Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite

burg ein Mann beschuldiget/ daß er solte etliche Häuser angesteckt haben. Er verneinte solches/ entschuldigte sich dessen auch eydlich/ als aber nichts helffen wolte/ erbot er sich zu der gemeinen Probe des glüenden Eisens/ welches ihm auch zu gelassen wurde. Worauf er das glüende Eisen ein ziemlich stück Weges getragen/ und endlich aus der Hand geworffen/ die ihm gantz unversehrt blieben. Das Eisen ist mit hoher Verwunderung allen Leuten aus de Augen verschwunden. Es verläufft schier ein gantzes Jahr/ biß ein ander/ so die öffentliche Stadtgassen mit Steinen zupflastern Willens/ in den Sande des Orts selbiges Eisen noch glüend antrifft / und die rechte Hand dran verbrennet. Dessen sich die/ so darbey gestanden / verwundert/ und es dem Obersten Befehlshaber daselbst angedeutet/ welcher alsobald Argwohn bekommen/ dieser müste der That schüldig seyn/ so vorhin dem Unschuldigen Schuld gegeben worden/ und ihn albald zur scharffen Frage gezogen. Da er seine Missethat gestanden/ und darum aufs Rad geleget worden /

Albert. Cranz. lib. 8. Wandal. c. 31. Hans Peckmann/ in der Lübeckischen Chronic. p. 22. Hottom. de Feudis c. 44.

CCXXIV. Ja es haben Vorzeiten die Geistliche selbsten nicht allein ihrer Kirchen und Clöster Befugniß durch diese Ordalia behaupten wollen/ sondern man hat auch fast in der gantzen Christenheit in Europa zu sonderbarer Einrichtung solcher Ordaliorum, die Geistlichkeit herbey gezogen/ und Gottes Wort darüber brauchen [oder vielmehr mißbrauchen] lassen/ davon in antiqvissimis monumentis viel Dinges zu lesen.

CCXXV. Die Form/ Art und Weise derselben/ item wie es darbey hergangen / beschreiben /

ex Legibus Adelstani, Regis Angliae, qvae est numero XXX. Spelmannus in Concil. Decret. Anglic. pag. 404. circa annum Christi 928. und Joh. Bromton, in Chron. ad annum 924. fol. 824. mit diesen Worten.

Si qvis Judicium ferri vel aqvae subire vult, accedat tribus ante noctibus ad Presbyterum, qvi sanctificare debet eum, & pascat se pane & sale & aqva & herbis, & audiat Missas singulorum ipsorum trium dierum, & offerat, & eat ad Sacro-sanctam Communionem ipsa die, qva Ordalium examinari debebit, & juret, qvod jure publico sit innocens illius accusationis, anteqvam ad Ordalium veniat. Et si judicium aqvae frigi-

burg ein Mann beschuldiget/ daß er solte etliche Häuser angesteckt haben. Er verneinte solches/ entschuldigte sich dessen auch eydlich/ als aber nichts helffen wolte/ erbot er sich zu der gemeinen Probe des glüenden Eisens/ welches ihm auch zu gelassen wurde. Worauf er das glüende Eisen ein ziemlich stück Weges getragen/ und endlich aus der Hand geworffen/ die ihm gantz unversehrt blieben. Das Eisen ist mit hoher Verwunderung allen Leuten aus de Augen verschwunden. Es verläufft schier ein gantzes Jahr/ biß ein ander/ so die öffentliche Stadtgassen mit Steinen zupflastern Willens/ in den Sande des Orts selbiges Eisen noch glüend antrifft / und die rechte Hand dran verbrennet. Dessen sich die/ so darbey gestanden / verwundert/ und es dem Obersten Befehlshaber daselbst angedeutet/ welcher alsobald Argwohn bekommen/ dieser müste der That schüldig seyn/ so vorhin dem Unschuldigen Schuld gegeben worden/ und ihn albald zur scharffen Frage gezogen. Da er seine Missethat gestanden/ und darum aufs Rad geleget worden /

Albert. Cranz. lib. 8. Wandal. c. 31. Hans Peckmann/ in der Lübeckischen Chronic. p. 22. Hottom. de Feudis c. 44.

CCXXIV. Ja es haben Vorzeiten die Geistliche selbsten nicht allein ihrer Kirchen und Clöster Befugniß durch diese Ordalia behaupten wollen/ sondern man hat auch fast in der gantzen Christenheit in Europa zu sonderbarer Einrichtung solcher Ordaliorum, die Geistlichkeit herbey gezogen/ und Gottes Wort darüber brauchen [oder vielmehr mißbrauchen] lassen/ davon in antiqvissimis monumentis viel Dinges zu lesen.

CCXXV. Die Form/ Art und Weise derselben/ item wie es darbey hergangen / beschreiben /

ex Legibus Adelstani, Regis Angliae, qvae est numero XXX. Spelmannus in Concil. Decret. Anglic. pag. 404. circa annum Christi 928. und Joh. Bromton, in Chron. ad annum 924. fol. 824. mit diesen Worten.

Si qvis Judicium ferri vel aqvae subire vult, accedat tribus ante noctibus ad Presbyterum, qvi sanctificare debet eum, & pascat se pane & sale & aqva & herbis, & audiat Missas singulorum ipsorum trium dierum, & offerat, & eat ad Sacro-sanctam Communionem ipsa die, qva Ordalium examinari debebit, & juret, qvod jure publico sit innocens illius accusationis, anteqvam ad Ordalium veniat. Et si judicium aqvae frigi-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0094" n="78"/>
burg ein Mann beschuldiget/ daß er                      solte etliche Häuser angesteckt haben. Er verneinte solches/ entschuldigte sich                      dessen auch eydlich/ als aber nichts helffen wolte/ erbot er sich zu der                      gemeinen Probe des glüenden Eisens/ welches ihm auch zu gelassen wurde. Worauf                      er das glüende Eisen ein ziemlich stück Weges getragen/ und endlich aus der                      Hand geworffen/ die ihm gantz unversehrt blieben. Das Eisen ist mit hoher                      Verwunderung allen Leuten aus de Augen verschwunden. Es verläufft schier ein                      gantzes Jahr/ biß ein ander/ so die öffentliche Stadtgassen mit Steinen                      zupflastern Willens/ in den Sande des Orts selbiges Eisen noch glüend antrifft                     / und die rechte Hand dran verbrennet. Dessen sich die/ so darbey gestanden /                      verwundert/ und es dem Obersten Befehlshaber daselbst angedeutet/ welcher                      alsobald Argwohn bekommen/ dieser müste der That schüldig seyn/ so vorhin dem                      Unschuldigen Schuld gegeben worden/ und ihn albald zur scharffen Frage gezogen.                      Da er seine Missethat gestanden/ und darum aufs Rad geleget worden /</p>
        <l>Albert. Cranz. lib. 8. Wandal. c. 31.</l>
        <l>Hans Peckmann/ in der Lübeckischen Chronic. p. 22.</l>
        <l>Hottom. de Feudis c. 44.</l>
        <p>CCXXIV. Ja es haben Vorzeiten die Geistliche selbsten nicht allein ihrer Kirchen                      und Clöster Befugniß durch diese Ordalia behaupten wollen/ sondern man hat auch                      fast in der gantzen Christenheit in Europa zu sonderbarer Einrichtung solcher                      Ordaliorum, die Geistlichkeit herbey gezogen/ und Gottes Wort darüber brauchen                      [oder vielmehr mißbrauchen] lassen/ davon in antiqvissimis monumentis viel                      Dinges zu lesen.</p>
        <p>CCXXV. Die Form/ Art und Weise derselben/ item wie es darbey hergangen /                      beschreiben /</p>
        <l>ex Legibus Adelstani, Regis Angliae, qvae est numero XXX.</l>
        <l>Spelmannus in Concil. Decret. Anglic. pag. 404. circa annum Christi 928.</l>
        <l>und Joh. Bromton, in Chron. ad annum 924. fol. 824. mit diesen Worten.</l>
        <p>Si qvis Judicium ferri vel aqvae subire vult, accedat tribus ante noctibus ad                      Presbyterum, qvi sanctificare debet eum, &amp; pascat se pane &amp; sale &amp;                      aqva &amp; herbis, &amp; audiat Missas singulorum ipsorum trium dierum, &amp;                      offerat, &amp; eat ad Sacro-sanctam Communionem ipsa die, qva Ordalium examinari                      debebit, &amp; juret, qvod jure publico sit innocens illius accusationis,                      anteqvam ad Ordalium veniat. Et si judicium aqvae frigi-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0094] burg ein Mann beschuldiget/ daß er solte etliche Häuser angesteckt haben. Er verneinte solches/ entschuldigte sich dessen auch eydlich/ als aber nichts helffen wolte/ erbot er sich zu der gemeinen Probe des glüenden Eisens/ welches ihm auch zu gelassen wurde. Worauf er das glüende Eisen ein ziemlich stück Weges getragen/ und endlich aus der Hand geworffen/ die ihm gantz unversehrt blieben. Das Eisen ist mit hoher Verwunderung allen Leuten aus de Augen verschwunden. Es verläufft schier ein gantzes Jahr/ biß ein ander/ so die öffentliche Stadtgassen mit Steinen zupflastern Willens/ in den Sande des Orts selbiges Eisen noch glüend antrifft / und die rechte Hand dran verbrennet. Dessen sich die/ so darbey gestanden / verwundert/ und es dem Obersten Befehlshaber daselbst angedeutet/ welcher alsobald Argwohn bekommen/ dieser müste der That schüldig seyn/ so vorhin dem Unschuldigen Schuld gegeben worden/ und ihn albald zur scharffen Frage gezogen. Da er seine Missethat gestanden/ und darum aufs Rad geleget worden / Albert. Cranz. lib. 8. Wandal. c. 31. Hans Peckmann/ in der Lübeckischen Chronic. p. 22. Hottom. de Feudis c. 44. CCXXIV. Ja es haben Vorzeiten die Geistliche selbsten nicht allein ihrer Kirchen und Clöster Befugniß durch diese Ordalia behaupten wollen/ sondern man hat auch fast in der gantzen Christenheit in Europa zu sonderbarer Einrichtung solcher Ordaliorum, die Geistlichkeit herbey gezogen/ und Gottes Wort darüber brauchen [oder vielmehr mißbrauchen] lassen/ davon in antiqvissimis monumentis viel Dinges zu lesen. CCXXV. Die Form/ Art und Weise derselben/ item wie es darbey hergangen / beschreiben / ex Legibus Adelstani, Regis Angliae, qvae est numero XXX. Spelmannus in Concil. Decret. Anglic. pag. 404. circa annum Christi 928. und Joh. Bromton, in Chron. ad annum 924. fol. 824. mit diesen Worten. Si qvis Judicium ferri vel aqvae subire vult, accedat tribus ante noctibus ad Presbyterum, qvi sanctificare debet eum, & pascat se pane & sale & aqva & herbis, & audiat Missas singulorum ipsorum trium dierum, & offerat, & eat ad Sacro-sanctam Communionem ipsa die, qva Ordalium examinari debebit, & juret, qvod jure publico sit innocens illius accusationis, anteqvam ad Ordalium veniat. Et si judicium aqvae frigi-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/94
Zitationshilfe: Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/94>, abgerufen am 24.11.2024.