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Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697.

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den ersten Hieb dran thun wolte/ schlug das Beil ümb und verwundete denselben tödtlich. Drüber entstund bey den Christen Traurigkeit bey den Preussen aber ein grosses Frolocken als die es vor eine Rache und Straffe ihrer Götter hielten. Als dieses dem Anshelmo zu Ohren kahm/ wurd er im Geist entzündet/ nahm selbst eine Axt zur Hand/ geing mit grossen Eifer an die Eiche/ und hieb getrost hinein. Drauf befahl er Feuer herbey zu tragen/ und verbrannte sie also sammt den Götzen/ weil es zu langweilig wahr/ sie vollends abzuhauen. Nichts desto weniger haben die alte Preussen das Beil/ damit der Christ verwundet wahr/ an sich gebracht/ und es an den Ort/ wo jetzo Heiligenbeil stehet/ (welches Städtlein auch noch daher den Nahmen haben soll) in einer Capelle verwahret / und für ein sonderlich Heiligthum gehalten.

Die dritte Eich von unglaublicher Grösse/ soll an den Ort/ wo jetzo Marienburg lieget/ gestanden haben/ wiewohl andere vorgeben/ sie sey im Culmischen Lande / wo die alte Stadt Thoren erbauet/ befindlich gewesen/ welche die Creutzherren bey ihrer Ankunfft in Preussen/ als ein Castell besestiget/ und sich draus wieder den Anlauff der alten Preussen gewehret.

Die vierdte Eiche von seltzame/ ja fast unerhörter Dicke und Höhe/ hat gestanden im Dorf Oppen/ nicht weit von Welau über den Pregel in einen Garten an der Landstrasse/ war inwendig hohl/ und so weit/ daß einer mit einem grossen Gaul hinein reithen/ und darinnen sich mit dem Gaul herum werffen oder tummeln können.

Casp. Henneberg in Erklärung der Preußischen Land-Tafel/ pag. 472. & seqq.

M. Christoph. Hartknoch in den Preußischen Historien part. 1. c. 5. pag. 117. usqve 119.

LXV. Johannes Loccenius lib. I. Antiq. Suec. Goth. cap. 3. schreibet daß vor etlichen Jahren in einen Sudermannischen Kirchspiel Osterhanningen nahe bey dem Gut Wendelsoo/ als ein Knecht des Besitzers solchen Guts einen Wacholderbaum / welcher auf einen lustigen und runden Ort mit andern unterschiedener Art Bäumen umbgeben war/ und seine Aeste schön ausbreitete/ zur Haus-Nothdurfft umbhauen wolte/ da ist eine Stimme gehöret worden/ haue den Wacholder-Baum nicht umb. Der Knecht meinete sein Compan hät dieses schertzweise geredet/ sihet sich derwegen umb/ als er aber keines Menschen gewahr wird/ machet er sich wieder an eben den Baum: Als er aber an dem ist/ daß er schon die Axt aufhieb und zuhauen wolte/ höret er wiederumb die vorige Stimme/ ich sage dir haue den

den ersten Hieb dran thun wolte/ schlug das Beil ümb und verwundete denselben tödtlich. Drüber entstund bey den Christen Traurigkeit bey den Preussen aber ein grosses Frolocken als die es vor eine Rache und Straffe ihrer Götter hielten. Als dieses dem Anshelmo zu Ohren kahm/ wurd er im Geist entzündet/ nahm selbst eine Axt zur Hand/ geing mit grossen Eifer an die Eiche/ und hieb getrost hinein. Drauf befahl er Feuer herbey zu tragen/ und verbrannte sie also sammt den Götzen/ weil es zu langweilig wahr/ sie vollends abzuhauen. Nichts desto weniger haben die alte Preussen das Beil/ damit der Christ verwundet wahr/ an sich gebracht/ und es an den Ort/ wo jetzo Heiligenbeil stehet/ (welches Städtlein auch noch daher den Nahmen haben soll) in einer Capelle verwahret / und für ein sonderlich Heiligthum gehalten.

Die dritte Eich von unglaublicher Grösse/ soll an den Ort/ wo jetzo Marienburg lieget/ gestanden haben/ wiewohl andere vorgeben/ sie sey im Culmischen Lande / wo die alte Stadt Thoren erbauet/ befindlich gewesen/ welche die Creutzherren bey ihrer Ankunfft in Preussen/ als ein Castell besestiget/ und sich draus wieder den Anlauff der alten Preussen gewehret.

Die vierdte Eiche von seltzame/ ja fast unerhörter Dicke uñ Höhe/ hat gestanden im Dorf Oppen/ nicht weit von Welau über den Pregel in einen Garten an der Landstrasse/ war inwendig hohl/ und so weit/ daß einer mit einem grossen Gaul hinein reithen/ und darinnen sich mit dem Gaul herum werffen oder tummeln können.

Casp. Henneberg in Erklärung der Preußischen Land-Tafel/ pag. 472. & seqq.

M. Christoph. Hartknoch in den Preußischen Historien part. 1. c. 5. pag. 117. usqve 119.

LXV. Johannes Loccenius lib. I. Antiq. Suec. Goth. cap. 3. schreibet daß vor etlichen Jahren in einen Sudermannischen Kirchspiel Osterhanningen nahe bey dem Gut Wendelsoo/ als ein Knecht des Besitzers solchen Guts einen Wacholderbaum / welcher auf einen lustigen und runden Ort mit andern unterschiedener Art Bäumen umbgeben war/ und seine Aeste schön ausbreitete/ zur Haus-Nothdurfft umbhauen wolte/ da ist eine Stimme gehöret worden/ haue den Wacholder-Baum nicht umb. Der Knecht meinete sein Compan hät dieses schertzweise geredet/ sihet sich derwegen umb/ als er aber keines Menschen gewahr wird/ machet er sich wieder an eben den Baum: Als er aber an dem ist/ daß er schon die Axt aufhieb und zuhauen wolte/ höret er wiederumb die vorige Stimme/ ich sage dir haue den

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[31/0041] den ersten Hieb dran thun wolte/ schlug das Beil ümb und verwundete denselben tödtlich. Drüber entstund bey den Christen Traurigkeit bey den Preussen aber ein grosses Frolocken als die es vor eine Rache und Straffe ihrer Götter hielten. Als dieses dem Anshelmo zu Ohren kahm/ wurd er im Geist entzündet/ nahm selbst eine Axt zur Hand/ geing mit grossen Eifer an die Eiche/ und hieb getrost hinein. Drauf befahl er Feuer herbey zu tragen/ und verbrannte sie also sammt den Götzen/ weil es zu langweilig wahr/ sie vollends abzuhauen. Nichts desto weniger haben die alte Preussen das Beil/ damit der Christ verwundet wahr/ an sich gebracht/ und es an den Ort/ wo jetzo Heiligenbeil stehet/ (welches Städtlein auch noch daher den Nahmen haben soll) in einer Capelle verwahret / und für ein sonderlich Heiligthum gehalten. Die dritte Eich von unglaublicher Grösse/ soll an den Ort/ wo jetzo Marienburg lieget/ gestanden haben/ wiewohl andere vorgeben/ sie sey im Culmischen Lande / wo die alte Stadt Thoren erbauet/ befindlich gewesen/ welche die Creutzherren bey ihrer Ankunfft in Preussen/ als ein Castell besestiget/ und sich draus wieder den Anlauff der alten Preussen gewehret. Die vierdte Eiche von seltzame/ ja fast unerhörter Dicke uñ Höhe/ hat gestanden im Dorf Oppen/ nicht weit von Welau über den Pregel in einen Garten an der Landstrasse/ war inwendig hohl/ und so weit/ daß einer mit einem grossen Gaul hinein reithen/ und darinnen sich mit dem Gaul herum werffen oder tummeln können. Casp. Henneberg in Erklärung der Preußischen Land-Tafel/ pag. 472. & seqq. M. Christoph. Hartknoch in den Preußischen Historien part. 1. c. 5. pag. 117. usqve 119. LXV. Johannes Loccenius lib. I. Antiq. Suec. Goth. cap. 3. schreibet daß vor etlichen Jahren in einen Sudermannischen Kirchspiel Osterhanningen nahe bey dem Gut Wendelsoo/ als ein Knecht des Besitzers solchen Guts einen Wacholderbaum / welcher auf einen lustigen und runden Ort mit andern unterschiedener Art Bäumen umbgeben war/ und seine Aeste schön ausbreitete/ zur Haus-Nothdurfft umbhauen wolte/ da ist eine Stimme gehöret worden/ haue den Wacholder-Baum nicht umb. Der Knecht meinete sein Compan hät dieses schertzweise geredet/ sihet sich derwegen umb/ als er aber keines Menschen gewahr wird/ machet er sich wieder an eben den Baum: Als er aber an dem ist/ daß er schon die Axt aufhieb und zuhauen wolte/ höret er wiederumb die vorige Stimme/ ich sage dir haue den

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Zitationshilfe: Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum02_1697/41>, abgerufen am 27.04.2024.