Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697.

Bild:
<< vorherige Seite

Daniel Heinsius in notis ad Silii Italici lib. 13.

CXXXIII. Drum auch Thomas Bartholinus libro de aperto latere Christi c. 7. vorgibt/ daß die Creutze in gemein sehr hoch gewesen seyn/ absonderlich weil man sich in Lateinischer Sprache der Rede-Arthen sublati in Cruces, exaltati. Item ascendisse in Cruces gebrauchte/ auch altae, altiores & altissimae cruces in libris vulgatis zu finden.

CXXXIV. Kipping aber in tract. de Cruce Exercit. 28. §. 3. bringet/ bey daß die gemeine Creutze nicht so gar hoch gewesen (1) weil die Cruciarii von der Erden auf das sedile, oder den n. 94. gedachten Sitz erst gehoben und gesetzet / hernach ihnen die Hände und letztlich die Füsse angenagelt worden. (2) Brachte man sie vollends vom Leben zum Tode/ der Gestalt/ daß man entweder sie mit einer Lantze oder Spieß durchstach/ oder von Hunden am Creutz zerreissen ließ / Feuer unter sie machte und verbrante/ oder ihnen die Beine zerbrach/ drum sie nothwendig niedrig gewesen seyn müssen/ daß man ihnen dißfals beykommen können / zumahl die Römer keine lange Piqven, sondern kurtze Spiesse/ etwa Manneslang führeten/ und also nicht so gar hoch damit reichen kunten.

(3) Mochten auch die am + hangende mit ihren Befreundten reden/ wie der HErr Christus selber mit seine Mutter gethan. Gestalt denn Bomilcar alß er mitten am Marckt zu Carthago gecreutziget ward/ an demselben/ gleich auf einer Catheder der Bürger Laster schalt/ und zur Besserung sie ermahnete.

Just. lib. 22. Histor.

CXXXV. Etliche liederliche Vögel hat man auch gefunden/ die ungeachtet sie am Creutze gehangen/ dennoch ihre Anschauer ins Gesichte gespützet/ de qvibus Seneca libro de vita beata cap. 19.

(4) Wenn die Creutze gar zu hoch gewesen/ hätte man die Uberschrifft entweder gar nicht/ oder doch nicht wohl lesen können.

(5) Und letztens vermochte man mit leichter Mühe die todte Cörper/ ohne Lettern von dem Creutzen herab bringen.

CXXXVI. Oben gedachter Bartholinus in Epistola ad Claudium Salmasium cent. 1. Epist. Medic. n. 94. gibt ferner vor/ daß Creutz Christi wäre viel höher gewesen als der andern ihre; allein weil die Evangelisten/ die doch alles so eigentlich/ was bey der Creutzigung vorgangen aufgeschrieben/ hievon nichts melden/ läst man solche ungewisse Meinung fahren.

CXXXVII. Doch ist gewiß/ daß die Creutze gemeiniglich auf Hügel und erhabene Orthen gesetzet worden/ bevorab an den Heer- und andern Strassen/ da viel hin und wieder gehens war.

Daniel Heinsius in notis ad Silii Italici lib. 13.

CXXXIII. Drum auch Thomas Bartholinus libro de aperto latere Christi c. 7. vorgibt/ daß die Creutze in gemein sehr hoch gewesen seyn/ absonderlich weil man sich in Lateinischer Sprache der Rede-Arthen sublati in Cruces, exaltati. Item ascendisse in Cruces gebrauchte/ auch altae, altiores & altissimae cruces in libris vulgatis zu finden.

CXXXIV. Kipping aber in tract. de Cruce Exercit. 28. §. 3. bringet/ bey daß die gemeine Creutze nicht so gar hoch gewesen (1) weil die Cruciarii von der Erden auf das sedile, oder den n. 94. gedachten Sitz erst gehoben und gesetzet / hernach ihnen die Hände und letztlich die Füsse angenagelt worden. (2) Brachte man sie vollends vom Leben zum Tode/ der Gestalt/ daß man entweder sie mit einer Lantze oder Spieß durchstach/ oder von Hunden am Creutz zerreissen ließ / Feuer unter sie machte und verbrante/ oder ihnen die Beine zerbrach/ drum sie nothwendig niedrig gewesen seyn müssen/ daß man ihnen dißfals beykommen können / zumahl die Römer keine lange Piqven, sondern kurtze Spiesse/ etwa Manneslang führeten/ und also nicht so gar hoch damit reichen kunten.

(3) Mochten auch die am † hangende mit ihren Befreundten reden/ wie der HErr Christus selber mit seine Mutter gethan. Gestalt denn Bomilcar alß er mitten am Marckt zu Carthago gecreutziget ward/ an demselben/ gleich auf einer Catheder der Bürger Laster schalt/ und zur Besserung sie ermahnete.

Just. lib. 22. Histor.

CXXXV. Etliche liederliche Vögel hat man auch gefunden/ die ungeachtet sie am Creutze gehangen/ dennoch ihre Anschauer ins Gesichte gespützet/ de qvibus Seneca libro de vita beata cap. 19.

(4) Wenn die Creutze gar zu hoch gewesen/ hätte man die Uberschrifft entweder gar nicht/ oder doch nicht wohl lesen können.

(5) Und letztens vermochte man mit leichter Mühe die todte Cörper/ ohne Lettern von dem Creutzen herab bringen.

CXXXVI. Oben gedachter Bartholinus in Epistola ad Claudium Salmasium cent. 1. Epist. Medic. n. 94. gibt ferner vor/ daß Creutz Christi wäre viel höher gewesen als der andern ihre; allein weil die Evangelisten/ die doch alles so eigentlich/ was bey der Creutzigung vorgangen aufgeschrieben/ hievon nichts melden/ läst man solche ungewisse Meinung fahren.

CXXXVII. Doch ist gewiß/ daß die Creutze gemeiniglich auf Hügel und erhabene Orthen gesetzet worden/ bevorab an den Heer- und andern Strassen/ da viel hin und wieder gehens war.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0532" n="522"/>
        <p>Daniel Heinsius in notis ad Silii Italici lib. 13.</p>
        <p>CXXXIII. Drum auch Thomas Bartholinus libro de aperto latere Christi c. 7.                      vorgibt/ daß die Creutze in gemein sehr hoch gewesen seyn/ absonderlich weil                      man sich in Lateinischer Sprache der Rede-Arthen sublati in Cruces, exaltati.                      Item ascendisse in Cruces gebrauchte/ auch altae, altiores &amp; altissimae                      cruces in libris vulgatis zu finden.</p>
        <p>CXXXIV. Kipping aber in tract. de Cruce Exercit. 28. §. 3. bringet/ bey daß die                      gemeine Creutze nicht so gar hoch gewesen (1) weil die Cruciarii von der Erden                      auf das sedile, oder den n. 94. gedachten Sitz erst gehoben und gesetzet /                      hernach ihnen die Hände und letztlich die Füsse angenagelt worden. (2) Brachte                      man sie vollends vom Leben zum Tode/ der Gestalt/ daß man entweder sie mit                      einer Lantze oder Spieß durchstach/ oder von Hunden am Creutz zerreissen ließ /                      Feuer unter sie machte und verbrante/ oder ihnen die Beine zerbrach/ drum sie                      nothwendig niedrig gewesen seyn müssen/ daß man ihnen dißfals beykommen können                     / zumahl die Römer keine lange Piqven, sondern kurtze Spiesse/ etwa Manneslang                      führeten/ und also nicht so gar hoch damit reichen kunten.</p>
        <p>(3) Mochten auch die am &#x2020; hangende mit ihren Befreundten reden/ wie der HErr                      Christus selber mit seine Mutter gethan. Gestalt denn Bomilcar alß er mitten am                      Marckt zu Carthago gecreutziget ward/ an demselben/ gleich auf einer Catheder                      der Bürger Laster schalt/ und zur Besserung sie ermahnete.</p>
        <p>Just. lib. 22. Histor.</p>
        <p>CXXXV. Etliche liederliche Vögel hat man auch gefunden/ die ungeachtet sie am                      Creutze gehangen/ dennoch ihre Anschauer ins Gesichte gespützet/ de qvibus                      Seneca libro de vita beata cap. 19.</p>
        <p>(4) Wenn die Creutze gar zu hoch gewesen/ hätte man die Uberschrifft entweder                      gar nicht/ oder doch nicht wohl lesen können.</p>
        <p>(5) Und letztens vermochte man mit leichter Mühe die todte Cörper/ ohne Lettern                      von dem Creutzen herab bringen.</p>
        <p>CXXXVI. Oben gedachter Bartholinus in Epistola ad Claudium Salmasium cent. 1.                      Epist. Medic. n. 94. gibt ferner vor/ daß Creutz Christi wäre viel höher                      gewesen als der andern ihre; allein weil die Evangelisten/ die doch alles so                      eigentlich/ was bey der Creutzigung vorgangen aufgeschrieben/ hievon nichts                      melden/ läst man solche ungewisse Meinung fahren.</p>
        <p>CXXXVII. Doch ist gewiß/ daß die Creutze gemeiniglich auf Hügel und erhabene                      Orthen gesetzet worden/ bevorab an den Heer- und andern Strassen/ da viel hin                      und wieder gehens war.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[522/0532] Daniel Heinsius in notis ad Silii Italici lib. 13. CXXXIII. Drum auch Thomas Bartholinus libro de aperto latere Christi c. 7. vorgibt/ daß die Creutze in gemein sehr hoch gewesen seyn/ absonderlich weil man sich in Lateinischer Sprache der Rede-Arthen sublati in Cruces, exaltati. Item ascendisse in Cruces gebrauchte/ auch altae, altiores & altissimae cruces in libris vulgatis zu finden. CXXXIV. Kipping aber in tract. de Cruce Exercit. 28. §. 3. bringet/ bey daß die gemeine Creutze nicht so gar hoch gewesen (1) weil die Cruciarii von der Erden auf das sedile, oder den n. 94. gedachten Sitz erst gehoben und gesetzet / hernach ihnen die Hände und letztlich die Füsse angenagelt worden. (2) Brachte man sie vollends vom Leben zum Tode/ der Gestalt/ daß man entweder sie mit einer Lantze oder Spieß durchstach/ oder von Hunden am Creutz zerreissen ließ / Feuer unter sie machte und verbrante/ oder ihnen die Beine zerbrach/ drum sie nothwendig niedrig gewesen seyn müssen/ daß man ihnen dißfals beykommen können / zumahl die Römer keine lange Piqven, sondern kurtze Spiesse/ etwa Manneslang führeten/ und also nicht so gar hoch damit reichen kunten. (3) Mochten auch die am † hangende mit ihren Befreundten reden/ wie der HErr Christus selber mit seine Mutter gethan. Gestalt denn Bomilcar alß er mitten am Marckt zu Carthago gecreutziget ward/ an demselben/ gleich auf einer Catheder der Bürger Laster schalt/ und zur Besserung sie ermahnete. Just. lib. 22. Histor. CXXXV. Etliche liederliche Vögel hat man auch gefunden/ die ungeachtet sie am Creutze gehangen/ dennoch ihre Anschauer ins Gesichte gespützet/ de qvibus Seneca libro de vita beata cap. 19. (4) Wenn die Creutze gar zu hoch gewesen/ hätte man die Uberschrifft entweder gar nicht/ oder doch nicht wohl lesen können. (5) Und letztens vermochte man mit leichter Mühe die todte Cörper/ ohne Lettern von dem Creutzen herab bringen. CXXXVI. Oben gedachter Bartholinus in Epistola ad Claudium Salmasium cent. 1. Epist. Medic. n. 94. gibt ferner vor/ daß Creutz Christi wäre viel höher gewesen als der andern ihre; allein weil die Evangelisten/ die doch alles so eigentlich/ was bey der Creutzigung vorgangen aufgeschrieben/ hievon nichts melden/ läst man solche ungewisse Meinung fahren. CXXXVII. Doch ist gewiß/ daß die Creutze gemeiniglich auf Hügel und erhabene Orthen gesetzet worden/ bevorab an den Heer- und andern Strassen/ da viel hin und wieder gehens war.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum02_1697
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum02_1697/532
Zitationshilfe: Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum02_1697/532>, abgerufen am 24.11.2024.