Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697.Beneigter Leser. OBwohl nach dem Absehen des Allmächtigen Schöpffers/ eine allgemeine und sterswährende Freundschafft unter den Menschen blühen solte/ Krafft welcher sie nicht allein von euserlicher Feindschafft und Verletzung abstünden/ sondern auch mit auffrichtiger Liebes-Bezeugung/ einer des andern Nutzen/ besöderten / so ist es doch leider! am Tage/ wie in bürgerlicher Gesellschafft so gar wenig dieser Göttlichen Absicht nachgelebet werde/ und wie im Gegentheil der meiste Theil der Menschen gleichsam Tag und Nacht darauff tichte/ auff was Maase er durch anderer Verletzung/ sich einigen Vortheil erjagen möge. Es geschiehet solches nicht allein durch offenbahre Laster/ welche durch ein allgemeines Urthel aller Völcker vor Bubenstücke gehalten werden/ sondern es giebet auch über dieses tausenderley Arten des Betrugs/ welche unter dem Schein Rechtens dergestalt künstlich getrieben werden/ daß die einfältige Welt dergleichen Bößwichter mehrentheils vor Leute von grossen meriten hält. Es ist wohl keine / an ihm selbst sonst löbliche/ nützliche oder zum wenigsten zuläßige menschliche Anordnung/ die nicht zu anderer Veracht- und Beleidigung gemißbrauchet werde / selbst die heylsamste Sache/ die Religion, ist zu allen Zeiten ein beqvemes Mittel gewesen/ durch welches die Boßheit und Unwissenheit/ die grösten Schelmstücke verübet/ und das natürliche Liebes-Band unverantwortlich zerrüttet. Wie nun dieses alles/ sonder Zweiffel von der verderbten Natur/ als der wahren Ursach/ herrhü- Beneigter Leser. OBwohl nach dem Absehen des Allmächtigen Schöpffers/ eine allgemeine und sterswährende Freundschafft unter den Menschen blühen solte/ Krafft welcher sie nicht allein von euserlicher Feindschafft und Verletzung abstünden/ sondern auch mit auffrichtiger Liebes-Bezeugung/ einer des andern Nutzen/ besöderten / so ist es doch leider! am Tage/ wie in bürgerlicher Gesellschafft so gar wenig dieser Göttlichen Absicht nachgelebet werde/ und wie im Gegentheil der meiste Theil der Menschen gleichsam Tag und Nacht darauff tichte/ auff was Maase er durch anderer Verletzung/ sich einigen Vortheil erjagen möge. Es geschiehet solches nicht allein durch offenbahre Laster/ welche durch ein allgemeines Urthel aller Völcker vor Bubenstücke gehalten werden/ sondern es giebet auch über dieses tausenderley Arten des Betrugs/ welche unter dem Schein Rechtens dergestalt künstlich getrieben werden/ daß die einfältige Welt dergleichen Bößwichter mehrentheils vor Leute von grossen meriten hält. Es ist wohl keine / an ihm selbst sonst löbliche/ nützliche oder zum wenigsten zuläßige menschliche Anordnung/ die nicht zu anderer Veracht- und Beleidigung gemißbrauchet werde / selbst die heylsamste Sache/ die Religion, ist zu allen Zeiten ein beqvemes Mittel gewesen/ durch welches die Boßheit und Unwissenheit/ die grösten Schelmstücke verübet/ und das natürliche Liebes-Band unverantwortlich zerrüttet. Wie nun dieses alles/ sonder Zweiffel von der verderbten Natur/ als der wahren Ursach/ herrhü- <TEI> <text> <front> <div> <pb facs="#f0005"/> <head>Beneigter Leser.</head> <p>OBwohl nach dem Absehen des Allmächtigen Schöpffers/ eine allgemeine und sterswährende Freundschafft unter den Menschen blühen solte/ Krafft welcher sie nicht allein von euserlicher Feindschafft und Verletzung abstünden/ sondern auch mit auffrichtiger Liebes-Bezeugung/ einer des andern Nutzen/ besöderten / so ist es doch leider! am Tage/ wie in bürgerlicher Gesellschafft so gar wenig dieser Göttlichen Absicht nachgelebet werde/ und wie im Gegentheil der meiste Theil der Menschen gleichsam Tag und Nacht darauff tichte/ auff was Maase er durch anderer Verletzung/ sich einigen Vortheil erjagen möge. Es geschiehet solches nicht allein durch offenbahre Laster/ welche durch ein allgemeines Urthel aller Völcker vor Bubenstücke gehalten werden/ sondern es giebet auch über dieses tausenderley Arten des Betrugs/ welche unter dem Schein Rechtens dergestalt künstlich getrieben werden/ daß die einfältige Welt dergleichen Bößwichter mehrentheils vor Leute von grossen meriten hält. Es ist wohl keine / an ihm selbst sonst löbliche/ nützliche oder zum wenigsten zuläßige menschliche Anordnung/ die nicht zu anderer Veracht- und Beleidigung gemißbrauchet werde / selbst die heylsamste Sache/ die Religion, ist zu allen Zeiten ein beqvemes Mittel gewesen/ durch welches die Boßheit und Unwissenheit/ die grösten Schelmstücke verübet/ und das natürliche Liebes-Band unverantwortlich zerrüttet. Wie nun dieses alles/ sonder Zweiffel von der verderbten Natur/ als der wahren Ursach/ herrhü- </p> </div> </front> </text> </TEI> [0005]
Beneigter Leser. OBwohl nach dem Absehen des Allmächtigen Schöpffers/ eine allgemeine und sterswährende Freundschafft unter den Menschen blühen solte/ Krafft welcher sie nicht allein von euserlicher Feindschafft und Verletzung abstünden/ sondern auch mit auffrichtiger Liebes-Bezeugung/ einer des andern Nutzen/ besöderten / so ist es doch leider! am Tage/ wie in bürgerlicher Gesellschafft so gar wenig dieser Göttlichen Absicht nachgelebet werde/ und wie im Gegentheil der meiste Theil der Menschen gleichsam Tag und Nacht darauff tichte/ auff was Maase er durch anderer Verletzung/ sich einigen Vortheil erjagen möge. Es geschiehet solches nicht allein durch offenbahre Laster/ welche durch ein allgemeines Urthel aller Völcker vor Bubenstücke gehalten werden/ sondern es giebet auch über dieses tausenderley Arten des Betrugs/ welche unter dem Schein Rechtens dergestalt künstlich getrieben werden/ daß die einfältige Welt dergleichen Bößwichter mehrentheils vor Leute von grossen meriten hält. Es ist wohl keine / an ihm selbst sonst löbliche/ nützliche oder zum wenigsten zuläßige menschliche Anordnung/ die nicht zu anderer Veracht- und Beleidigung gemißbrauchet werde / selbst die heylsamste Sache/ die Religion, ist zu allen Zeiten ein beqvemes Mittel gewesen/ durch welches die Boßheit und Unwissenheit/ die grösten Schelmstücke verübet/ und das natürliche Liebes-Band unverantwortlich zerrüttet. Wie nun dieses alles/ sonder Zweiffel von der verderbten Natur/ als der wahren Ursach/ herrhü-
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Zitationshilfe: | Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum02_1697/5>, abgerufen am 22.07.2024. |