Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693.XV. Da aber einer durch einen Unglücks-Fall/ u. nicht zur Straffe um seine rechte Hand oder Finger an derselben kommen wäre/ kan er wohl bey Abschwerung der Eyde die lincke Hand und Finger aufheben und gebrauchen. Speidel. in specul. jur. v. Hand. pag. 564. XVI. An etlichen Orthen pfleget man bey den Eyd-Schwüren Lichter anzuzünden/ und wieder auszuleschen/ darbey diese Worte brauchend: Eben so tilge der gerechte GOtt deinen Nahmen aus den Lebens-Buch/ und lassen dein Gedächtnis stincken / so du mit Falschheit uns/ deine vorgesetzten Obern/ betreugst/ oder mit Unwarheit umgehest. Endlich werden die Kertzen auf den Erdboden geworffen/ mit Füssen drüber gangen/ und geschicht folgender Wunsch: GOtt zertrete so dein Glück und Wohlfarth/ wenn du unrecht hast. Christoph. Nicol. 3. Paßions-Predigt. M. Joh. Stiefler/ Geistl. Hist. Schatz / c. 11. pag. 469. XVII. Die Reussen und Liefländer legen ein Stück ausgegrabenen Rasen [Turff] aufs Haupt/ nehmen einen Stecken/ davon die Rinde abgeschelet/ in die Hand/ und schweren/ anzudeuten/ daß/ wo ihr Eyd falsch/ sie und alle das Jhrige auch gleicher gestalt verdorren/ verschwartzen und verarmen möchten/ ja sie setzen auch hinzu: So ich unrecht schwere/ gehe der Fluch über meinen Leib und Seele / mich/ meine Kinder/ und alle meine Wohlfarth/ biß ins neundte Glied. Idem Ibidem. Mit was vor Ceremonien die Moren schweren/ und sich eydlich reinigen/ kan man lesen in Erasm. Francisci Guinesischen und Americanischen Bluhmen-Busch/ part 2. pag. 72. XVIII. Weil dann nun durch solch Aufheben der Finger der Schwerende GOtt zum Zeugen anrufft/ und auf demsleben gleichsam weiset/ daß er alle das jenige / was er versprochen und zugesaget hat/ treulich und unverbrüchlich halten/ und nicht darwieder thun wolle: So ist nicht unbillig/ daß/ wenn er demselben freventlicher/ muthwilliger und Eydbrüchiger weise zuwieder handelt / an solchen aufgehobenen Fingern/ andern zum Abscheu/ Schrecken und Beyspiehl / abgestraffet werde. Massen denn die Straffe der Abhauung der Finger bey ietzigen Zeiten in zweyen unterschiedlichen Fällen noch üblich ist/ als: Erstlich/ wenn einer vor Gericht üm Geld und Guthes willen/ so in seinen Nutzen kommen/ einen gelehrten Meineyd geschwo- XV. Da aber einer durch einen Unglücks-Fall/ u. nicht zur Straffe um seine rechte Hand oder Finger an derselben kommen wäre/ kan er wohl bey Abschwerung der Eyde die lincke Hand und Finger aufheben und gebrauchen. Speidel. in specul. jur. v. Hand. pag. 564. XVI. An etlichen Orthen pfleget man bey den Eyd-Schwüren Lichter anzuzünden/ und wieder auszuleschen/ darbey diese Worte brauchend: Eben so tilge der gerechte GOtt deinen Nahmen aus den Lebens-Buch/ und lassen dein Gedächtnis stincken / so du mit Falschheit uns/ deine vorgesetzten Obern/ betreugst/ oder mit Unwarheit umgehest. Endlich werden die Kertzen auf den Erdboden geworffen/ mit Füssen drüber gangen/ und geschicht folgender Wunsch: GOtt zertrete so dein Glück und Wohlfarth/ wenn du unrecht hast. Christoph. Nicol. 3. Paßions-Predigt. M. Joh. Stiefler/ Geistl. Hist. Schatz / c. 11. pag. 469. XVII. Die Reussen und Liefländer legen ein Stück ausgegrabenen Rasen [Turff] aufs Haupt/ nehmen einen Stecken/ davon die Rinde abgeschelet/ in die Hand/ und schweren/ anzudeuten/ daß/ wo ihr Eyd falsch/ sie und alle das Jhrige auch gleicher gestalt verdorren/ verschwartzen und verarmen möchten/ ja sie setzen auch hinzu: So ich unrecht schwere/ gehe der Fluch über meinen Leib und Seele / mich/ meine Kinder/ und alle meine Wohlfarth/ biß ins neundte Glied. Idem Ibidem. Mit was vor Ceremonien die Moren schweren/ und sich eydlich reinigen/ kan man lesen in Erasm. Francisci Guinesischen und Americanischen Bluhmen-Busch/ part 2. pag. 72. XVIII. Weil dann nun durch solch Aufheben der Finger der Schwerende GOtt zum Zeugen anrufft/ und auf demsleben gleichsam weiset/ daß er alle das jenige / was er versprochen und zugesaget hat/ treulich und unverbrüchlich halten/ und nicht darwieder thun wolle: So ist nicht unbillig/ daß/ weñ er demselben freventlicher/ muthwilliger und Eydbrüchiger weise zuwieder handelt / an solchen aufgehobenen Fingern/ andern zum Abscheu/ Schrecken und Beyspiehl / abgestraffet werde. Massen denn die Straffe der Abhauung der Finger bey ietzigen Zeiten in zweyen unterschiedlichen Fällen noch üblich ist/ als: Erstlich/ wenn einer vor Gericht üm Geld und Guthes willen/ so in seinen Nutzen kommen/ einen gelehrten Meineyd geschwo- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0973" n="967"/> <p>XV. Da aber einer durch einen Unglücks-Fall/ u. nicht zur Straffe um seine rechte Hand oder Finger an derselben kommen wäre/ kan er wohl bey Abschwerung der Eyde die lincke Hand und Finger aufheben und gebrauchen.</p> <p>Speidel. in specul. jur. v. Hand. pag. 564.</p> <p>XVI. An etlichen Orthen pfleget man bey den Eyd-Schwüren Lichter anzuzünden/ und wieder auszuleschen/ darbey diese Worte brauchend: Eben so tilge der gerechte GOtt deinen Nahmen aus den Lebens-Buch/ und lassen dein Gedächtnis stincken / so du mit Falschheit uns/ deine vorgesetzten Obern/ betreugst/ oder mit Unwarheit umgehest. Endlich werden die Kertzen auf den Erdboden geworffen/ mit Füssen drüber gangen/ und geschicht folgender Wunsch: GOtt zertrete so dein Glück und Wohlfarth/ wenn du unrecht hast.</p> <p>Christoph. Nicol. 3. Paßions-Predigt. M. Joh. Stiefler/ Geistl. Hist. Schatz / c. 11. pag. 469.</p> <p>XVII. Die Reussen und Liefländer legen ein Stück ausgegrabenen Rasen [Turff] aufs Haupt/ nehmen einen Stecken/ davon die Rinde abgeschelet/ in die Hand/ und schweren/ anzudeuten/ daß/ wo ihr Eyd falsch/ sie und alle das Jhrige auch gleicher gestalt verdorren/ verschwartzen und verarmen möchten/ ja sie setzen auch hinzu: So ich unrecht schwere/ gehe der Fluch über meinen Leib und Seele / mich/ meine Kinder/ und alle meine Wohlfarth/ biß ins neundte Glied.</p> <p>Idem Ibidem.</p> <p>Mit was vor Ceremonien die Moren schweren/ und sich eydlich reinigen/ kan man lesen in Erasm. Francisci Guinesischen und Americanischen Bluhmen-Busch/ part 2. pag. 72.</p> <p>XVIII. Weil dann nun durch solch Aufheben der Finger der Schwerende GOtt zum Zeugen anrufft/ und auf demsleben gleichsam weiset/ daß er alle das jenige / was er versprochen und zugesaget hat/ treulich und unverbrüchlich halten/ und nicht darwieder thun wolle: So ist nicht unbillig/ daß/ weñ er demselben freventlicher/ muthwilliger und Eydbrüchiger weise zuwieder handelt / an solchen aufgehobenen Fingern/ andern zum Abscheu/ Schrecken und Beyspiehl / abgestraffet werde. Massen denn die Straffe der Abhauung der Finger bey ietzigen Zeiten in zweyen unterschiedlichen Fällen noch üblich ist/ als: Erstlich/ wenn einer vor Gericht üm Geld und Guthes willen/ so in seinen Nutzen kommen/ einen gelehrten Meineyd geschwo- </p> </div> </body> </text> </TEI> [967/0973]
XV. Da aber einer durch einen Unglücks-Fall/ u. nicht zur Straffe um seine rechte Hand oder Finger an derselben kommen wäre/ kan er wohl bey Abschwerung der Eyde die lincke Hand und Finger aufheben und gebrauchen.
Speidel. in specul. jur. v. Hand. pag. 564.
XVI. An etlichen Orthen pfleget man bey den Eyd-Schwüren Lichter anzuzünden/ und wieder auszuleschen/ darbey diese Worte brauchend: Eben so tilge der gerechte GOtt deinen Nahmen aus den Lebens-Buch/ und lassen dein Gedächtnis stincken / so du mit Falschheit uns/ deine vorgesetzten Obern/ betreugst/ oder mit Unwarheit umgehest. Endlich werden die Kertzen auf den Erdboden geworffen/ mit Füssen drüber gangen/ und geschicht folgender Wunsch: GOtt zertrete so dein Glück und Wohlfarth/ wenn du unrecht hast.
Christoph. Nicol. 3. Paßions-Predigt. M. Joh. Stiefler/ Geistl. Hist. Schatz / c. 11. pag. 469.
XVII. Die Reussen und Liefländer legen ein Stück ausgegrabenen Rasen [Turff] aufs Haupt/ nehmen einen Stecken/ davon die Rinde abgeschelet/ in die Hand/ und schweren/ anzudeuten/ daß/ wo ihr Eyd falsch/ sie und alle das Jhrige auch gleicher gestalt verdorren/ verschwartzen und verarmen möchten/ ja sie setzen auch hinzu: So ich unrecht schwere/ gehe der Fluch über meinen Leib und Seele / mich/ meine Kinder/ und alle meine Wohlfarth/ biß ins neundte Glied.
Idem Ibidem.
Mit was vor Ceremonien die Moren schweren/ und sich eydlich reinigen/ kan man lesen in Erasm. Francisci Guinesischen und Americanischen Bluhmen-Busch/ part 2. pag. 72.
XVIII. Weil dann nun durch solch Aufheben der Finger der Schwerende GOtt zum Zeugen anrufft/ und auf demsleben gleichsam weiset/ daß er alle das jenige / was er versprochen und zugesaget hat/ treulich und unverbrüchlich halten/ und nicht darwieder thun wolle: So ist nicht unbillig/ daß/ weñ er demselben freventlicher/ muthwilliger und Eydbrüchiger weise zuwieder handelt / an solchen aufgehobenen Fingern/ andern zum Abscheu/ Schrecken und Beyspiehl / abgestraffet werde. Massen denn die Straffe der Abhauung der Finger bey ietzigen Zeiten in zweyen unterschiedlichen Fällen noch üblich ist/ als: Erstlich/ wenn einer vor Gericht üm Geld und Guthes willen/ so in seinen Nutzen kommen/ einen gelehrten Meineyd geschwo-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |