine schöne Wal-
denserin verliebte. Und er sagte zu Gandereinca: "Du
machst Verse und ich auch, in einem Hauswesen ge-
nügt ein Poet." Und damit verstieß er sie und hei-
rathete die Waldenserin.

"Der Ehemann, heißt es im Schwabenspiegel, ist der
Frauen Voigt und Meister."

Jm Mittelalter war allerdings auch eine Scheidung
für Frauen zulässig. Aber die Beweisgründe, die sie

besserung leichtfertiger Weiber geht von einem deutschen
Manne aus, der auf der Höhe der Bildung seiner Zeit
steht. Haben wir es nicht herrlich weit gebracht? Wer
weiß, am Ende ist die ganze moderne Frauenbewegung
nichts als eine Emeute gegen das Mürbeprügeln der
Weiber, und sie bezweckt nichts, als die Emancipation
des Weibes vom Stock.

Aber kehren wir zum Mittelalter zurück.

Wenn es in Gemäßheit des Gesetzes der Gegen-
seitigkeit einmal einer Frau einfiel, ihren Mann zu
schlagen, dann mußte sie sich verkehrt auf einen Esel
setzen und so im Lande umherreiten.

Aber nicht blos schlagen durfte der Mann seine
Frau, sondern auch verstoßen. Ein berühmter Trou-
badour, Namens Raymond de Meraval, war vermählt
mit Gandereinca, die Trobadour war wie er. Von
diesem wird uns erzählt, daß er sich in eine schöne Wal-
denserin verliebte. Und er sagte zu Gandereinca: „Du
machst Verse und ich auch, in einem Hauswesen ge-
nügt ein Poet.‟ Und damit verstieß er sie und hei-
rathete die Waldenserin.

„Der Ehemann, heißt es im Schwabenspiegel, ist der
Frauen Voigt und Meister.‟

Jm Mittelalter war allerdings auch eine Scheidung
für Frauen zulässig. Aber die Beweisgründe, die sie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0102" n="94"/>
besserung leichtfertiger Weiber geht von einem deutschen<lb/>
Manne aus, der auf der Höhe der Bildung seiner Zeit<lb/>
steht. Haben wir es nicht herrlich weit gebracht? Wer<lb/>
weiß, am Ende ist die ganze moderne Frauenbewegung<lb/>
nichts als eine Emeute gegen das Mürbeprügeln der<lb/>
Weiber, und sie bezweckt nichts, als die Emancipation<lb/>
des Weibes vom Stock.</p><lb/>
        <p>Aber kehren wir zum Mittelalter zurück.</p><lb/>
        <p>Wenn es in Gemäßheit des Gesetzes der Gegen-<lb/>
seitigkeit einmal einer Frau einfiel, ihren Mann zu<lb/>
schlagen, dann mußte sie sich verkehrt auf einen Esel<lb/>
setzen und so im Lande umherreiten.</p><lb/>
        <p>Aber nicht blos schlagen durfte der Mann seine<lb/>
Frau, sondern auch verstoßen. Ein berühmter Trou-<lb/>
badour, Namens Raymond de Meraval, war vermählt<lb/>
mit Gandereinca, die Trobadour war wie er. Von<lb/>
diesem wird uns erzählt, daß er sich in eine schöne Wal-<lb/>
denserin verliebte. Und er sagte zu Gandereinca: &#x201E;Du<lb/>
machst Verse und ich auch, in einem Hauswesen ge-<lb/>
nügt ein Poet.&#x201F; Und damit verstieß er sie und hei-<lb/>
rathete die Waldenserin.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Der Ehemann, heißt es im Schwabenspiegel, ist der<lb/>
Frauen Voigt und Meister.&#x201F;</p><lb/>
        <p>Jm Mittelalter war <choice><sic>allerdigs</sic><corr>allerdings</corr></choice> auch eine Scheidung<lb/>
für Frauen zulässig. Aber die Beweisgründe, die sie<lb/>
&#x2003;
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[94/0102] besserung leichtfertiger Weiber geht von einem deutschen Manne aus, der auf der Höhe der Bildung seiner Zeit steht. Haben wir es nicht herrlich weit gebracht? Wer weiß, am Ende ist die ganze moderne Frauenbewegung nichts als eine Emeute gegen das Mürbeprügeln der Weiber, und sie bezweckt nichts, als die Emancipation des Weibes vom Stock. Aber kehren wir zum Mittelalter zurück. Wenn es in Gemäßheit des Gesetzes der Gegen- seitigkeit einmal einer Frau einfiel, ihren Mann zu schlagen, dann mußte sie sich verkehrt auf einen Esel setzen und so im Lande umherreiten. Aber nicht blos schlagen durfte der Mann seine Frau, sondern auch verstoßen. Ein berühmter Trou- badour, Namens Raymond de Meraval, war vermählt mit Gandereinca, die Trobadour war wie er. Von diesem wird uns erzählt, daß er sich in eine schöne Wal- denserin verliebte. Und er sagte zu Gandereinca: „Du machst Verse und ich auch, in einem Hauswesen ge- nügt ein Poet.‟ Und damit verstieß er sie und hei- rathete die Waldenserin. „Der Ehemann, heißt es im Schwabenspiegel, ist der Frauen Voigt und Meister.‟ Jm Mittelalter war allerdings auch eine Scheidung für Frauen zulässig. Aber die Beweisgründe, die sie  

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-04-07T16:13:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-04-07T16:13:32Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876/102
Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876/102>, abgerufen am 08.10.2024.