Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite

der Scharffrichter ihr die Hände hinterwarts auf den Rücken zusammen/ daß die beyde Daumen aneinander kahmen/ nahm die

Daum-Schrauben /

und schraubte damit zum erstenmahl [gleich wie die Glocke 4. schlug] zu.

Inquisitin.

drückte die Augen zu/ machte ein krum Maul/ und schrye auweh! auweh! Fluchte / daß die Potzhundert sc. Wie drücket das Schelmeding so hart!

Der Ambtmann

verwiese ihr das Fluchen/ an stat dessen sie billig bethen/ und ihre Sünde bekennen solte: Imgleichen ihre andere frevele Reden.

Scharffrichter

sagte/ das wäre nur der Anfang und Kinderspiehl/ er wolte ihr schon besser kommen/ lüfftete die Daum-Schrauben/ und schraubete dieselbe zum andernmahl zu.

Inquisitin

rief/ halt in! halt in! Es geschicht mir Gewalt und Unrecht/ ihr werdet es vor GOtt zuverantworten haben/ daß ihr mich arme Frau so peiniget und quälet/ da ich doch unschuldig bin. Schrie weiter/ au weh! au weh! Ach! Ach! ich vergehe! Ich bin keine Hexe/ ich weiß nichts vom Teufel/ ich habe ihn nicht gesehen / nichts gelernet/ auch keinen Menschen noch Vieh ichtwas zu leide gethan.

Der Ambtmann

sagte/ man thäte ihr nicht zuviel/ sondern was Urthel und Recht mit sich gebracht hätte/ und dieses wäre noch nichts gegen die andere Marter und Pein / womit man sie noch weiter belegen würde/ wenn sie ihr verstocktes Hertz und Gemüthe nicht änderte/ sich erweichen liesse/ und die Warheit bekennete. Indes lüfftete der Scharffrichter die Daumen-Schrauben wieder.

Inquisitin

fieng an zulachen/ und fragte: wie sie denn sprechen solte? Begehrete/ man möchte es ihr-doch vorsagen. Und wahren ihre Augen so greulich anzuse-

der Scharffrichter ihr die Hände hinterwarts auf den Rücken zusammen/ daß die beyde Daumen aneinander kahmen/ nahm die

Daum-Schrauben /

und schraubte damit zum erstenmahl [gleich wie die Glocke 4. schlug] zu.

Inquisitin.

drückte die Augen zu/ machte ein krum Maul/ und schrye auweh! auweh! Fluchte / daß die Potzhundert sc. Wie drücket das Schelmeding so hart!

Der Ambtmann

verwiese ihr das Fluchen/ an stat dessen sie billig bethen/ und ihre Sünde bekennen solte: Imgleichen ihre andere frevele Reden.

Scharffrichter

sagte/ das wäre nur der Anfang und Kinderspiehl/ er wolte ihr schon besser kommen/ lüfftete die Daum-Schrauben/ und schraubete dieselbe zum andernmahl zu.

Inquisitin

rief/ halt in! halt in! Es geschicht mir Gewalt und Unrecht/ ihr werdet es vor GOtt zuverantworten haben/ daß ihr mich arme Frau so peiniget und quälet/ da ich doch unschuldig bin. Schrie weiter/ au weh! au weh! Ach! Ach! ich vergehe! Ich bin keine Hexe/ ich weiß nichts vom Teufel/ ich habe ihn nicht gesehen / nichts gelernet/ auch keinen Menschen noch Vieh ichtwas zu leide gethan.

Der Ambtmann

sagte/ man thäte ihr nicht zuviel/ sondern was Urthel und Recht mit sich gebracht hätte/ und dieses wäre noch nichts gegen die andere Marter und Pein / womit man sie noch weiter belegen würde/ wenn sie ihr verstocktes Hertz und Gemüthe nicht änderte/ sich erweichen liesse/ und die Warheit bekennete. Indes lüfftete der Scharffrichter die Daumen-Schrauben wieder.

Inquisitin

fieng an zulachen/ und fragte: wie sie denn sprechen solte? Begehrete/ man möchte es ihr-doch vorsagen. Und wahren ihre Augen so greulich anzuse-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0414" n="398"/>
der Scharffrichter ihr die Hände hinterwarts auf den                      Rücken zusammen/ daß die beyde Daumen aneinander kahmen/ nahm die</p>
        <p>Daum-Schrauben /</p>
        <p>und schraubte damit zum erstenmahl [gleich wie die Glocke 4. schlug] zu.</p>
        <p>Inquisitin.</p>
        <p>drückte die Augen zu/ machte ein krum Maul/ und schrye auweh! auweh! Fluchte /                      daß die Potzhundert sc. Wie drücket das Schelmeding so hart!</p>
        <p>Der Ambtmann</p>
        <p>verwiese ihr das Fluchen/ an stat dessen sie billig bethen/ und ihre Sünde                      bekennen solte: Imgleichen ihre andere frevele Reden.</p>
        <p>Scharffrichter</p>
        <p>sagte/ das wäre nur der Anfang und Kinderspiehl/ er wolte ihr schon besser                      kommen/ lüfftete die Daum-Schrauben/ und schraubete dieselbe zum andernmahl                      zu.</p>
        <p>Inquisitin</p>
        <p>rief/ halt in! halt in! Es geschicht mir Gewalt und Unrecht/ ihr werdet es vor                      GOtt zuverantworten haben/ daß ihr mich arme Frau so peiniget und quälet/ da                      ich doch unschuldig bin. Schrie weiter/ au weh! au weh! Ach! Ach! ich vergehe!                      Ich bin keine Hexe/ ich weiß nichts vom Teufel/ ich habe ihn nicht gesehen /                      nichts gelernet/ auch keinen Menschen noch Vieh ichtwas zu leide gethan.</p>
        <p>Der Ambtmann</p>
        <p>sagte/ man thäte ihr nicht zuviel/ sondern was Urthel und Recht mit sich                      gebracht hätte/ und dieses wäre noch nichts gegen die andere Marter und Pein /                      womit man sie noch weiter belegen würde/ wenn sie ihr verstocktes Hertz und                      Gemüthe nicht änderte/ sich erweichen liesse/ und die Warheit bekennete. Indes                      lüfftete der Scharffrichter die Daumen-Schrauben wieder.</p>
        <p>Inquisitin</p>
        <p>fieng an zulachen/ und fragte: wie sie denn sprechen solte? Begehrete/ man                      möchte es ihr-doch vorsagen. Und wahren ihre Augen so greulich anzuse-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[398/0414] der Scharffrichter ihr die Hände hinterwarts auf den Rücken zusammen/ daß die beyde Daumen aneinander kahmen/ nahm die Daum-Schrauben / und schraubte damit zum erstenmahl [gleich wie die Glocke 4. schlug] zu. Inquisitin. drückte die Augen zu/ machte ein krum Maul/ und schrye auweh! auweh! Fluchte / daß die Potzhundert sc. Wie drücket das Schelmeding so hart! Der Ambtmann verwiese ihr das Fluchen/ an stat dessen sie billig bethen/ und ihre Sünde bekennen solte: Imgleichen ihre andere frevele Reden. Scharffrichter sagte/ das wäre nur der Anfang und Kinderspiehl/ er wolte ihr schon besser kommen/ lüfftete die Daum-Schrauben/ und schraubete dieselbe zum andernmahl zu. Inquisitin rief/ halt in! halt in! Es geschicht mir Gewalt und Unrecht/ ihr werdet es vor GOtt zuverantworten haben/ daß ihr mich arme Frau so peiniget und quälet/ da ich doch unschuldig bin. Schrie weiter/ au weh! au weh! Ach! Ach! ich vergehe! Ich bin keine Hexe/ ich weiß nichts vom Teufel/ ich habe ihn nicht gesehen / nichts gelernet/ auch keinen Menschen noch Vieh ichtwas zu leide gethan. Der Ambtmann sagte/ man thäte ihr nicht zuviel/ sondern was Urthel und Recht mit sich gebracht hätte/ und dieses wäre noch nichts gegen die andere Marter und Pein / womit man sie noch weiter belegen würde/ wenn sie ihr verstocktes Hertz und Gemüthe nicht änderte/ sich erweichen liesse/ und die Warheit bekennete. Indes lüfftete der Scharffrichter die Daumen-Schrauben wieder. Inquisitin fieng an zulachen/ und fragte: wie sie denn sprechen solte? Begehrete/ man möchte es ihr-doch vorsagen. Und wahren ihre Augen so greulich anzuse-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/414
Zitationshilfe: Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/414>, abgerufen am 09.05.2024.