XXXVI. Thomas Morus, Cantzlar in Engelland/ als es eben andem war/ daß er sein Haupt auf den Block legen/ und geköft werden solte/ antwortete dem Scharffrichter/ da selbiger nach Gewohnheit um Verzeihung bath/ er wolte es ihm gerne verzeihen/ aber mit diesem Bedinge/ daß[unleserliches Material]er sich hütete/ ihm den Bart nicht mit hinweg zuschneiden. Welchen Schertz ihm etliche/ bey sothanen Zustand/ da er nunmehr an der Ewigkeit Schwelle gestanden/ übel außlegten / weil es heisset: Schaffet daß ihr silig werdet mit Furcht und Zittern/ Phil. 2. Erasm Francisc. p. 1. Trauer-Spiegels.
XXXVII. Zu Lübec hielt sich ein feiner ehrlicher Mann vor diesen auf/ der hatte einen grossen langen grünen Bart/ welcher also von sich selber war aus dem Kinn gewachsen weil er ein Pfannen-Schmied gewesen: Aber wenn es das machen solte / müsten alle Kupffer-Schmiede grüne Bärte haben. M. Joh. Conler, part. 1. lib. 6. c. 33. Oeconom. Add. Tom. 4. Ephemerid. Nat. Cur. Obs 155. Item Autorem der Monat: Unterredungen/ Mens. Jun. 1689. p. 625 allwo mehr Exempel zufinden.
XXXVIII. Die gestutzte Bärthe sollen An. 1566. an des Ertz-Bischoffs von Magdeburg Hoff zu Halla in Sachsen auf kommen seyn/ wie Michael Pabst in seinem Kunst- und Artzney-Buch anführet.
XXXIX. Es haben aber nich allein Männer grosse Bärte gehabt/ sondern man hat auch wohl dergleichen zuweilen bey Weibes-Personen angetroffen. Also schreibet Danaeus, c. 97. de Haeresibus, daß der Georgianer Weiber/ so in Meden und Persien/ und an den Caspischen Meer wohnen/ Bärthe wie die Männer haben. Imgleichen erzehlet Tobias Magirus, in Polymnem. fol. 148. daß er Anno 1605. in Siebenbürgen eine Jungfer mit einen solchen grossen Barth gesehen. Zacutus, lib. 3. Pract. observ. 91. saget gar/ daß ihm ein Mädgen von 3. Jahren vorkommen / so gantz rauch auf dem Leibe gewesen/ mit einen langen Barth. Mehr Exempel kan man bey dem Caspar Schotto, lib. 3. Phys. Curios. c. 32. pag. 482. & 483 finden/ allwo er zugleich mit anführet/ daß die heilige Liberata, welche sonst Wilgefortis genennet wird/ und in den Märter-Büchern auf den 20. Julii eingeschrieben stehet/ eines Heidnischen Königs in Lusitania Tochter/ sie aber eine Christin gewesen/ von ihren leiblichen Vater/ wegen ihrer ausbündigen Schönheit zur Ehe begehret worden/ sie aber GOtt flehentlich angeruffen/ daß er doch an ihr alle dasjenige ändern und weg nehmen möchte/ was ihren Vater / sie zu lieben/ anreitzen möchte/ da es denn geschehen/ daß sie einen heßlichen und garstigen/ langen
XXXVI. Thomas Morus, Cantzlar in Engelland/ als es eben andem war/ daß er sein Haupt auf den Block legen/ und geköft werden solte/ antwortete dem Scharffrichter/ da selbiger nach Gewohnheit um Verzeihung bath/ er wolte es ihm gerne verzeihen/ aber mit diesem Bedinge/ daß[unleserliches Material]er sich hütete/ ihm den Bart nicht mit hinweg zuschneiden. Welchen Schertz ihm etliche/ bey sothanen Zustand/ da er nunmehr an der Ewigkeit Schwelle gestanden/ übel außlegten / weil es heisset: Schaffet daß ihr silig werdet mit Furcht und Zittern/ Phil. 2. Erasm Francisc. p. 1. Trauer-Spiegels.
XXXVII. Zu Lübec hielt sich ein feiner ehrlicher Mann vor diesen auf/ der hatte einen grossen langen grünen Bart/ welcher also von sich selber war aus dem Kinn gewachsen weil er ein Pfannen-Schmied gewesen: Aber wenn es das machen solte / müsten alle Kupffer-Schmiede grüne Bärte haben. M. Joh. Cõler, part. 1. lib. 6. c. 33. Oeconom. Add. Tom. 4. Ephemerid. Nat. Cur. Obs 155. Item Autorem der Monat: Unterredungen/ Mens. Jun. 1689. p. 625 allwo mehr Exempel zufinden.
XXXVIII. Die gestutzte Bärthe sollen An. 1566. an des Ertz-Bischoffs von Magdeburg Hoff zu Halla in Sachsen auf kommen seyn/ wie Michael Pabst in seinem Kunst- und Artzney-Buch anführet.
XXXIX. Es haben aber nich allein Männer grosse Bärte gehabt/ sondern man hat auch wohl dergleichen zuweilen bey Weibes-Personen angetroffen. Also schreibet Danaeus, c. 97. de Haeresibus, daß der Georgianer Weiber/ so in Meden und Persien/ und an den Caspischen Meer wohnen/ Bärthe wie die Männer haben. Imgleichen erzehlet Tobias Magirus, in Polymnem. fol. 148. daß er Anno 1605. in Siebenbürgen eine Jungfer mit einen solchen grossen Barth gesehen. Zacutus, lib. 3. Pract. observ. 91. saget gar/ daß ihm ein Mädgen von 3. Jahren vorkommen / so gantz rauch auf dem Leibe gewesen/ mit einen langen Barth. Mehr Exempel kan man bey dem Caspar Schotto, lib. 3. Phys. Curios. c. 32. pag. 482. & 483 finden/ allwo er zugleich mit anführet/ daß die heilige Liberata, welche sonst Wilgefortis genennet wird/ und in den Märter-Büchern auf den 20. Julii eingeschrieben stehet/ eines Heidnischen Königs in Lusitania Tochter/ sie aber eine Christin gewesen/ von ihren leiblichen Vater/ wegen ihrer ausbündigen Schönheit zur Ehe begehret worden/ sie aber GOtt flehentlich angeruffen/ daß er doch an ihr alle dasjenige ändern und weg nehmen möchte/ was ihren Vater / sie zu lieben/ anreitzen möchte/ da es denn geschehen/ daß sie einen heßlichen und garstigen/ langen
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XXXVI. Thomas Morus, Cantzlar in Engelland/ als es eben andem war/ daß er sein Haupt auf den Block legen/ und geköft werden solte/ antwortete dem Scharffrichter/ da selbiger nach Gewohnheit um Verzeihung bath/ er wolte es ihm gerne verzeihen/ aber mit diesem Bedinge/ daß_ er sich hütete/ ihm den Bart nicht mit hinweg zuschneiden. Welchen Schertz ihm etliche/ bey sothanen Zustand/ da er nunmehr an der Ewigkeit Schwelle gestanden/ übel außlegten / weil es heisset: Schaffet daß ihr silig werdet mit Furcht und Zittern/ Phil. 2. Erasm Francisc. p. 1. Trauer-Spiegels.
XXXVII. Zu Lübec hielt sich ein feiner ehrlicher Mann vor diesen auf/ der hatte einen grossen langen grünen Bart/ welcher also von sich selber war aus dem Kinn gewachsen weil er ein Pfannen-Schmied gewesen: Aber wenn es das machen solte / müsten alle Kupffer-Schmiede grüne Bärte haben. M. Joh. Cõler, part. 1. lib. 6. c. 33. Oeconom. Add. Tom. 4. Ephemerid. Nat. Cur. Obs 155. Item Autorem der Monat: Unterredungen/ Mens. Jun. 1689. p. 625 allwo mehr Exempel zufinden.
XXXVIII. Die gestutzte Bärthe sollen An. 1566. an des Ertz-Bischoffs von Magdeburg Hoff zu Halla in Sachsen auf kommen seyn/ wie Michael Pabst in seinem Kunst- und Artzney-Buch anführet.
XXXIX. Es haben aber nich allein Männer grosse Bärte gehabt/ sondern man hat auch wohl dergleichen zuweilen bey Weibes-Personen angetroffen. Also schreibet Danaeus, c. 97. de Haeresibus, daß der Georgianer Weiber/ so in Meden und Persien/ und an den Caspischen Meer wohnen/ Bärthe wie die Männer haben. Imgleichen erzehlet Tobias Magirus, in Polymnem. fol. 148. daß er Anno 1605. in Siebenbürgen eine Jungfer mit einen solchen grossen Barth gesehen. Zacutus, lib. 3. Pract. observ. 91. saget gar/ daß ihm ein Mädgen von 3. Jahren vorkommen / so gantz rauch auf dem Leibe gewesen/ mit einen langen Barth. Mehr Exempel kan man bey dem Caspar Schotto, lib. 3. Phys. Curios. c. 32. pag. 482. & 483 finden/ allwo er zugleich mit anführet/ daß die heilige Liberata, welche sonst Wilgefortis genennet wird/ und in den Märter-Büchern auf den 20. Julii eingeschrieben stehet/ eines Heidnischen Königs in Lusitania Tochter/ sie aber eine Christin gewesen/ von ihren leiblichen Vater/ wegen ihrer ausbündigen Schönheit zur Ehe begehret worden/ sie aber GOtt flehentlich angeruffen/ daß er doch an ihr alle dasjenige ändern und weg nehmen möchte/ was ihren Vater / sie zu lieben/ anreitzen möchte/ da es denn geschehen/ daß sie einen heßlichen und garstigen/ langen
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Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693, S. 1106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/1112>, abgerufen am 22.11.2024.
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