Döpler, Jacob: Theatripoenarum, Suppliciorum Et Executionum Crminalium, Oder Schau-Platzes Derer Leibes- und Lebens-Strafen. Bd. 2. Leipzig, 1697.CCXXII. Anno 1578 ist ein Dieb zu Königsberg gehenckt worden/ welcher bekannt daß er sein Lebtage so viele Beutel habe abgeschnitten daß man sie auf einen Wagen nicht alle führen würde. Casp. Henneberg in Chron. Pruss. Matthaeus Hammer in Virid. Hist. p. 293.CCXXIII. Es melden die Legenden daß vor zeiten in einer Kirche zwey Götzen gestanden/ welche den Leuten es offenbahret so jemandten etwas von den jenigen / so dahin geflüchtet/ weg gestohlen hatte. Als nun ein leichtfertiger Geselle den Kirchen-Schatz geraubt/ und noch so kühn war daß er den einen Götzen fragen durffte wer der Thäter wäre? antwortete solcher ungescheuet: Du bist der Dieb! Worüber der verrathene Bube dermassen ergrimmete/ daß er gedachtem Bilde flucks den Kopf zerschmetterte. Wie dieses geschehen/ trat er auch für den andern Götzen/ und begehrte zu wissen wer das Kirchen-Geld geraubet hätte? Dieser aber wolte weder reden noch den Dieb melden. Endlich nach vielen angestelten Versöhnopffern spricht der Götze: Man muß sich jetzo in die Zeit schicken/ die Leute werden immer ärger/ wer die Warheit saget/ dessen Kopfstehet in grosser Gefahr. Artemidor. Cap. 66. CCXXIV. Als dem vor Lützen gebliebenen Schwedischen König Gustavo Adolpho für eines Marqvetenters Zelt eine geraubete Kuh gewiesen ward/ faslete er selbst den Marqvetenter beym Haaren/ führete ihn zum Profos und sprach Komm Sohn/ es ist besser daß ich dich/ denn GOtt/ deinet wegen/ meine Armee oder mich strafe/ und ließ ihn aufhengen. Beer in der Schwedischen Chronic. c. 102. CCXXV. Albertus Wallenstein Hertzog zu Friedland war ein seltzamer Tyrann/ er beschenckte leicht Niemandten weniger als tausend Ducaten/ straffte auch nicht ausser dem Leben/ dennoch gab er keinen Faulentzer/ sondern stund früh auf / und beobachtete seine Regierungs-Geschäffte. Da ihn sein Cammer-Diener einsten nicht bey Zeit aufgeweckt hatte/ ließ er ihn des Morgens strack hencken. Christoph. Förstner cap 18. sub. lib. 9. Tacit. Sein Wort so er fast stets in Munde geführet ist gewesen: Laste die Bestie hencken. CCXXVI. Anno Christi 1347. wahr Krieg zwischen den Bischoff zu Halberstadt und den Grafen von Regenstein. Nun hatte der Bischoff einen CCXXII. Anno 1578 ist ein Dieb zu Königsberg gehenckt worden/ welcher bekannt daß er sein Lebtage so viele Beutel habe abgeschnitten daß man sie auf einen Wagen nicht alle führen würde. Casp. Henneberg in Chron. Pruss. Matthaeus Hammer in Virid. Hist. p. 293.CCXXIII. Es melden die Legenden daß vor zeiten in einer Kirche zwey Götzen gestanden/ welche den Leuten es offenbahret so jemandten etwas von den jenigen / so dahin geflüchtet/ weg gestohlen hatte. Als nun ein leichtfertiger Geselle den Kirchen-Schatz geraubt/ und noch so kühn war daß er den einen Götzen fragen durffte wer der Thäter wäre? antwortete solcher ungescheuet: Du bist der Dieb! Worüber der verrathene Bube dermassen ergrimmete/ daß er gedachtem Bilde flucks den Kopf zerschmetterte. Wie dieses geschehen/ trat er auch für den andern Götzen/ und begehrte zu wissen wer das Kirchen-Geld geraubet hätte? Dieser aber wolte weder reden noch den Dieb melden. Endlich nach vielen angestelten Versöhnopffern spricht der Götze: Man muß sich jetzo in die Zeit schicken/ die Leute werden immer ärger/ wer die Warheit saget/ dessen Kopfstehet in grosser Gefahr. Artemidor. Cap. 66. CCXXIV. Als dem vor Lützen gebliebenen Schwedischen König Gustavo Adolpho für eines Marqvetenters Zelt eine geraubete Kuh gewiesen ward/ faslete er selbst den Marqvetenter beym Haaren/ führete ihn zum Profos und sprach Komm Sohn/ es ist besser daß ich dich/ denn GOtt/ deinet wegen/ meine Armée oder mich strafe/ und ließ ihn aufhengen. Beer in der Schwedischen Chronic. c. 102. CCXXV. Albertus Wallenstein Hertzog zu Friedland war ein seltzamer Tyrann/ er beschenckte leicht Niemandten weniger als tausend Ducaten/ straffte auch nicht ausser dem Leben/ dennoch gab er keinen Faulentzer/ sondern stund früh auf / und beobachtete seine Regierungs-Geschäffte. Da ihn sein Cammer-Diener einsten nicht bey Zeit aufgeweckt hatte/ ließ er ihn des Morgens strack hencken. Christoph. Förstner cap 18. sub. lib. 9. Tacit. Sein Wort so er fast stets in Munde geführet ist gewesen: Laste die Bestie hencken. CCXXVI. Anno Christi 1347. wahr Krieg zwischen den Bischoff zu Halberstadt und den Grafen von Regenstein. Nun hatte der Bischoff einen <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0268" n="258"/> <p>CCXXII. Anno 1578 ist ein Dieb zu Königsberg gehenckt worden/ welcher bekannt daß er sein Lebtage so viele Beutel habe abgeschnitten daß man sie auf einen Wagen nicht alle führen würde.</p> <l>Casp. Henneberg in Chron. Pruss.</l> <l>Matthaeus Hammer in Virid. Hist. p. 293.</l> <p>CCXXIII. Es melden die Legenden daß vor zeiten in einer Kirche zwey Götzen gestanden/ welche den Leuten es offenbahret so jemandten etwas von den jenigen / so dahin geflüchtet/ weg gestohlen hatte. Als nun ein leichtfertiger Geselle den Kirchen-Schatz geraubt/ und noch so kühn war daß er den einen Götzen fragen durffte wer der Thäter wäre? antwortete solcher ungescheuet: Du bist der Dieb! Worüber der verrathene Bube dermassen ergrimmete/ daß er gedachtem Bilde flucks den Kopf zerschmetterte. Wie dieses geschehen/ trat er auch für den andern Götzen/ und begehrte zu wissen wer das Kirchen-Geld geraubet hätte? Dieser aber wolte weder reden noch den Dieb melden. Endlich nach vielen angestelten Versöhnopffern spricht der Götze: Man muß sich jetzo in die Zeit schicken/ die Leute werden immer ärger/ wer die Warheit saget/ dessen Kopfstehet in grosser Gefahr.</p> <p>Artemidor. Cap. 66.</p> <p>CCXXIV. Als dem vor Lützen gebliebenen Schwedischen König Gustavo Adolpho für eines Marqvetenters Zelt eine geraubete Kuh gewiesen ward/ faslete er selbst den Marqvetenter beym Haaren/ führete ihn zum Profos und sprach Komm Sohn/ es ist besser daß ich dich/ denn GOtt/ deinet wegen/ meine Armée oder mich strafe/ und ließ ihn aufhengen.</p> <p>Beer in der Schwedischen Chronic. c. 102.</p> <p>CCXXV. Albertus Wallenstein Hertzog zu Friedland war ein seltzamer Tyrann/ er beschenckte leicht Niemandten weniger als tausend Ducaten/ straffte auch nicht ausser dem Leben/ dennoch gab er keinen Faulentzer/ sondern stund früh auf / und beobachtete seine Regierungs-Geschäffte. Da ihn sein Cammer-Diener einsten nicht bey Zeit aufgeweckt hatte/ ließ er ihn des Morgens strack hencken.</p> <p>Christoph. Förstner cap 18. sub. lib. 9. Tacit.</p> <p>Sein Wort so er fast stets in Munde geführet ist gewesen: Laste die Bestie hencken.</p> <p>CCXXVI. Anno Christi 1347. wahr Krieg zwischen den Bischoff zu Halberstadt und den Grafen von Regenstein. Nun hatte der Bischoff einen </p> </div> </body> </text> </TEI> [258/0268]
CCXXII. Anno 1578 ist ein Dieb zu Königsberg gehenckt worden/ welcher bekannt daß er sein Lebtage so viele Beutel habe abgeschnitten daß man sie auf einen Wagen nicht alle führen würde.
Casp. Henneberg in Chron. Pruss. Matthaeus Hammer in Virid. Hist. p. 293. CCXXIII. Es melden die Legenden daß vor zeiten in einer Kirche zwey Götzen gestanden/ welche den Leuten es offenbahret so jemandten etwas von den jenigen / so dahin geflüchtet/ weg gestohlen hatte. Als nun ein leichtfertiger Geselle den Kirchen-Schatz geraubt/ und noch so kühn war daß er den einen Götzen fragen durffte wer der Thäter wäre? antwortete solcher ungescheuet: Du bist der Dieb! Worüber der verrathene Bube dermassen ergrimmete/ daß er gedachtem Bilde flucks den Kopf zerschmetterte. Wie dieses geschehen/ trat er auch für den andern Götzen/ und begehrte zu wissen wer das Kirchen-Geld geraubet hätte? Dieser aber wolte weder reden noch den Dieb melden. Endlich nach vielen angestelten Versöhnopffern spricht der Götze: Man muß sich jetzo in die Zeit schicken/ die Leute werden immer ärger/ wer die Warheit saget/ dessen Kopfstehet in grosser Gefahr.
Artemidor. Cap. 66.
CCXXIV. Als dem vor Lützen gebliebenen Schwedischen König Gustavo Adolpho für eines Marqvetenters Zelt eine geraubete Kuh gewiesen ward/ faslete er selbst den Marqvetenter beym Haaren/ führete ihn zum Profos und sprach Komm Sohn/ es ist besser daß ich dich/ denn GOtt/ deinet wegen/ meine Armée oder mich strafe/ und ließ ihn aufhengen.
Beer in der Schwedischen Chronic. c. 102.
CCXXV. Albertus Wallenstein Hertzog zu Friedland war ein seltzamer Tyrann/ er beschenckte leicht Niemandten weniger als tausend Ducaten/ straffte auch nicht ausser dem Leben/ dennoch gab er keinen Faulentzer/ sondern stund früh auf / und beobachtete seine Regierungs-Geschäffte. Da ihn sein Cammer-Diener einsten nicht bey Zeit aufgeweckt hatte/ ließ er ihn des Morgens strack hencken.
Christoph. Förstner cap 18. sub. lib. 9. Tacit.
Sein Wort so er fast stets in Munde geführet ist gewesen: Laste die Bestie hencken.
CCXXVI. Anno Christi 1347. wahr Krieg zwischen den Bischoff zu Halberstadt und den Grafen von Regenstein. Nun hatte der Bischoff einen
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